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Ölpreis: Warum bei den US-Frackern eine Pleitewelle droht

Gemäß dem „World Energy Outlook“ der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte diese Wachstumstendenz auf Pump beim US-Öl bis auf Weiteres anhalten: bis zum Jahr 2030 soll der Zuwachs ganze 85 Prozent des weltweiten Anstiegs der Ölproduktion ausmachen. Doch finanziell bohren sich die US-Fracker bei Preisen unter 60 US-Dollar pro Barrel immer tiefer ins Schuldenloch.
Nach Jahren steigender Verbindlichkeiten und negativer Cashflows erlebt der US-Fracking-Sektor seit 2015 eine sich immer höher auftürmende Welle von Insolvenzen. Die Erdgaspreise, die 2019 um ein Drittel fielen, und die anhaltend niedrigen Ölpreise von durchschnittlich 57 US-Dollar pro Barrel im Jahr 2019 gegenüber 65 US-Dollar im Jahr 2018, haben daher bereits zu hohen Ausfällen bei Unternehmensanleihen geführt.

Auch bei den Ölfelddienstleistern gab es seit 2015 mit fast 200 Insolvenzen bereits Spuren der Verwüstung. Der finanzielle Schaden betrug bei den Dienstleistern dabei mehr als 66 Milliarden US-Dollar. Die Rating-Agentur Moody’s kommt zu dem Schluss, dass sich die US-Öl- und Gasindustrie nach dem Ölpreisverfall seit 2014 nie „vollständig erholt“ hat und die Perspektiven trüben sich bei den aktuell niedrigen Öl- und Gaspreisen weiter ein.

Auch die Großen der Branche bleiben nicht verschont

Schlumberger und Halliburton sind die beiden weltweit größten Ölfeld-Dienstleister. Beide verzeichneten 2019 erhebliche Verluste. Vor allem wegen der finanziellen Probleme im Fracking-Sektor. Schlumberger musste daher im vierten Quartal 2019 Wertminderungen im Anlagevermögen von 12,7 Milliarden vornehmen. Chevron, einer der größten Ölkonzerne der Welt und Marktführer bei geothermischer Energie, hat sich im Dezember 2019 komplett von seinen Schiefergasbeteiligungen getrennt und im Zuge dessen Abschreibungen von mehr als 5 Mrd. US-Dollar vorgenommen.

Weatherford International, der ehemals viertgrößte Ölfelddienstleister der Welt, musste am 13. Dezember 2019 Insolvenz anmelden. Die Schuldenlast in Höhe von 7,6 Milliarden US-Dollar war für das Unternehmen nicht mehr tragbar und soll nun „umstrukturiert“ werden. Insgesamt haben zwischen Januar 2015 und Dezember 2019 ganze 208 nordamerikanische Öl- und Gasproduzenten Insolvenzschutz beantragt, was Zahlungsausfälle von ca. 121 Milliarden US-Dollar zur Folge hatte.

Fazit und Ausblick

Aufgrund der weiter fallenden Notierungen beim Ölpreis im Zuge der weltwirtschaftlichen Abkühlung ist eine Fortsetzung der Insolvenzwelle in der US-Fracking-Industrie sehr wahrscheinlich. Die Unternehmen der Branche müssen in den nächsten drei Jahren Schulden in Höhe von mehr als 100 Milliarden US-Dollar zurückzahlen oder refinanzieren. Aufgrund der schlechten Ratings sind diese Firmen damit Teil der BBB-Schulden-Bombe und vielleicht sogar die brennende Lunte – sofern sich der Ölpreis und der Preis für Erdgas nicht zügig und nachhaltig erholen.



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2 Kommentare

  1. Öl auf Pump, Aktien auf Pump, gedrucktes Geld, Wirtschaft auf Pump , das sind die besten Voraussetzungen
    um eine Pandemie durchzustehen. Dazu ein teures Gesundheitssystem, wo sehr viele Kosten nicht gedeckt sind u.ein Grossteil der Bevölkerung bei schon kleineren Krankheiten in den Ruin treibt.
    Sieht nicht gut aus für Trumpenland. Seit gestern noch die Vermutung, dass die Notenbank doch NICHT ALLES kann.

  2. Das wär so Geil…und schwupps weg war Donalds Traum vom ölunabhängigen USA…wäre auch für die Unwelt gut….was die da für Dreck in den Untergrund pumpen….damit möcht ich nicht mal meine Kloschüssel spühlen….

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