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Ölpreis ohne Preisexplosion nach US-Angriff – aber Mega-Eskalation steht an!

Der Ölpreis steigt nach dem US-Angriff auf den Iran, aber minimal. Jetzt geht es um die mögliche Sperrung der Straße von Hormus!

Öltanker
Grafik: ChatGPT

Der Ölpreis steigt zwar gegenüber Freitag Abend, aber nur minimal von 74 auf 75 Dollar beim WTI-Öl, und von 73,65 auf 74,89 Dollar! Auch wenn die Kursanstiege heute Nacht kurzzeitig viel höher waren – die Preise kommen aktuell zurück. Die USA haben am Wochenende doch unerwartet schnell den Iran angegriffen. Es waren Angriffe auf iranische Atomanlagen. Es droht eine Mega-Eskalation für den Ölmarkt, der aktuell erstaunlich gelassen reagiert.

Chart zeigt aktuelle Bewegung im Brent-Ölpreis

Ölpreis-Anstieg minimal – Iran muss antworten

Viele Händler sagen sich aktuell wohl: Bislang haben alle Seiten auf Angriff auf Ölanlagen verzichtet, dann kann es ja nicht so schlimm kommen für den Ölmarkt! Nun muss der Iran wohl US-Einrichtungen im Nahen Osten angreifen, um nicht sein Gesicht zu verlieren. Und der Iran könnte die Straße von Hormus sperren, wodurch viel Rohöl nicht mehr mit Tankern auf den Weltmarkt gelangen könnte. Diese Szenario ist jetzt im Fokus. Sollte es eintreten, könnte der Ölpreis einen wirklich großen Sprung hinlegen – sogar über 100 Dollar? Alles wäre möglich, wenn wirklich umfangreiche Mengen an Öl vom Weltmarkt ferngehalten werden.

Straße von Hormus

Dass der Iran die Straße von Hormus wirklich sperrt, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Denn das Parlament in Teheran hat sich inzwischen für die Sperrung ausgesprochen. Nun muss noch der Oberste Nationale Sicherheitsrat des Iran zustimmen. Dann könne die Maßnahme in Kraft treten, so berichtet es der iranische Sender Press TV.

Markt wägt Risiken nach US-Angriffen auf Iran ab

Bloomberg berichtet: US-Präsident Donald Trump sagte, die Luftangriffe hätten die drei Ziele „ausgelöscht“ und drohte mit weiteren Militäraktionen, sollte der Iran keinen Frieden schließen. Teheran warnte daraufhin, die Angriffe würden „ewige Konsequenzen“ haben. Der Ölmarkt ist seit dem Angriff Israels auf den Iran vor mehr als einer Woche von der Krise erfasst, der Ölpreis steigt, das Optionsvolumen springt in die Höhe und die Terminkurve verschiebt sich, um die Spannungen hinsichtlich einer Verknappung der kurzfristigen Lieferungen widerzuspiegeln. Obwohl der Nahe Osten etwa ein Drittel der weltweiten Rohölproduktion ausmacht, gibt es bislang keine Anzeichen für tatsächliche Unterbrechungen der physischen Ölströme, auch nicht für Lieferungen durch die strategisch wichtige Straße von Hormus.

„Die Händler beginnen zu glauben, dass nichts passiert: Seit Kriegsbeginn ist der Preis um 10 Dollar pro Barrel gestiegen, jetzt sogar noch etwas mehr, und daher halte ich das Risiko auf dem Markt für angemessen“, sagte Bob McNally, Gründer von Rapidan Energy Advisers LLC und ehemaliger Energiebeauftragter des Weißen Hauses.

„Die Händler halten den Atem an und warten ab, ob Israel oder der Iran diesen Konflikt über militärische und politische Ziele hinaus auf den Energiehandel ausweiten“, sagte er gegenüber Bloomberg Television. „Bislang hat noch niemand den Abzug gedrückt – und wenn sie es nicht tun, kann ich mir eine Umkehr der Preise vorstellen.“

Die beispiellosen US-Angriffe auf den Iran sollten das Atomprogramm des Landes lahmlegen und richteten sich gegen Ziele in Fordow, Natanz und Isfahan. Am Sonntag erklärte Botschafter Amir Saeid Iravani vor den Vereinten Nationen, dass „der Zeitpunkt, die Art und das Ausmaß“ der Reaktion Teherans „von den Streitkräften des Landes entschieden werden“.

Es gibt mehrere sich überschneidende Risiken für den Rohölfluss. Das größte Risiko besteht in der Straße von Hormus, sollte Teheran versuchen, sich durch die Sperrung der engen Meerenge zu rächen. Etwa ein Fünftel der weltweiten Rohölproduktion wird über diese Wasserstraße am Eingang zum Persischen Golf transportiert.

