Seit Wochen gehen wir bei FMW der Frage nach, ob der Ölpreis nicht noch viel zu hoch notiert (Chart zeigt UKOIL CFD seit Anfang 2021). Zuletzt gab es eher kurzfristige, sich schnell verflüchtigende Gründe für höhere Preise, zum Beispiel Waldbrände in Kanada, die die Ölproduktion kurzfristig einschränken. Aber im großen Bild muss man einfach sehen, das die OPEC und ihre Partner zuletzt deutlich mehr Öl auf den Weltmarkt bringen.
Ölpreis abwärts? Saudis machen Druck
Zwei Gründe sind dafür zu nennen: Erstens wäre da die Disziplinierung unzuverlässiger OPEC-Mitglieder. Durch eine Ölflut und „hoffentlich“ sinkende Preise will man OPEC-Mitglieder, die schon seit geraumer Zeit mehr Öl fördern als vereinbart, dazu zwingen, zukünftig weniger Öl zu fördern. Aber dazu müsste der Ölpreis erst einmal spürbar fallen. Kurzfristig fallende Preise, damit alle Kartellmitglieder die Notwendigkeit sinkender Produktion verstehen, damit man langfristig stabil höhere Preise bekommt? Und zweitens will man die Zurückgewinnung von Marktanteilen erreichen.
Aktuell ist zu lesen, dass vor allem der de facto Anführer der OPEC, Saudi-Arabien, weiter Druck ausübt. Die nächsten Monate könnte weiterhin deutlich mehr Öl auf den Weltmarkt kommen, was eigentlich einen deutlich fallenden Ölpreis bewirken könnte? Saudi-Arabien möchte, dass die OPEC+ in den kommenden Monaten ihre beschleunigten Ölfördererhöhungen fortsetzt, da es der Rückgewinnung verlorener Marktanteile größere Bedeutung beimisst, wie aus informierten Kreisen verlautet.
Das Königreich, das innerhalb der OPEC+ eine zunehmend dominante Position einnimmt, möchte, dass die Gruppe im August und möglicherweise auch im September mindestens 411.000 Barrel Öl pro Tag zusätzlich fördert, so sagten es gestern laut Bloomberg die Personen, die aufgrund der Vertraulichkeit der Informationen anonym bleiben wollten. Riad ist bestrebt, seine Kürzungen so schnell wie möglich zurückzunehmen, um von der Spitzennachfrage während des Sommers in der nördlichen Hemisphäre zu profitieren, sagte eine Person.
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihre Verbündeten hatten bereits vereinbart, die Produktion im Mai, Juni und Juli um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen, obwohl es bei ihrem letzten Treffen einige Meinungsverschiedenheiten über die Strategie gab. Russland führte eine Fraktion an, die eine Pause bei den Erhöhungen wollte, um deren Auswirkungen zu bewerten, aber letztendlich setzte sich die saudische Sichtweise durch.
Die Abfolge der Angebotserhöhungen stellt eine radikale Strategieänderung für Riad dar, das jahrelang die Preise mit Produktionskürzungen verteidigt hat und nun aktiv auf eine Senkung des Rohölpreises drängt. Der Ölpreis fiel im April in London auf ein Vierjahrestief von unter 60 Dollar pro Barrel, als die OPEC+ den Markt erstmals mit einer dreimal so hohen Produktionssteigerung wie geplant überraschte. Am Mittwoch wurden die Futures in London bei knapp 65 Dollar pro Barrel gehandelt.
Als die beschleunigten Angebotserhöhungen begannen, erklärten die Delegierten der OPEC+ zunächst, dies sei Ausdruck des Wunsches Saudi-Arabiens, überproduzierende Mitglieder durch Preissenkungen zu bestrafen. Nun, da die Welt vor einer längeren Phase niedrigerer Rohölpreise steht, ist die Rückgewinnung verlorener Marktanteile laut den Informanten die Hauptmotivation für Riad.
Aus diesem Grund sieht das Königreich keinen Grund, das Tempo zu drosseln – wie Russland, Algerien und Oman bei der letzten OPEC+-Sitzung vorgeschlagen hatten –, da die saisonale Nachfrage in den kommenden Monaten ihren Höhepunkt erreichen wird, so die Informanten. Vor der letzten Sitzung der Gruppe gab es laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen einige Diskussionen über eine noch größere Erhöhung.
Die acht OPEC+-Mitglieder, die sogenannte freiwillige Produktionskürzungen vornehmen, haben die Wiederaufnahme der Förderung von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bereits zur Hälfte geschafft. Wenn das derzeitige beschleunigte Tempo beibehalten wird, werden sie bis Ende September fertig sein, ein Jahr früher als geplant.
Diese Politikänderung verschafft den Verbrauchern Erleichterung und hilft den Zentralbanken im Kampf gegen die hartnäckige Inflation, bringt jedoch die Ölproduzenten in finanzielle Schwierigkeiten. Die Erdöleinnahmen der russischen Regierung sind nach dem Einbruch der Rohölpreise im Mai auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren gesunken. Die Differenzen zwischen Moskau und Riad, den beiden mächtigsten Mitgliedern des Kartells, werden am 6. Juli wieder zum Tragen kommen, wenn die OPEC+ erneut zusammentrifft, um die Fördermengen für August zu besprechen.
FMW/Bloomberg
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Einerseits überzeugt mich die aktuelle Ölfördermengepolitik von Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud, da diese Rahmenbedingungen dafür schafft, daß die Öl-„Allianz“ OPEC+ schnellstmöglich mit einer Stimme spricht. Und im Zweifelsfall kann der 47. US-Präsident Donald John Trump im Zusammenhang mit der US-Texas-Ölindustrie Rahmenbedingungen für die Schieferöl-, Frackingölindustrie schaffen.
Die Saudis können das Barrel laut Harvard- Universität für rund 4 US Dollar das Barrel fördern…
Insofern ist noch viel Spielraum nach unten…auch wenn man die reinen Produktionskosten und die erforderlichen Einnahmen für den Staat Saudi-Arabien unterscheiden sollte…
„Chicken Game Februar 2016″….da wurden die Saudis erst bei unter 27 nervös….und stimmten der Förderbegrenzung zu…nach langem Zögern…der Ölpreis kam von über 100…im Sommer 2014 !
Denn auch wenn die Produktionskosten nur bei 4 Dollar das Barrel liegen…eine zweite Ölpreiskrise, wie im Februar 2016,kann sich Saudi-Arabien nicht mehr leisten…
27 Dollar das Barrel -wie damals- sind heutzutage nahezu unvorstellbar…
Dazu ist der ganze Staat in Saudi-Arabien viel zu aufgebläht…