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Ölpreis: zuviel Öl, zu wenig Lagerstätten

Von Markus Fugmann

Die Lagerstätten in den USA für Öl füllen sich derzeit in einem Tempo wie noch nie. Waren die Lager in Cushing (Oklahoma) im Juli 2014 mit 18 Millionen Barrel nur zu 25% gefüllt, so lagern in Cushing derzeit bereits 51 Millionen Barrel – nur knapp unter dem Allzeithoch von Anfang 2013, als der Rekord von 52 Millionen Barrel erreicht wurde. Seit Oktober 2014 haben sich die Lagerbestände in Cushing verdreifacht – insgesamt kann Cushing derzeit 71 Millionen Barrel aufnehmen.

Grund für die starke Zunahme ist nicht nur die stetig steigende Ölproduktion, sondern auch der Bau neuer Pipelines vom Mexikanischen Golf nach Cushing. Und die großen Ölfirmen nutzen diese Pipelines nach Cushing angesichts des gefallenen Ölpreises – in der Hoffnung, das gelagerte Öl später zu höheren Preisen verkaufen zu können.

Auch die Lagerstätten für Öl im Mittleren Westen und der Ostküste der USA füllen sich in Rekordtempo: im Mittleren Westen sind sie zu 70% ausgelastet, an der Ostküste zu 85%. Es ist also nicht mehr viel Platz zur Lagerung vorhanden – daher weichen einige Produzenten bereits auf Öltanker aus, jedoch zu hohen Kosten. Ed Morse, global head of commodities research bei der Citigroup warnt daher, dass die Lager bald vollständig gefüllt sein dürften.

Zwar geht die Zahl der rig counts, also der aktiven Bohrlöcher in den USA, zurück – aber das bedeutet nicht unbedingt, dass weniger Öl auf den Markt kommt: die Shale-Industrie hat ihre Effektivität verbessert und kann daher aus den einzelnen Feldern mehr herausholen.

Was aber passiert, wenn die Lager dann vollständig gefüllt sind? Zunächst würde die USA die Ölimporte weiter zurück fahren. Wichtiger aber ist, dass die Ölfirmen dann versuchen dürften, ihr Öl direkt an die Raffinerien zu discount-Preisen zu verkaufen – Ed Morse rechnet damit, dass dann der Preis für WTI auf 20 Dollar fallen könnte. Solange der Ölpreis tief ist, steigt der Bedarf an Lagerung – was wiederum den Preis für die Lagerung nach oben gehen läßt. Es sieht also so aus, als sei die Kombination aus niedrigen Preisen und dem daraus entstehenden Bedürfnis zur Lagerung ein Teufelskreis, der eine wirkliche Erholung der Ölpreise auf mittlere Sicht kaum möglich erscheinen läßt.



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