Laut staatlichen Fernsehsendern hat das iranische Parlament die Sperrung der Meerenge gefordert. Ein solcher Schritt könnte jedoch nicht ohne die ausdrückliche Zustimmung des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei erfolgen. „Der Markt wird die Reaktion des Iran genau beobachten“, sagte Muyu Xu, Senior-Rohölanalyst bei Kpler Ltd. „Wenn der Iran die Straße von Hormus auch nur für einen Tag blockiert, könnte der Ölpreis vorübergehend auf 120 oder sogar 150 Dollar steigen.“

Konkurrierende Lieferanten

Darüber hinaus könnte Teheran beschließen, die Rohölinfrastruktur rivalisierender Lieferanten im Nahen Osten anzugreifen, beispielsweise die OPEC+-Produzenten Saudi-Arabien, Irak oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Sowohl Riad als auch Bagdad äußerten sich nach dem US-Angriff besorgt. An anderer Stelle könnte der Iran Angriffe auf Schiffe auf der anderen Seite der Arabischen Halbinsel im Roten Meer orchestrieren und die in Jemen ansässigen Houthi-Rebellen dazu ermutigen, Schiffe zu attackieren. Nach den US-Angriffen drohte die Gruppe mit Vergeltungsmaßnahmen.

Sollten die Feindseligkeiten eskalieren, könnten Teherans eigene Ölförderkapazitäten ins Visier genommen werden, darunter auch der wichtige Exporthafen auf der Insel Kharg. Ein solcher Schritt könnte jedoch zu einem Anstieg der Rohölpreise führen, was Washington wohl vermeiden möchte. Bislang blieb die Insel Kharg verschont, und Satellitenbilder deuten darauf hin, dass der Iran seine Ölexporte beschleunigen will.

Die Krise wird auch die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) und ihre Verbündeten, darunter Russland, in den Fokus rücken. In den letzten Monaten hat die OPEC+ ihre Förderbeschränkungen rasch gelockert, um Marktanteile zurückzugewinnen, doch verfügen die Mitglieder nach wie vor über erhebliche ungenutzte Kapazitäten, die reaktiviert werden könnten.

Unter den weiteren Auswirkungen auf den Markt legten auch die Kraftstoffpreise heute zu. Diesel-Futures legten um bis zu 7,8 % zu und erreichten den höchsten Preis seit Juli 2024, womit sie den Anstieg des Rohölpreises übertrafen. Der Brent-Spot-Spread – die Differenz zwischen den beiden nächstgelegenen Kontrakten, ein genau beobachteter Indikator – weitete sich zunächst auf bis zu 1,99 USD pro Barrel in Backwardation aus, nach 1,53 USD am Freitag. Anschließend gab er den größten Teil dieser Bewegung wieder ab.

„Es könnte einige Tage oder sogar Wochen dauern, bis die Reaktion des Iran auf diesen beispiellosen Angriff erkennbar wird”, schrieben die Analysten von RBC Capital Markets LLC, darunter Helima Croft, in einer Mitteilung. „Vor allem würden wir in dieser Phase vor voreiligen Schlussfolgerungen wie „das Schlimmste liegt hinter uns” warnen.”

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Die Staatsform der Islamische Republik Iran, die der Iran gemäß der UN-Charta analog zu den weiteren UN-Mitgliedsländern selbst bestimmen kann, sieht vor, daß Religionsführer Ajatollah Khamenei in der iranischen Politik im Zweifelsfall das letzte Wort hat. Die weitere Entwicklung des Ölpreises bleibt somit abzuwarten, u.a. im Zusammenhang, ob Religionsführer Ajatollah Khamenei die Straße von Hormus sperrt, oder eben nicht.

    1. Atlantik-Brücke e.V.-Vorsitzender, Ministerpräsident a.D. Sigmar Gabriel erörterte das hießige Thema im Rahmen eines aktuellen Phoenix-TV-Interviews. In diesem erklärte Gabriel, daß er nunmehr erörtert, wer im Iran die politische Richtung vorgibt: Die sogenannten Hartliner, oder die sogenannten Gemäßigten. Nun, Religionsführer Ajatollah Khamenei ist der Oberbefehlshaber der Iranische Revolutionsgarde. Staatspräsident Dr. Massud Peseschkian wird als Gemäßigter angesehen. Dr. Peseschkian agiert in der iranischen Politik als Staatspräsident innerhalb diverser politischer Leitplanken frei. Die genannten politischen Leitplanken wiederum bekommt er von Religionsführer Ajatollah Khamenei vorgegeben. Zu letzteren gehört ein Bekenntnis zur Islamische Revolution im Jahr 1979, die der Iran ja deswegen auf den Weg brachte, um seine Ölvorkommen gegenüber der CIA und dem britischen Secret Service zu sichern. Sie ist mit der UN-Charta kompatibel, da diese jedem UN-Mitgliedsland zugesteht, seine eigene Staatsform zu bestimmen.

  2. Das Wort „Esklation“ hat sich so schnell abgegriffen, dass man es schon Mega-pushen muss ;-)

    Nichts für ungut, ist mir in letzer Zeit in der normalen Presse aufgefallen, war das meist genutzte Wort seit dem die Angriffe geflogen werden.

    Interessant in dem Zusammenhang wäre, ob der Iran die Straße komplett sperren darf aus völkerrechtlicher Sicht, bzw. welche Gewässer gehören zu ihm, auf der anderen Seite sind ja die vereinigten arabischen Emirate.

    Wenn er es nicht darf, wie sollte er das denn schaffen?

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