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Ölpreis quo vadis? Iran-Israel-Konflikt vs mehr OPEC-Öl

Aktuell steigt der Ölpreis wegen dem Iran-Israel-Konflikt. Aber die jüngsten Meldungen der OPEC würden für sinkende Preise sprechen.

Ölraffinerie in Bulgarien. Foto: Michaela Vatcheva/Bloomberg

Zwei große Faktoren wirken derzeit auf den globalen Ölpreis ein. Der aktuelle Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist in diesem Augenblick jedenfalls der stärkere Faktor. Aber die Vorgänge rund um die OPEC sollte man nicht ignorieren. Im Chart sehen wir die Bewegung beim amerikanischen WTI-Öl seit Ende August. Der rote Kreis zeigt den Beginn des Preisanstiegs durch den iranischen Angriff auf Israel am Dienstag. Seitdem steigt der WTI-Ölpreis von 67,30 Dollar bis jetzt auf 71,04 Dollar.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Ende August

Ölpreis im Anstieg – Israel könnte im Iran Ölanlagen lahmlegen

Wie gesagt: Aktuell überwiegt die Kriegsangst am Ölmarkt. Höchstwahrscheinlich wird Israel gegen den Iran zurückschlagen, und dann würde wiederum der Iran reagieren. Die letzten Jahre zeigten, dass es bei geopolitischen Krisen in der Region keine Einschränkung der Versorgung mit Öl für den Weltmarkt gab. Dann entspannte sich der Ölpreis wieder. So kann es dieses Mal auch kommen. Aber es kann diesmal auch tatsächlich zu einer realen Verknappung des Ölangebots kommen, falls Israel im Iran Ölanlagen angreifen sollte.

Bloomberg dazu aktuell: Ein schwerer Angriff Israels auf die Exportkapazitäten des Iran könnte laut der Citigroup 1,5 Millionen Barrel der täglichen Versorgung vom Markt nehmen. Wenn Israel kleinere Infrastrukturen wie nachgelagerte Anlagen angreifen würde, könnten 300.000 bis 450.000 Barrel der Produktion verloren gehen, so Analysten wie Francesco Martoccia in einer Notiz.

OPEC bringt mehr Öl auf den Markt

Während der Iran-Israel-Konflikt den Ölpreis ansteigen lässt und weitere plötzliche Preisanstiege drohen bei einer Eskalation des Konflikts, so wirken die jüngsten Maßnahmen der OPEC dem entgegen. Die erweiterte OPEC-Gruppe namens OPEC+ hat ihre Pläne zur schrittweisen Wiederbelebung der Ölproduktion gegen Ende des Jahres trotz Anzeichen eines drohenden Überschusses nicht geändert.

Bloomberg berichtet: In einer gestrigen Erklärung der Gruppe aus 23 Nationen nach einem Online-Überwachungstreffen (JMMC) wurden keine Änderungen angekündigt. Unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland plant die OPEC+ eine Reihe monatlicher Erhöhungen der Fördermengen, beginnend mit einer Erhöhung um 180.000 Barrel pro Tag im Dezember – zwei Monate später als ursprünglich geplant, da die Stimmung auf dem Markt fragil ist.

Das Niveau im Ölpreis liegt derzeit immer noch 14 % unter dem Niveau vom Juli, da sich die Händler auf die schwache Nachfrage in China und das steigende Angebot aus Amerika konzentrieren. Während der Rückgang im Ölpreis den Verbrauchern nach Jahren der galoppierenden Inflation Erleichterung verschafft – und den Zentralbanken, die sich für eine Senkung der Zinssätze einsetzen – stellt er eine finanzielle Bedrohung für die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC)  und ihre Verbündeten dar.

Saudi-Arabien hat diese Woche die Wachstumsprognosen gesenkt und mit höheren Haushaltsdefiziten als bisher angenommen gerechnet, da die Kosten für die Bemühungen zur Sanierung der Wirtschaft des Königreichs die Einnahmen übersteigen. Russland ist unterdessen auf Energieeinnahmen angewiesen, um den Krieg von Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine zu finanzieren.

Bei der JMMC-Sitzung am Mittwoch ging es hauptsächlich um das Versäumnis des Irak, Kasachstans und Russlands, die vereinbarten Kürzungen umzusetzen, so die Delegierten, die nicht namentlich genannt werden wollten. Die Länder „bekräftigten zwar ihr starkes Engagement“ für das Abkommen, pumpen aber größtenteils weiterhin über ihre Förderquoten hinaus und haben noch nicht mit zusätzlichen Kürzungen begonnen, die als Ausgleich für das Betrügen zugesagt wurden. Die Länder hielten individuelle Workshops ab, um die Fördermengen im September zu besprechen.

Die OPEC+ plant, zwischen Dezember und Ende 2025 in monatlichen Tranchen etwa 2,2 Millionen Barrel Ölförderung pro Tag wiederherzustellen und den Vereinigten Arabischen Emiraten eine zusätzliche Erhöhung zu ermöglichen, um ihre erhöhte Produktionskapazität zu berücksichtigen.

Die Allianz hat noch mehrere Wochen Zeit, um zu entscheiden, ob sie die Erhöhung im Dezember vornehmen will. Die Minister sollen am 1. Dezember zusammenkommen, um die Politik für das nächste Jahr zu überprüfen. Da sich die Lage auf den Ölmärkten weiter verschlechtern dürfte, sind Analysten wie JPMorgan und Citigroup skeptisch, ob die OPEC+ ihre geplanten Angebotserhöhungen durchsetzen wird.

Der Verbrauch wird 2025 um weniger als 1 Million Barrel pro Tag steigen, und das Angebot wird Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge um weitere 50 % zunehmen, sodass selbst bei einer weiteren Drosselung der Fördermenge durch die OPEC+ ein Überangebot bestehen bleibt.

Kommentar

FMW: Es ist ein Dilemma für die OPEC. Die USA und andere Förderländern bringen immer mehr Öl auf den Markt, und die globale Konjunktur schwächelt, was weniger Nachfrage nach Öl bedeuten könnte. Selbst wenn die OPEC Fördermengen kürzen würde, könnte ein Überangebot bestehen bleiben. Und jetzt nach und nach die Fördermengen zu erhöhen, würde wohl in den kommenden Monaten noch mehr Abwärtsdruck auf den Ölpreis ausüben. Aber fallende Preise sind gerade genau das, was die Golfstaaten nicht brauchen, die oft zu großen Teilen von Öleinnahmen leben. Aber niedrige Preise durch eine größere Verkaufsmenge auszugleichen, scheint für einige OPEC-Mitglieder kurzfristig der leichtere Weg zu sein, schnell an Geld zu kommen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Eine Erhöhung der Ölfördermenge von seiten der Öl-Allianz OPEC+ ab Dezember d.J. Ist noch nicht 100%ig sicher. Der Iran-Israel-Konflikt schafft für Erdölanbieter und Erdölkonsumenten möglicherweise eine Grundlage, daß Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds zu nutzen.

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