Märkte

Ölpreis steigt – China-Euphorie überlagert Zinsproblem

Der Ölpreis steigt. Die Euphorie um die Erholung in China überlagert aktuell das Problem der steigenden Zinsen in Europa und den USA.

Öl-Barrel

Seit seinem Tief vom Wochenanfang bei 75 Dollar steigt der amerikanische WTI-Ölpreis bis jetzt auf Kurse um die 78 Dollar. Im TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf in blau seit dem 6. Februar – in orange dazu als Vergleich die Rendite für zehn Jahre laufende US-Staatsanleihen, die in vier Wochen von 3,54 % auf über 4 % anstieg. Man kann es aktuell vielleicht so ausdrücken: Der Ölmarkt freut sich diese Woche wohl eher darüber, dass sich die Konjunktur in China erholt, als dass man Angst vor den steigenden Zinsen in Europa und den USA hat, womit nämlich die Konjunktur und die Öl-Nachfrage gedämpft werden könnte.

Ölpreis steigt – China-Hoffnung

Chinas Aufschwung seit der Abkehr von den Corona-Restriktionen hat die Hoffnung auf ein hervorragendes Jahr für die Nachfrage des weltweit größten Ölimporteurs wieder aufleben lassen, so Bloomberg. Die Daten dieser Woche wiesen auf einen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität in China hin, und Saudi Aramco beschrieb den chinesischen Verbrauch als „sehr stark“.

Dagegen drücken die höheren US-Zinsen

In den USA könnten die unerwartet guten Konjunkturdaten die US-Notenbank dazu veranlassen, die Zinssätze stärker als bisher erwartet anzuheben, so sagten es Fed-Direktoren. Dies könnte den US-Dollar aufwerten und die Attraktivität der in dieser Währung gehandelten Rohstoffe schmälern, während gleichzeitig das Risiko einer Konjunkturabschwächung oder Rezession besteht.

Andere Faktoren

Der Ölpreis hat in diesem Jahr leicht nachgegeben, hält sich aber in einer relativ engen Spanne von 10 Dollar. Neben den Trends in den USA und China verfolgen die Anleger auch die russischen Energieströme, die sich trotz der im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängten westlichen Sanktionen als widerstandsfähiger erwiesen haben als erwartet. Der OPEC+-Produzent plant, die Dieselausfuhren im März auf ein neues Monatshoch zu steigern.

Einige der wichtigsten Kennziffern des Marktes signalisieren erneut Stärke. Der Prompt-Spread für die globale Referenzsorte Brent – das ist die Differenz zwischen den beiden nächstgelegenen Kontrakten – hat sich in dieser Woche fast verdoppelt, und liegt nun bei 64 Cent pro Barrel in Backwardation. Der Dreimonatsspread für die US-Benchmark WTI ist diese Woche zum ersten Mal in diesem Jahr in die Backwardation übergegangen.

„Die allgemeine makroökonomische Stimmung ist derzeit die wichtigste Triebkraft für den Ölpreis“, sagte John Driscoll, Direktor von JTD Energy Services Pte. Die zunehmenden Zeitspannen seien auch ein unterstützender Nachfrageindikator.

Weitere Hinweise auf die Aussichten Chinas werden an diesem Wochenende mit dem Beginn des jährlichen Nationalen Volkskongresses gegeben. Premierminister Li Keqiang wird am Sonntag den Arbeitsbericht der Regierung vorlegen und ein Ziel für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nennen, wobei Wirtschaftsexperten ein Ziel von mehr als 5 % erwarten. Im vergangenen Jahr wuchs die Wirtschaft nur um 3 %, und verfehlte damit den offiziellen Plan bei weitem.

FMW: Dieser Bloomberg-Chart zeigt pro Balken je eine Wochenveränderung im Ölpreis. Man sieht: Ein wirklich klarer Trend ergab sich in den letzten Wochen und Monaten nicht. Negative wie positive Nachrichten und Szenarien kämpfen gegeneinander, und mal tendiert der Markt eher zu bullischen Argumenten wie aktuell beim Thema China – und nächste Woche könnte auch schon wieder die Rezessionsangst im Westen überwiegen, weil die immer weiter steigenden Zinsen die Konjunktur abwürgen.

FMW/Bloomberg



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