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Corona als Dämpfer für die Nachfrage Ölpreis schwach – China im Fokus – keine Angst vor Preisdeckel?

Der Ölpreis sinkt nun drei Wochen in Folge. China steht im Fokus. Vor dem anstehenden EU-Preisdeckel braucht man keine Angst haben?

Öl-Tanker

Der Ölpreis setzt am Terminmarkt aktuell zum dritten Wochenverlust in Folge an. Vor genau einer Woche notierte WTI-Öl bei 82 Dollar, jetzt bei glatt 79 Dollar. Vor 30 Tagen sah man noch Preise um die 88 Dollar. Die Verknappung der Öl-Fördermenge durch die OPEC+ von offiziell 2 Million Barrels pro Tag im November (real eher -1 Mio) ist als Argument für steigende Kurse in den letzten Tagen zunehmend verpufft. Immer mehr rückt China als dämpfendes Argument für den Ölpreis in den Fokus der Händler. Im Chart sehen wir den WTI-Ölpreis im Kursverlauf seit Jahresanfang, auf CFD-Basis.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Jahresanfang

China mit Corona-Verschärfungen

Die Parteiführung in Peking hatte unlängst klar gemacht, dass China an seiner restriktiven Corona-Politik festhalten wird. Gibt es auch nur kleinste Corona-Ausbrüche, wird rigoros abgeriegelt. Heute berichteten wir bereits über Panikkäufe und Sperrungen in Peking wegen steigenden Covid-Fällen. China meldet aktuell Rekorde bei Corona-Neuinfektionen. Für weitere sechs Millionen Menschen wurde ein Lockdown angeordnet. Und so dürfte China erst einmal weitermachen. Das bedeutet für den Ölpreis? Wer zuhause oder in Camps eingesperrt ist, fährt nicht in Urlaub, fliegt nicht, geht nicht in die Mall, konsumiert nicht etc. Die wirtschaftliche Aktivität nimmt drastisch ab. Entsprechend darf man weniger Nachfrage nach Öl in China erwarten, was für einen fallenden Ölpreis sorgt. Dieser Faktor ist derzeit offenbar wichtiger als die gesunkene Fördermenge der OPEC+.

Keine Angst vor dem Ölpreisdeckel der EU?

Ein EU-Preisdeckel für den Ölpreis für Lieferungen aus Russland von 65-70 Dollar steht im Raum. Aber man konnte sich auf EU-Ebene bisher nicht einigen. Aber meiner Meinung nach braucht man nicht wirklich Angst davor haben. Russland würde dann sein Öl nach Indien, China etc verkaufen, wenn die Weltmarktpreise darüber liegen würden. Da in Asien dann zu viel Ölangebot vorhanden wäre, könnten zum Beispiel die OPEC-Staaten in der Golfregion verstärkt Öl nach Europa liefern. Es würde eine Art Umstrukturierung der Lieferströme stattfinden. Aber abgesehen davon: Käme der Deckel für den Ölpreis wirklich zum Tragen, und sähe man die Gefahr einer Versorgungsknappheit mit Öl in Europa, würden die EU-Staaten den Deckel wohl ganz schnell wieder außer Kraft setzen.

Expertenkommentar

Die Experten der Saxo Bank schreiben in ihrer aktuellen Gesamtmarktanalyse zum Ölmarkt: Der Ölpreis wird die dritte Woche in Folge schwächer gehandelt, da die Befürchtungen hinsichtlich der Nachfrage, insbesondere aus einem zunehmend abgeschotteten China, die Stimmung belasten. Ein von der G7 geförderter Plan zur Begrenzung der Preise für russisches Öl scheint gescheitert zu sein, da sich die EU-Länder nicht auf eine Obergrenze einigen können, so dass es entweder keine Obergrenze gibt oder diese so hoch ist, dass sie keine nennenswerten Auswirkungen auf das Angebot hat. Der 12-Monats-Futures-Spread für den WTI- und Brent-Ölpreis ist auf den niedrigsten Stand seit Dezember letzten Jahres gesunken, was die Sorge des Marktes vor einer Rezession und einer saisonalen Verlangsamung der Nachfrage widerspiegelt, die sich auf die Kontrakte des ersten Monats auswirkt.

