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Ölpreis steigt wie im Rausch – warum das eine wacklige Nummer ist

Eine Öl-Pumpe in der Wüste

Der Ölpreis steigt seit Freitag Abend immer weiter an. Gestern berichteten wir bereits. Der Dow Jones erreichte mit über 30.000 Punkten ein neues Rekordhoch. Die Kapitalmärkte fahren deutlich mehr Risiko. Denn das Risk On-Umfeld wird immer belieber nach mehreren guten Impfstoff-Meldungen und einer nun offenbar geregelten Amtsübergabe von Donald Trump auf Joe Biden. Je mehr Hoffnung die Anleger haben auf eine schnellere Erholung der globalen Konjunktur, und je mehr man nun Hoffnung auf neue Stimulus-Billionen der neuen Biden-Administration hat, desto mehr glaubt man auch an eine steigende Öl-Nachfrage. Sie treibt seit Freitag Abend den WTI-Ölpreis von glatt 42 Dollar bis jetzt auf 45,46 Dollar nach oben. Aber ist das nachhaltig? Geht es so weiter mit dem klaren Anstieg?

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Die gestern Abend vermeldeten API-Daten für die Öl-Lagerbestände in den USA zeigen einen Zuwachs beim Rohöl von 3,8 Millionen Barrels in den Lagertanks, was eigentlich gegen einen steigenden Ölpreis sprechen würde. Aber diese Daten wurden über Nacht vom Terminmarkt einfach ignoriert. Heute um 16:30 Uhr deutscher Zeit werden in den USA die staatlich ermittelten Lagerbestände für Öl veröffentlicht. Sie könnten dem Ölpreis einen neuen Impuls geben. Eugen Weinberg von der Commerzbank ist der vielleicht anerkannteste Rohstoff-Experte in Deutschland. Er erwähnt heute in seiner Analyse zum immer weiter steigenden Ölpreis, dass die Terminkurve erstmals seit Juni in Backwardation gedreht ist, d.h. der nächstfällige Futures-Kontrakt liegt oberhalb der späteren Kontrakte. Eine fallende Terminkurve werde häufig als Zeichen einer Angebotsknappheit interpretiert. Diese könne man seiner Meinung nach zumindest in den aktuellen Lagerdaten nicht erkennen.

Kräftiger Anstieg im Ölpreis übertrieben?

Auch macht Eugen Weinberg heute Aussagen, die vermuten lassen, dass der aktuelle Anstieg im Ölpreis doch auf durchaus wackligen Beinen steht. So gebe es von der Angebotsseite bei Öl wenig Positives zu berichten. Die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA erwarte, dass im nächsten Jahr 2,8 Milliarden Passagiere reisen werden, 1 Milliarde mehr als im Jahr 2020, aber 1,7 Milliarden weniger als 2019. Das Ausmaß der Krise werde deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die eigentliche Nachfrage nach Flugtransport, gemessen in Passagierkilometern (PKM bzw. die Anzahl zahlender Passagiere multipliziert mit der zurückgelegten Strecke), im Jahr 2021 voraussichtlich 50 Prozent höher sein soll als in diesem Jahr, aber 50 Prozent niedriger als im letzten Jahr. IATA rechnet daher mit einer langen und schwierigen Erholung, wobei das Passagieraufkommen frühestens 2024 wieder das Niveau von 2019 erreichen soll.

Für den Zusammenhalt der OPEC+ könnte sich der jüngste Anstieg im Ölpreis laut Eugen Weinberg als kontraproduktiv erweisen. Denn er könnte die Allianzmitglieder eher zu einer „laissez-faire“-Haltung verleiten beziehungsweise eine Einigung auf schmerzhafte freiwillige Einschnitte unwahrscheinlicher machen. Ja, und so meine ich als Abschluss-Anmerkung… man sieht die letzten Jahre, was für ein wackliges Gebilde die OPEC doch ist. Bei großspurigen Einigungen zu Fördermengenkürzungen mussten in erster Linie die Saudis auf eigene Kosten deutlich mehr Produktionsmenge kürze, weil andere OPEC-Mitglieder sich nicht an ihre Kürzungszusagen hielten. Steigt der Ölpreis jetzt zu schnell und zu deutlich an, könnten Länder wie zum Beispiel der Irak der Meinung sein, dass eine weitere stringente Haltung bei den Fördermengenkürzungen nicht mehr so richtig notwendig ist. Erhöhen die Förderländer wieder die Mengen, und die globale Konjunktur erholt sich nicht so kräftig wie gedacht, hat der Weltmarkt schnell wieder ein Überangebot an Öl, und der Ölpreis könnte wieder kräftig abstürzen.

Chart zeigt Kursverlauf im Ölpreis seit Juli
Der Chart zeigt den Verlauf im WTI-Ölpreis seit Juli.



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