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Ölpreis und der Fracking-Boom

Wird der Ölpreis den Fracking-Boom beenden? Viele Fracking-Firmen haben Junk-Bonds emittiert, um sich zu finanzieren - ein großes Risiko

Wird der Ölpreis den Fracking-Boom beenden? Dieser Fracking-Boom der letzten Jahre brachte den USA eine große Unabhängigkeit von unkalkulierbaren Ölimporten, 2018 wurden die USA erstmals seit 70 Jahren wieder zum Ölexporteur. Deshalb glaubte man damit nicht nur einen wesentlichen Einfluss auf die Eigenversorgung gewonnen zu haben, sondern auch auf die Preisentwicklung des schwarzen Goldes. Doch jetzt deutet sich eine Entwicklung an, die sich zu einer ernsthaften Bedrohung, nicht nur für die Fracking-Szene aufschwingen könnte.

 

Ölpreis: Das Risiko für die neue Branche

Erinnern wir uns an den Dezember 2018. Damals kam es nach den vier Zinsanhebungen durch die Federal Reserve im Jahresverlauf und der Ankündigung der dauerhaften Bilanzreduzierung (auf Autopilot) zu einem Kurseinbruch beim S&P 500 bis auf knapp 19,5 % – und zugleich zu einem großen Verfall des Ölpreises.

Die Rezessionsängste schossen in die Höhe, was sich natürlich auf den Ölpreis ausgewirkt hatte, denn bei einer Schrumpfung der US-Wirtschaft wäre erheblich weniger Öl nachgefragt worden. Das Ergebnis war ein Sturz des amerikanischen Öls WTI von 76 Dollar am 3. Oktober bis auf 42 Dollar am 24. Dezember. Fed-Chef Powell reagierte umgehend mit seiner 180-Grad-Zinswende und stabilisierte Aktienmärkte und Rohstoffpreise.

Ein Grund war sicher die Angst vor einem Abgleiten der Aktienmärkte in das Bärenmarktteritorium – ich hatte damals (14.12.) einen Artikel verfasst, „das Billionen-Dollar-Risiko“, den riesigen Vermögensverlust der Amerikaner in einem solchen Szenario. Was aber genauso bedeutsam war, kam vonseiten der Anleihemärkte, nämlich in Gestalt der BBB-Anleihemärkte, die knapp über Ramschniveau notieren. Diesen drohten bei einer Rezession die Abstufung in diesen Bereich und damit dürften viele Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds diese Papiere nicht mehr halten (Das BBB-Anleihe-Risiko 21.3.).

Ein gewaltiger Einbruch auf dem billionenschweren High-Yield-Bondmarkt konnte durch die US-Notenbank verhindert werden. Und in diesem Bereich tummeln sich gegenwärtig viele der neuen und zumeist kleinen Ölfirmen aus der Fracking-Technologie.

 

Sehen wir eine Wiederholung des Szenarios?

Die Freude über die Verdoppelung der US-Ölproduktion von 2012 und 2019 von durchschnittlich 5,5 Millionen Barrel pro Tag auf knapp zwölf Millionen Barrel hat eine gewaltige Kehrseite.

Viele der Frackingunternehmen befinden sich in dem über 2 Billionen Dollar schweren High Yield-Segment, welches sich zu relativ hohen Zinsen (derzeit 9,32%, Quelle: BoAML) finanzieren muss. Zur Zeit ist aber auch festzustellen, dass immer weniger Investoren bereit sind, Geld für riskante Bohrprojekte bereitzustellen. Der Ölpreis ist infolge der Konjunktursorgen und eben der opulenten Angebotsausweitung der Fracker gefallen und notiert seit ein paar Monaten zwischen 51 und 55 Dollar. Das ist ein Preisniveau, das zu niedrig ist für manch hoch verschuldete Schieferölfirma. Deshalb ist auch die Zahl der Unternehmenspleiten zuletzt deutlich angestiegen.

Die Spezialistin für US-Hochzinsanleihen bei Goldman Sachs Asset Management, Rachel Golder, spricht sogar schon von einem neuen Abschwung im US-Energiesektor. Ihre Begründung: Bei Junk Bonds ist erstmals, nach vielen Jahren mit niedrigsten Ausfallraten, ein Anstieg feststellbar, insbesondere für Firmen aus dieser Ölsparte. „Die Frackingindustrie ist für 40 Prozent für diese Rate seit Jahresbeginn verantwortlich“, so die Auswertung der Expertin.

Ein Glück für die amerikanische Ölförderung ist derzeit das Bestreben der OPEC, die Preise aus Eigeninteresse der Mitgliedstaaten hochzuhalten, was aber auch nur bei einer stabilen Weltkonjunktur von Erfolg gekrönt sein kann.

 

Fazit

Eine Gefahr ist wieder aufgetaucht – aus der Ecke der High Yield Bonds. Umso mehr wird die US-Notenbank ihre QE-Politik an allen Laufzeiten fortsetzen, um einen Einbruch auf diesem Segment zu verhindern. Denn das würde die Wall Street in der jetzigen Entwicklung der Weltwirtschaft gewaltig tangieren.

Wenn es aber im Handelskrieg keine substanziellen Fortschritte gibt und die Weltwirtschaft weiter in Richtung Rezession rutscht, droht auch den Amerikanern von mehreren Seiten Gefahr: Den Multi Nationals (Beispiel Caterpillar) von der Erosion ihrer Erträge und der Fracking-Industrie von einem fallenden Ölpreis mit einer Pleitewelle der verschuldeten Unternehmen sowie den damit verbundenen Ausfall der Junk Bonds. Kann das der US-Konsument richten? Wohl kaum, wenn es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt und zu einem Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft in Kombination mit einem Verlust an Kaufkraft der Entlassenen.

„Also Mr. President, erhöhen Sie die Zölle für chinesische Einfuhren im Dezember und auf europäische Autos im November und unterbinden Sie die Geschäfte der amerikanischen Hightech-Firmen mit China, dann bekommen Sie Ihr Wunschszenario!“ (Scherz)

 

Der niedrige Ölpreis bedroht den Frackingboom



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