Am Freitag schrieb ich noch „Tanz auf dem Vulkan“, bei dem spürbar steigenden Ölpreis. Es geht weiter aufwärts, aber die eindeutigen Abwärtsrisiken sind nicht verschwunden. Nach dieser Rally könnte für die Bullen eine große Ernüchterung eintreten, doch wie es nun mal so ist: Oft kann eine Rally erstmal eine ganze Zeit lang anhalten. Aber globales Öl-Überangebot, fleißig pumpende US-Konzerne, wenig Ölnachfrage in China, mehr OPEC-Produktion – diese Faktoren drücken eigentlich auf den Ölpreis. Aber auch heute sehen wir weiteren Preisauftrieb auf aktuell 74,64 Dollar im amerikanischen WTI-Öl. Brent notiert aktuell bei 77,25 Dollar. Anfang letzter Woche waren es noch Kurse um die 70,50 Dollar, kurz vor Heiligabend waren es noch 69 Dollar.
Ölpreis erreicht höchsten Stand seit Oktober mit Fokus auf Dollar und Nahost
Der Ölpreis erreichte den höchsten Stand seit fast drei Monaten, unterstützt durch einen schwächeren Dollar und Anzeichen einer Verknappung auf den Rohölmärkten im Nahen Osten, so Bloomberg. Weiter wird berichtet: Der US-Dollar steuerte auf seinen größten Rückgang seit August zu, nachdem die Washington Post berichtet hatte, dass der künftige US-Präsident Donald Trump seine Pläne für Zölle einschränken werde. Ein schwächerer Dollar macht in dieser Währung angegebene Rohstoffpreise für Käufer im Ausland attraktiver.
Zuvor hatte Saudi-Arabien den Preis für sein Hauptrohöl Arab Light für asiatische Käufer im nächsten Monat um 60 Cent pro Barrel erhöht. Dies folgte auf einen starken Anstieg der Rohölpreise in Oman und Dubai Ende letzten Jahres aufgrund des knappen Angebots aus dem Iran und Russland. Auch andere nahegelegene Messgeräte auf den Terminmärkten haben in den letzten Tagen Stärke gezeigt.
„Öl scheint vom physischen Markt im Nahen Osten angetrieben zu werden“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV. “Geringere Lieferungen aus dem Iran und Russland haben asiatische Käufer dazu veranlasst, nach Alternativen zu suchen.“
In der vergangenen Woche folgte der Ölpreis bullishen Faktoren – darunter fallende US-Lagerbestände und Marktunsicherheit, da Donald Trump sich auf seine Rückkehr ins Weiße Haus vorbereitet. Der Ölpreis durchbrach die enge Spanne, in der er seit Mitte Oktober gehandelt wurde. Dieser Optimismus wird durch die Erwartung einer Überproduktion, die mögliche Wiederaufnahme der stillgelegten Produktion der OPEC+ und die schwache Nachfrage des Top-Importeurs China gedämpft.
Der Brent-Ölpreis wird „wahrscheinlich bei etwa 70 Dollar verankert sein“, so die Analysten von Morgan Stanley, darunter Martijn Rats, in einer Notiz vom 5. Januar. Die Bank prognostiziert für dieses Jahr einen Überschuss von etwa 700.000 Barrel pro Tag, da das steigende Angebot der OPEC und von Produzenten außerhalb der Gruppe das Nachfragewachstum übersteigt.
BofA: Brent im Jahresschnitt bei 65 Dollar
Der internationale Referenzwert für Rohöl der Sorte Brent wird in diesem Jahr bei durchschnittlich 65 Dollar pro Barrel liegen, da die neue Ölproduktion aus Nicht-OPEC-Ländern das Wachstum des weltweiten Rohölverbrauchs übersteigt, so sagt es aktuell die Bank of America Corp laut Bloomberg. Infolgedessen werden die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten Schwierigkeiten haben, den Ölpreis anzukurbeln, und die Fördermengen länger als vom Kartell prognostiziert drosseln müssen, so die Analysten der Bank.
„Wir sind damit beschäftigt, mehr Abwärts- als Aufwärtsrisiken für diesen Ölpreis aufzuzeigen“, sagte Christopher Kuplent, Leiter der europäischen Energieforschung, am Montag gegenüber Reportern. Da die OPEC+ länger als geplant drosselt, treten bereits erste Risse in Bezug auf die Einhaltung dieser Quoten auf, so seine Aussage. Das Angebotswachstum in diesem Jahr wird aus Brasilien, Kanada, Guyana und Norwegen kommen, sagte Kuplent. Von US-Schiefer wird nur ein leichter Anstieg erwartet, obwohl der designierte Präsident Donald Trump versprochen hat, „zu bohren, Baby, zu bohren“.
FMW/Bloomberg
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Der schwächere US-Dollar im Zusammenhang mit dem dadurch steigenden Ölpreis durchkreuzt momentan die im zurückliegenden US-Wahlkampf angekündigte Ölpolitik des designierten 47. US-Präsidenten Donald John Trump, der ein Interesse an einem möglichst niedrigen Ölpreis hat.