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Ölpreis unter 100 USD: Entscheidung über Absturz – oder Rally steht bevor

Ölpreis unter 100 USD - Entscheidung über Absturz oder Rally steht bevor

Die Ölpreise für die Sorten WTI und Brent setzen zum Wochenstart ihren Sinkflug fort. Während die amerikanische Sorte bereits unter der 100 USD-Marke notiert, taumelt auch die Nordseesorte in Richtung der runden Marke. Am Ölmarkt nehmen die Nachfragesorgen aufgrund des Lockdown in China wieder deutlich zu. Trotz der strengen Maßnahmen verzeichnet Shanghai rasant steigende Infektionszahlen und einen neuen Höchstwert bei Corona-Toten. Seit Anfang April ist die Millionen-Stadt weitgehend abgeriegelt, dennoch gelingt es der chinesischen Regierung nicht, die Infektionszahlen einzudämmen. Damit rückt auch die Hoffnung einer baldigen Öffnung der wichtigen Handels- und Industriestadt in weite Ferne. Die Lage bedroht das Wirtschaftswachstum in- und außerhalb von China und erhöht somit die Sorgen über eine schwächere Ölnachfrage, was wiederum den Ölpreis drückt.

Es gibt aber auch Argumente, die für eine Stabilisierung der Ölpreise sprechen. Neben dem Ukraine-Krieg könnte ebenfalls ein mögliches Öl-Embargo der Europäischen Union den Preis für die Ölsorten WTI und Brent stützen. Mit der Wiederwahl des französischen Präsidenten Macron, der als Europa-Befürworter gilt, nimmt die Gefahr eines Import-Stopps von russischem Öl zu.

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Ölpreis zwischen den Stühlen

Bereits in der Vorwoche waren die Ölpreise aufgrund von Nachfragesorgen um circa 5 Prozent gefallen. In erster Linie sind es die Auswirkungen des Lockdown in China, die am Ölmarkt Sorgen bereiten. Laut den Analysten der Commerzbank könnte die Nachfrage nach Rohöl in China im April rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Dementgegen hellt sich die Lage auf der Angebotsseite etwas auf. Wie Finanzmarktwelt am Freitag berichtete, wurden die Schäden an der kasachischen Pipeline behoben und die Ölexporte wieder vollständig aufgenommen. Zudem hat sich die Lage in Libyen entschärft. Hier könnten die zuvor geschlossenen Ölfelder in den kommenden Tagen die Produktion wieder aufnehmen.

Mit einem starken Einbruch der Ölpreise für WTI und Brent ist derzeit nicht zu rechnen, denn die russische Ölproduktion fällt weiter. Dementsprechend sinkt auch die Angebotsmenge. Die OPEC ist indessen nicht willens, dem OPEC+-Mitglied Russland in den Rücken zu fallen und die Fördermenge außerplanmäßig anzuheben. Durch die Wiederwahl von Macron ist die Bereitschaft der EU weiterhin hoch, ein Öl-Embargo gegen Russland zu verhängen.

WTI: Konsolidierungs-Formation

Der Ölpreis für die Sorten WTI und Brent steht auch aus charttechnischer Perspektive zwischen zwei Stühlen. Im WTI-Chart haben sich in den vergangenen eineinhalb Monaten tiefere Hochs ausgebildet, während der Kurs an der Marke bei 93/32 USD mehrfach Halt gefunden hat. Der Kursverlauf zieht sich in einer Dreiecksformation immer enger zusammen und baut dabei Druck auf. Der jüngste Abwärtsimpuls ist zunächst als Korrektur im Aufwärtstrend einzuordnen. Dies gilt aber nur solange, der WTI-Kurs die markante Unterstützungszone bei rund 93,00 USD verteidigt.

Kurzfristig ist entscheidend, wie sich der Ölpreis an dem 78,6% Retracementlevel bei 96,21 USD verhält. Hier befindet sich zusätzliche eine horizontale Unterstützung. Kann sich der Kurs dort stabilisieren, dann ist mit einem Pullback in Richtung der 100 USD-Marke zu rechnen. Unterhalb des 78er Retracements droht jedoch ein erneuter Test der massiven Unterstützungszone bei 93/92 USD. Da der RSI auf 4-Stundenbasis bereits den überverkauften Bereich erreicht hat, ist von einer baldigen Gegenbewegung auszugehen. Diese könnte zwischen 96,21 und 93,50 USD erfolgen. Mit einem nachhaltigen Durchbruch auf der Unterseite des Dreiecks ist kurzfristig nicht zu rechnen. Stattdessen könnte sich die Konsolidierung innerhalb des Dreiecks in den kommenden Tagen fortsetzen. Anleger sollten dennoch die begrenzenden Trendlinien im Auge behalten. Denn bei einem nachhaltigen Ausbruch aus dem Dreieck könnte sich der aufgebaute Druck entladen.

Unterstützungen: 96,20 / 92,70 / 81,90 / 74,80 / 66,70

Widerstände: 101,00 / 105,20 / 108,00 / 115,00 / 125,20

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1 Kommentar

  1. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sieht zur Zeit im Europäischen Rat keine Mehrheit für ein russisches Öl-Embargo. Die Tatsache, daß zur Zeit heimlich russisches Öl über Tanker mit unbekanntem Ziel, in Verbindung mit einem Umschlag dieses Öls auf Tanker mit dem Ziel Rotterdam/Niederlande/EU geliefert wird, zeigt, wie wichtig das OPEC+-Mitgliedsland Russische Föderation weiterhin für die globale Ölversorgung ist. Die Industrie sollte jedoch russisches Öl ohne Imageschäden beziehen können. Im Ölgeschäft spielen auch Vertrauenseffekte eine Rolle. Der Rosneft-Aufsichtsratsvorsitzende, Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder steht auf Nachfrage weiterhin als Vermittler in Sachen Ukraine-Krieg/militärische Sonderoperation zur Verfügung.

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