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Warum der Ölpreis so deutlich ansteigt – OPEC, Kasachstan, Libyen

Ein Öl-Bohrturm vor einem Sonnenuntergang

Die OPEC hatte vorgestern zusammen mit ihren externen Partnern (Russland und andere) als Gesamtgruppe namens OPEC+ beschlossen, dass man seine Öl-Fördermenge im Monat Februar wie erwartet um 400.000 Barrels pro Tag anheben wird. Bei eh schon erwarteten Angebotsüberschüssen für das ersten Quartal, und dazu noch der Verschärfung der Coronakrise durch die Omikron-Variante, war dies ein starkes Signal der Förderländer an den Terminmarkt – nämlich dass man der Meinung ist, dass trotz Omikron die globale Öl-Nachfrage nicht einbricht, und diese steigende Fördermenge vom Markt verkraftet werden kann, ohne dass der Ölpreis abstürzt. Und seit der Verkündung der OPEC+ am Dienstag ist der WTI-Ölpreis sogar deutlich angestiegen, von 76,20 Dollar auf aktuell 79,79 Dollar.

Ölpreis steigt trotz mehr Öl-Fördermenge durch die OPEC

Der Markt hat die seit Mitte letzten Jahres pro Monat um jeweils 400.000 Barrels pro Tag ansteigende Fördermenge gut verkraftet, und tut dies scheinbar auch jetzt. Und die Experten der Commerzbank verweisen aktuell darauf, dass 10 der an der Produktionserhöhung teilnehmenden OPEC-Länder ihre tägliche Produktion nur um 150.000 Barrel steigern konnten, statt wie eigentlich geplant um 250.000 Barrel. Insgesamt seien somit pro Tag im Dezember 430.000 Öl-Barrels weniger gefördert worden als geplant. Das bedeutet: Abseits der offiziellen kontinuierlichen Anhebung der Öl-Fördermenge wird in der Realität etwas weniger Öl gefördert – was aber wohl an den Kapazitäten und Förderproblemen einiger Mitgliedsländer liegen dürfte, und nicht an einer gesteuerten niedrigeren Produktion. Aber es ist dennoch ein positiver Faktor, der dem Ölpreis beim Ansteigen hilft.

Libyen mit Produktionsausfall

Auch die Fördermenge von Libyen ist ein interessanter Faktor für den Weltmarkt. Und je instabiler ein Förderland, desto schwankungsanfälliger die Produktionsmenge? Laut CNBC geht es im Fall von Libyen um eine ausgefallene Fördermenge von derzeit 500.000 Barrels pro Tag, was auf Wartungsarbeiten an den Pipelines und Stilllegungen von Ölfeldern zurückzuführen ist. Oilprice.com berichtete diese Woche von einer Beeinträchtigung von 200.000 Barrels pro Tag. So oder so – diese geringere Öl-Fördermenge in Libyen hilft der Verknappung auf dem Weltmarkt, was dem Ölpreis auf dem Weg nach oben hilft.

Aktuell wichtigster Faktor Kasachstan

Schon die ganze Woche gibt es aufgrund explodierender Energiekosten für die Bevölkerung massive Unruhen und Straßenkämpfe in Kasachstan. Die politische Unruhe nimmt zu. Dies ist für den globalen Ölmarkt wichtig, weil Kasachstan wie auch Russland im erweiterten Kreis der OPEC+ an der Steuerung der Öl-Fördermenge mitwirkt, und eine Fördermenge von 1,6 Millionen Barrels pro Tag verkörpert. Je größer die Unruhen in Kasachstan, desto größer auch die Befürchtung, dass die Ölförderung beeinträchtigt werden könnte – wofür es bisher aber noch keine Anzeichen gibt. Auch diese Unruhen in Kasachstan spielen dem steigenden Ölpreis derzeit in die Hände. Derzeit sollen wohl Soldaten aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken auf Bitte des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajewnach nach Kasachstan entsandt werden, um die dortige Lage unter Kontrolle zu bringen. Nach aktuellen Meldungen sollen russische Soldaten sogar bereits eingetroffen sein. Verschärft sich die instabile Lage in Kasachstan, könnte das dem steigenden Ölpreis einen weiteren Push geben.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten 30 Tagen Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten 30 Tagen.



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