Bloomberg zum Ölmarkt

Bloomberg schreibt aktuell: Der Ölpreis steuert auf einen dritten Wochenverlust zu, da die Europäische Union eine unerwartet hohe Preisobergrenze für russisches Rohöl anstrebte und Bedenken über eine Konjunkturabschwächung die Nachfrageaussichten bedrohten. Europäische Diplomaten verhandeln nach wie vor darüber, wie streng die Obergrenze sein soll, was die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedstaaten deutlich macht. Die Verhandlungen könnten am Freitag wieder aufgenommen werden, könnten aber auch darüber hinausgehen.

Die Anzeichen für eine Beeinträchtigung der Nachfrage haben sich gehäuft. In China, dem größten Ölimporteur der Welt, erreichten die täglichen Covid-Infektionen in dieser Woche einen Rekordwert, was die Behörden dazu veranlasste, die Drosselung zu verstärken. Das Institute of International Finance prognostizierte unterdessen, dass die Weltwirtschaft im nächsten Jahr genauso schwach sein wird wie 2009 nach der Finanzkrise, da sich der Konflikt in der Ukraine weiter hinzieht.

Der Ölpreis (Rohöl) ist in diesem Monat gesunken und hat die Gewinne vom Oktober wieder wettgemacht, nachdem die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten sich auf eine Produktionskürzung geeinigt hatten. Als Zeichen für die Haltung der Gruppe im Vorfeld ihres Treffens im nächsten Monat unterstützte der irakische Ölminister Hayyan Abdul Ghani die Koalition und signalisierte, dass er seine Positionen mit dem de facto führenden Saudi-Arabien abstimmen werde.

„Der Ölpreis hat in den letzten Sitzungen angesichts der Rezessionsängste und der Zunahme der Covid-Fälle in China mit rückläufigen Faktoren zu kämpfen gehabt“, sagte Ravindra Rao, Leiter der Rohstoffforschung bei Kotak Securities Ltd. in Mumbai. „Die Preisobergrenze für russisches Öl zwischen 65 und 70 Dollar wird keine großen Auswirkungen haben, da es bereits auf diesem Niveau gehandelt wird“, fügte er hinzu.

Die vielbeachteten Preisdifferenzen signalisieren einen schwächeren Markt, wobei sich der Prompt-Spread von WTI im Contango befindet, ein Muster, das auf ein reichliches kurzfristiges Angebot hinweist. Der Abstand betrug 12 Cent pro Barrel, verglichen mit 80 Cent in der entgegengesetzten, bullischen Backwardated-Struktur vor zwei Wochen. Der Prompt-Spread für Brent hat sich auf 10 Cent pro Barrel in Backwardation verringert, gegenüber $ 1,58 vor zwei Wochen.

Der Plan der Preisobergrenze ist Teil der Reaktion der EU und der G7, um Präsident Wladimir Putin für den Einmarsch in der Ukraine zu bestrafen, indem die Einnahmen Moskaus verringert werden, während gleichzeitig anderen Staaten die Fortsetzung der Importe ermöglicht wird. Die Einführung einer Obergrenze durch die westlichen Länder werde sich „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ negativ auf den Energiemarkt auswirken, sagte Putin.

FMW/Bloomberg/Saxo Bank/Chart TradingView



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2 Kommentare

  1. Königreich Saudi-Arabien-Energieminister Abdulaziz bin Salman stellt aktuell für die Öl-Allianz OPEC+ fest: Wenn weitere Maßnahmen in Form von Produktionskürzungen erforderlich sind, um Angebot und Nachfrage auszugleichen(,)werden wir immer bereit sein, einzugreifen.

  2. Pingback: Ölpreis schwach – China im Fokus – keine Angst vor Preisdeckel? – bie-rocket-mobe.instawp.xyz

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