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Ölpreis: warum Großbritannien ein größeres Problem hat als Norwegen

FMW-Redaktion

Es ist allgemein bekannt, dass der Verfall der Ölpreise die Nordsee-Öl-Industrie schwer unter Druck setzt. Aber für die beiden dominanten Player in diesem Markt sieht die Lage ganz unterschiedlich aus – mit einem Wort: für Norwegen deutlich besser als für Großbritannien.

Norwegen-Statoil-Bohrinsel
Bohrinsel vor Norwegen. Foto: Jarvin Jarle Vines / Wikipedia / Gemeinfrei

Das liegt zum einen an den Produktionskosten: Norwegen kostet die Förderung eines Barrels durchschnittlich 9,20 Dollar, während die Briten dreimal so hohe Kosten haben. Angesichts der niedrigen Ölpreise hat das massive Auswirkungen: während zahlreiche Standorte der Briten defizitär sind, sieht die Lage für Norwegens Ölindustrie deutlich besser aus.

Das liegt auch an der Fördermenge: die Norweger fördern doppelt soviel Nordsee-Öl wie die Briten – das verhilft ihnen zu einer erheblich größeren Marktmacht. Und diese Marktmacht wiederum äußerts ich in einem völlig anderen Ansatz, wie Norwegen mit dem Preisverfall beim Öl umgeht – nämlich deutlich offensiver als die Briten. So droht Norwegen Firmen, die ihre Investitionen zu stark zurück fahren, sie bei der Vergabe von Bohrlizensen in der Arktis nicht mehr zu berücksichtigen. Damit geht Norwegen also in die Offensive, agiert aktiv.

Anders die Briten: angesichts des Ölpreisverfalls hat Großbritannien die Steuern für die betroffenen Unternehmen gesenkt – und diese Steuersenkung im Volumen von 1,3 Milliarden Pfund nun erneut verlängert. Das drückt die Einnahmen der Briten weiter, während Norwegen immer noch gutes Geld aufgrund der niedrigeren Förderkosten verdient. Das entwickelt sich zu einem Verdrängungswettkaampf, bei dem die Briten schlechte Karten haben: ihre Ölproduktion ist seit dem Förder-Hochpunkt 1999 um 71% auf nun 850.000 Barrel pro Tag zurück gegangen – in Norwegen beträgt der Rückgang nur 44% auf nun 1,9 Millionen Barrel pro Tag. Während die Briten weiter versucheen, alte und kostenintensive Ölfelder auszubeuten, sind die Norweger auf der Suche nach neuen Quellen.

Früher oder später dürfte sich die Strategie der Norweger auszahlen – während die Briten weiter ins Abseits gedrängt werden und in der Nordsee-Industrie weitere Jobs verlieren werden – seit 2014 sind bereits 60.000 Jobs verschwunden. Derzeit beträgt der Antiel des Nordsee-Öls am Weltmarkt nur noch 3% – aber selbst bei diesen 3% wird Großbritannien, das zeichnet sich derzeit schon klar ab, weiter an Marktanteil verlieren. Norwegen hat schlicht einen längeren Atem und übt gegenüber der staatlichen Statoil, die für 70% der Ölförderung des Landes verantwortlich zeichnet, eine größere Autorität aus. Der Niedergang der britischen Norsee-Industrie ist damit eine weiterer Aspekt des Niedergangs der britischen Industrie insgesamt seit Thatcher`s Zeiten..



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