FMW-Redaktion
Die Öl-Produzenten haben offenkundig ihren Glauben an steigende Ölpreise verloren. Das zeigen ihre Positionierungen am Future-Markt: so haben die Öl-Produzenten mit 1,3 Millionen Kontrakten so viele Short-Kontrakte im Brent-Öl aufgebaut wie noch nie. Das bedeutet: die Produzenten rechnen eher mit tieferen Preisen beim Öl, und versuchen sich durch Short-Kontrakte für einen weiteren Preisverfall abzusichern, zu hedgen.
Bohrinsel vor Norwegen. Foto: Jarvin Jarle Vines / Wikipedia / Gemeinfrei
Gestern war der Ölpreis (WTI) auf den tiefsten Stand seit August gefallen und hatte weitere 3,4% verloren:
Nach wie vor dominiert die Sorge vor einem Überangebot am Markt, nachdem vor allem der Irak seine Ölexporte in den letzten Tagen deutlich gestiegert hat. In Europa liefern sich Saudi-Arabien und Russland einen Preiskampf – die Saudis versuchen vor allem Häfen in Ostmitteleuropa zu beliefern, da die Länder dieser Region ein starkes Interesse daran haben, von russischen Öllieferungen unabhängiger zu werden. Und in den USA sind die Lager voll, hinzu kommt die Sorge um eine weitere Abkühlung der Schwellenländer, die die Nachfrage nach Öl weiter drücken dürfte. Ein Belastungsfaktor ist auch die Bereitschaft der USA, einen Teil ihrer strategischen Ölreserven zu verkaufen, um die Neuaufnahme von Schulden zu refinanzieren.
Und so reagieren vor allem die Future-Märkte: Long-Positionen werden aufgelöst, allein in diesem Monat 90.000 Kontrakte. Zwar gehen einige Analysten davon aus, dass das Schlimmste für den Ölpreis bereits hinter dem Markt liege – doch eine wirklich Indikation für diese These gibt es noch nicht. Kurzfristig belastet vor allem der hohe Contango den Preis, weil auf der Long-Seite Investierte ihre Kontrakte „rollen“ müssen – was kostspielig ist, weil die weiter entfernt liegenden Kontrakt-Monate teurer sind. Daher ist damit zu rechnen, dass kurz vor Auslaufen des Dezember-Kontrakts der WTI-Preis wieder unter Deruck kommen dürfte.
Heute um 17Uhr werden die Öllagerbestände in den USA veröffentlicht. Erwartet wird der weitere Aufbau von knapp über eine Millionen Barrel. Sollten sich die Lager jedoch stärker als erwartet gefüllt haben, droht ein weiterer Abverkauf – möglicherweise dann unter die psychologisch wichtige 40er-Marke beim WTI-Öl.
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