Der Ölpreis ist seit Freitag um gut 3 Dollar gestiegen bis jetzt auf fast exakt 66 Dollar im amerikanischen WTI-Öl. Es ist eine heiße Wette, die da lautet: China und USA werden sich einigen, dann wird alles wieder gut? Gestern bereits verhandelte man in London über eine Deeskalation im Handelskrieg, und heute laufen die Verhandlungen weiter. Ob heute Abend noch ein Resultat vermeldet wird?
Wenn positive Aussagen verkündet werden – was durchaus denkbar ist – könnten Aktienmärkte und Ölpreis erstmal weiter ansteigen. Denn man würde optimistischer auf den Welthandel und die globale Konjunktur blicken, was mehr Nachfrage nach Öl bedeuten könnte. Aber über allem schwebt der Fakt, dass die OPEC derzeit mehr Öl auf den Weltmarkt bringt, und dies in den kommenden Monaten wohl noch weiter tun wird. Der Ölpreis droht wieder abzurutschen. Aber für den Moment scheinen Öl-Händler die aktuellen Gespräche zwischen USA und China als Faktor für die Preisfindung zu favorisieren.
US-Handelsminister Howard Lutnick sagte laut Bloomberg, die ersten Gespräche in London mit Vertretern aus Peking seien „fruchtbar” gewesen, was risikoreichen Anlagen Auftrieb gab. Die Verhandlungen mildern die Befürchtungen, dass anhaltende globale Handelsspannungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnten. Die Entscheidung der OPEC+, die Produktion schneller als erwartet wieder hochzufahren, hat ebenfalls zu Prognosen einer Überversorgung geführt, aber die Aussichten für die Nachfrage im Sommer stützen den Ölpreis vorerst.
„Die jüngste Stärke im Ölpreis wird durch die ‚fruchtbaren‘ Handelsgespräche zwischen den USA und China, einen angespannten Spotmarkt inmitten der saisonalen Nachfragespitze und einen Rückgang der US-Ölbohrungen auf ein Vierjahrestief gestützt“, sagte Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank.
Rohstoffhandelsberater, die die Preisdynamik beschleunigen können, liquidierten Short-Positionen und hielten am Montag 18 % Short-Positionen in Brent, verglichen mit 36 % am 9. Juni, und blieben in WTI unverändert, wie aus Daten der Bridgeton Research Group hervorgeht. Ein weiterer Anstieg im Ölpreis von 2 % bis 3 % könnte die Fonds dazu veranlassen, zum ersten Mal seit Februar wieder Netto-Long-Positionen in WTI einzunehmen, fügte die Gruppe hinzu.
Auf geopolitischer Ebene erklärte Mike Huckabee, US-Botschafter in Israel, Washington habe Zweifel an der Lebensfähigkeit eines palästinensischen Staates, einem Knackpunkt in mehreren Verhandlungen zwischen den USA und ihren Partnern im Nahen Osten. Präsident Donald Trump hatte zuvor seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Iran in einem möglichen Atomabkommen zu viel verlange.
FMW/Bloomberg
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Der Ölpreis agiert momentan als Frühindikator im Zusammenhang mit den amerikanisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Für den Fall, daß diesbezüglich aktuell ein positives Resultat in Sachen möglicher USA-China-Deal verkündet werden kann, könnte sich die dann entstandene Ausgangslage in Sachen realwirtschaftliche Situation zwischen den USA und China, welche wohl auch Impulse für den Welthandel mit sich bringen würde, erneut auf den Ölpreis auswirken. In Sachen aktuelle JCPOA-Deal-Verhandlungen ist es wichtig, daß sich Russland diesbezüglich als Vermittler anbietet.