Vom Hoch bei über 84 Dollar letzte Woche Donnerstag ist der WTI-Ölpreis bis jetzt auf 80,89 Dollar gefallen, und es scheint sich aktuell eine gewisse Stabilisierung anzudeuten. Händler wägen offenbar die Besorgnis über die schwächelnde chinesische Wirtschaft gegen Branchenschätzungen ab, die auf niedrigere US-Lagerbestände für Öl hindeuten. Es gibt derzeit einige negative Konjunkturdaten aus China (deswegen möglicherweise weniger Ölnachfrage) und eine zunehmende Nervosität am chinesischen Aktienmarkt und im Schattenbankensektor, was laut Bloomberg die Anzeichen für ein Stottern der Wirtschaft des asiatischen Riesen verstärkt.
Ölpreis stark rauf, jetzt leicht runter – Verknappung vs China-Schwäche
Das American Petroleum Institute meldete gestern Abend jedoch, dass die landesweiten Rohölvorräte in den USA in der vergangenen Woche um 6,2 Millionen Barrel gesunken sind. Dies wäre eigentlich eine bullische Nachricht für den Ölpreis! Auch die Bestände am wichtigen Umschlagplatz Cushing, Oklahoma, waren rückläufig.
„Da die enttäuschende Entwicklung der chinesischen Wirtschaftsdaten in letzter Zeit die Schlagzeilen beherrscht, wird die Stimmung beim Ölpreis trotz der API-Zahlen im Zaum gehalten“, so Yeap Jun Rong, Marktstratege bei IG Asia Pte laut Bloomberg. Offizielle Zahlen zu den US-Lagerbestandsveränderungen werden heute um 16:30 Uhr veröffentlicht.
Die Zeitspannen haben sich in den letzten Sitzungen im Gleichschritt mit den Rohöl-Benchmarks verringert. Der Abstand zwischen den beiden
nächstgelegenen WTI-Kontrakten betrug in der Backwardation etwa 50 Cent pro Barrel, verglichen mit dem Tageshöchststand von 76 Cent pro Barrel in der vergangenen Woche. Die Backwardation-Struktur deutet jedoch nach wie vor auf eine kurzfristige Verknappung hin. Angesichts dieser positiven Grundstimmung hob die UBS ihre Prognose für den Brent-Ölpreis bis zum Jahresende um 5 Dollar auf 95 Dollar je Barrel an, da die Nachfrage auf einen Rekordwert steigen dürfte.
Achtung vor Bärenfalle
Seit Anfang Juli läuft ein großer Anstieg im Ölpreis. WTI-Öl stieg seitdem von 70 Dollar auf über 84 Dollar in der Spitze – der TradingView Chart zeigt den Kursverlauf seit Januar. Dies lag vor allem an der von Russland und Saudi-Arabien Anfang Juli verkündeten Verknappung der Öl-Fördermengen. Diese Strategie wurde jüngst verlängert. Schlechte konjunkturelle Meldungen aus China können in ein paar Tagen auch schon wieder Schnee von gestern sein, und der Markt fokussiert sich wieder auf die Unterversorgung des Weltmarkts mit Öl, und der Ölpreis könnte dann wieder steigen. Wer jetzt auf weiter fallende Kurse setzt wegen dieser China-Schwäche, könnte in diese Bärenfalle tappen. Aber wichtig ist hierbei zu erwähnen: Niemand am Ölmarkt hat eine Glaskugel, es kann sehr schnell zu Wendungen kommen, die unvorhersehbar sind!

FMW/Bloomberg
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Vergesst doch endlich die Nachgebotsfrage, die wegen Wirtschaftsschwankungen im Bereich von plus / minus 2bis 3% liegen kann.Putin und die Saudis können das Angebot jederzeit um 10% oder mehr drosseln.
Ja, der sanktionierte Schelm, den man ruinieren wollte, bestimmt zurzeit den Ölpreis und kann die Sanktionierer ganz schön in die Enge treiben. Inflation ist die stärkste Waffe im Wirtschaftskrieg, Sanktionen waren noch nie nützlich.
Gut möglich, daß aktuell Hedgefonds den weiteren Verlauf des Ölpreises mitbestimmen.