Der Auftrieb im Ölpreis setzt sich fort. Letzte Woche Freitag früh noch bei 70 Dollar, und gestern Abend noch bei 75 Dollar, so sehen wir aktuell im europäischen Brent-Öl einen Preis von 77,69 Dollar. Im Chart sehen wir die Bewegung seit Mitte letzter Woche. Der israelische Angriff auf den Iran lässt die Verknappungsängste immer weiter ansteigen. Und jetzt sorgt Donald Trump für erhöhte Nervosität, die in einem steigenden Ölpreis erkennbar ist. Denn jüngste Aussagen zeigen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die USA in den nächsten Tagen im Krieg gegen den Iran einsteigen könnten.
Ölpreis bereitet sich auf noch höhere Risikoprämien vor
Beobachter bewerten derzeit die Risikoprämie neu, die sie für den globalen Rohölmarkt ansetzen sollten, da die Aussicht auf eine Beteiligung der USA an den Bombenangriffen Israels auf den Iran immer wahrscheinlicher wird. Dazu berichtet Bloomberg: Seit Israel und der Iran letzte Woche mit gegenseitigen Angriffen begonnen haben, preisen die Futures für den Brent-Ölpreis laut einer Umfrage unter Analysten und Händlern einen geopolitischen Aufschlag von etwa 8 Dollar pro Barrel ein. Eine Intervention der USA in den Konflikt würde diesen Aufschlag weiter verstärken. Aber wie stark, hängt von der Art der Beteiligung ab, so die neun Befragten.
Hochrangige US-Beamte bereiten sich auf einen möglichen Angriff auf den Iran in den kommenden Tagen vor, wobei einige auf mögliche Pläne für einen Angriff am Wochenende hinweisen. US-Präsident Donald Trump hat seit Tagen öffentlich über eine Beteiligung an den Angriffen nachgedacht, was den Konflikt in einer Region eskalieren würde, die etwa ein Drittel der weltweiten Ölproduktion liefert.
Händler verfolgen aufmerksam die Entwicklungen rund um die wichtige Straße von Hormus, durch die ein Fünftel der weltweiten Rohöltransporte fließt, sowie die kritische Ölinfrastruktur des Iran – die bislang alle normal funktionieren. Daten vom Mittwoch deuten darauf hin, dass der Iran seine Exporte seit Beginn der Angriffe sogar erhöht hat.
Eine weitere Eskalation könnte dies jedoch ändern. Wael Sawan, Vorstandsvorsitzender von Shell, warnte, dass eine mögliche Blockade des wichtigen Engpasses im Persischen Golf einen erheblichen Schock auslösen könnte und dass der Ölkonzern dafür Notfallpläne habe. „Wir glauben, dass das Schlimmste noch lange nicht im Ölpreis eingepreist ist“, sagte Amarpreet Singh, Analyst bei Barclays. „Im schlimmsten Fall einer größeren Eskalation würden wir einen Preisanstieg auf über 100 Dollar pro Barrel erwarten.“
Die Optionsmärkte zeigen, wie Händler dieses Risiko in den letzten Tagen zu berücksichtigen begonnen haben. Call-Optionen erzielen seit mindestens 2013 die höchsten Prämien gegenüber bärischen Put-Optionen – und übertreffen damit sogar den Anstieg von 2022, als befürchtet wurde, dass der Krieg in der Ukraine die Produktion in Russland, einem weiteren der größten Ölproduzenten der Welt, stören könnte.
Höhere Volumina
Die Handelsvolumina für Futures und Optionen sind ebenfalls auf ein Rekordniveau gestiegen, da Investoren versuchen, sich gegen das Risiko weiterer Preisanstiege abzusichern. Die Daten zu den offenen Positionen zeigen seit Anfang letzter Woche einen stetigen Anstieg der Ausübungspreise über 90 Dollar pro Barrel im Ölpreis. Allerdings gab es auch einige zusätzliche Put-Optionen im Bereich von 60 Dollar, da Händler angesichts der bislang ausbleibenden Störungen auf ein Nachlassen der Rally setzen.
„Man kann sich leicht auf einen Preisanstieg durch US-Interventionen positionieren, indem man aus dem Geld liegende Calls kauft“, sagte Harry Tchilinguirian, Forschungsleiter bei der Onyx Capital Group. Händler könnten auch das Gegenteil tun, wenn sie glauben, dass ein Anstieg im Ölpreis nur von kurzer Dauer sein wird, indem sie Calls verkaufen und Puts kaufen, fügte er hinzu und wies darauf hin, dass dies angesichts der Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung mit einem höheren Risiko verbunden sei.
Goldman Sachs erklärte heute, dass man derzeit eine Risikoprämie von 10 US-Dollar pro Barrel im Markt sieht und dass die hohen globalen Reservekapazitäten einen Anstieg im Ölpreis abfedern könnten. „Die Terminstruktur der impliziten Volatilität und die Call-Skew-Daten deuten darauf hin, dass die Ölmärkte in den nächsten Monaten mit deutlich höheren Preisen rechnen, aber nur begrenzte Änderungen der langfristigen Aussichten sehen“, schrieben Analysten, darunter Daan Struyven.
FMW/Bloomberg
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Der Ölpreis agiert diesbezüglich als Frühindikator. Der objektiv-kritische n-tv-Fernsehen-Journalist Gordian Fritz, n-tv-Fernsehen-Studio Washington D.C. berichtet aktuell, daß der 47. US-Präsident Donald John Trump noch keinen Befehl erteilt hat, jedoch erwägt, ab Samstag Luftangriffe gegen den Iran durchzuführen. Der genannte n-tv-Journalist Gordian Fritz thematisiert dabei auch das Risiko, daß der Iran im Falle der genannten Luftangriffe US-Basen angreifen könnte. Herr Fritz teilte zudem mit, daß Präsident Trump dem Iran bis Samstag die Möglichkeit einräumen möchte, an den Verhandlungstisch zu kommen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß Religionsführer Ajatollah Khamenei zur Zeit mit Sir Donald verhandeln möchte.