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Ölpreis zu hoch? Man schaue auf Iran, Norwegen, Libyen und die IEA

Eine Öl-Pumpe in der Wüste

Der Ölpreis kann sich aktuell mit glatt 47 Dollar (WTI-Öl) auf stabil hohem Niveau halten. Erst gestern hatten wir von der Gefahr einer Korrektur gesprochen, für welche es durchaus Gründe gibt. Die Euphorie um die beginnenden Corona-Impfungen hilft dem Ölpreis seit Wochen – denn mehr Öl-Nachfrage wird angenommen bei einer absehbar einsetzenden Konjunkturerholung. Zudem wurden heute gute Konjunkturdaten aus China gemeldet (hier mehr Details), was ebenfalls auf eine gute Öl-Nachfrage hindeuten würde.

Ölpreis zu hoch?

Notiert der Ölpreis zu hoch? Im folgenden Chart sehen wir in blau den Verlauf des S&P 500 seit Ende 2019 im Vergleich zum WTI-Ölpreis in rot-grün. Öl stieg die letzten Monate moderater an als der Aktienmarkt. Dennoch muss man sagen, dass derzeit die Gefahr besteht, dass von zu vielen Seiten zu viel neue Öl-Angebotsmenge auf den Weltmarkt drückt. Und gleichzeitig könnte sich die Nachfrage nach Öl einfach nicht schnell genug erholen.

Internationale Energie Agentur

Vor wenigen Minuten hat die Internationale Energie Agentur (IEA) ihren Dezember-Report veröffentlicht (siehe hier). Daraus geht hervor, dass die Nachfrage nach Öl in 2021 um 170.000 Barrels pro Tag geringer ausfallen soll als noch vor vier Wochen prognostiziert. Dies liege an geringeren Erwartungen bei der Kerosin-Nachfrage (weniger Flugverkehr nächstes Jahr?). Die IEA erwähnt auf der Angebotsseite die vor wenigen Tagen von der OPEC beschlossene Erhöhung ihrer Fördermenge um 500.000 Barrels pro Tag. Für die Produzenten außerhalb der Gruppe OPEC+ erwartet die IEA für 2021 einen Anstieg der Fördermenge um 400.000 Barrels pro Tag.

Chart zeigt Ölpreis im Vergleich zum US-Aktienmarkt seit Ende 2019

Iran, Norwegen und Libyen

Gestern berichteten wir auch über die jüngsten Aussagen aus dem Iran, dass man die Fördermenge für Öl wohl bald kräftig anheben will. Die Commerzbank-Analysten erwähnen heute aktuelle Aussagen des iranischen Präsidenten Ruhani – demnach könnte der Iran seine Ölproduktion im nächsten Jahr verdoppeln, wenn die US-Sanktionen gegen sein Land gelockert würden. Der Iran plane in diesem Fall mit einer Ölproduktion einschließlich Kondensaten von 4,5 Mio. Barrel pro Tag und Ölexporten von 2,3 Mio. Barrel pro Tag im nächsten iranischen Kalenderjahr, das am 21. März beginnt.

Auch Norwegen ist ein Faktor, wenn es darum geht ob der Ölpreis derzeit zu hoch notieren könnte. Denn laut dem Energieberatungsunternehmen Rystad will Norwegen seine Ölproduktion ab Januar ebenfalls um mehr als 200.000 Barrels pro Tag erhöhen. Und man darf nicht vergessen, dass Libyen nicht an die Fördermengenvereinbarungen der OPEC+ gebunden ist. Gestern berichteten wir über die aktuellste OPEC-Veröffentlichung mit Fördermengendaten zu Ende November. Da sah man, dass Libyen seine Öl-Fördermenge alleine von September bis November dramatisch erhöht hat, von 155.000 auf 1,1 Millionen Barrels pro Tag. Geht diese Steigerung so weiter?

Und man könnte ebenso vermuten, dass auch der Irak sich nicht so genau an die Gruppen-Vereinbarung hält, und munter drauf los mehr Öl pumpt. Es könnte in den nächsten Wochen ein globales Überangebot an Öl entstehen. Der Ölpreis könnte einbrechen. Aber das ist nur ein Szenario. Die Glaskugel haben wir auch nicht. Aktuell bleibt WTI-Öl konstant um die 47 Dollar. Wie schon gestern, kann man auch heute nur sagen: Diese aktuelle Impf-Euphorie bei Aktien und beim Ölpreis kann in Kürze abbrechen, oder auch noch eine ganze Weile lang bestehen bleiben.



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