Konjunkturdaten
Ölpreis zwischen Fakten und Hoffnungen
Gestern gab es bis 16:30 Uhr große Hoffnungen auf die lange erwartete Wende am Ölmarkt. Seit nun 12 Wochen am Stück (!) waren die Lager für Rohöl in den USA immer voller geworden von 479 Mio auf 534 Mio…

FMW-Redaktion
Gestern gab es bis 16:30 Uhr große Hoffnungen auf die lange erwartete Wende am Ölmarkt. Seit nun 12 Wochen am Stück (!) waren die Lager für Rohöl in den USA immer voller geworden von 479 Mio auf 534 Mio Barrels Ende März. Dann Dienstag Abend die Erleichterung vieler Teilnehmer. Die privat erhobenen API-Daten zu den US-Lagerbeständen gingen um 1,8 Mio Barrels zurück. Das sollte doch nun wirklich die Wende sein. Der Ölpreis stieg an.
Arbeiten an einer Fracking-Anlage in den USA.
Foto: Joshua Doubek/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Gestern Nachmittag dann aber die Enttäuschung. Die nachfolgenden staatlich vermeldeten EIA-Lagerbestände stiegen doch weiter an um weitere 1,5 Mio auf 535 Mio Barrels. Nun also haben wir seit 13 Wochen am Stück voller werdende Öl-Lager in den USA. Warum ist das so bedeutend? Die Fördermengen-Kürzung von OPEC und Nicht OPEC-Staaten von 1,8 Mio Barrels pro Tag wurde bereits im Januar laut OPEC zu 86% umgesetzt, und im Februar bereits zu 94%, also fast im vollen Umfang. Trotzdem sind die US-Lager gleichzeitig immer voller geworden.
Da kann doch etwas nicht stimmen. Denn mehrmals in den letzten Wochen betonen Offizielle aus den Golfstaaten, wie toll die Kürzung doch funktioniere. Der Markt balanciere sich aus. Das müsste folglich auch bedeuten, dass ebenso in den USA die sinkenden Angebotsmengen der großen Anbieter spürbar werden. Die Folge müsste eigentlich sein, dass der Bedarf der Nachfrageseite, der nicht durch frisches Angebot abgedeckt werden kann, durch die Lagerbestände bedient wird. Folglich hätte es bei den Lagermengen schon längst eine Trendwende geben müssen.
Aber die Lager werden immer voller, und schon seit mehreren Wochen gibt es jedes Mal aufs Neue ein Allzeithoch seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1982. Und der US-Ölpreis WTI? Der hat zwar über Nacht bis jetzt verloren aufgrund des überraschenden Lageranstiegs. Aber grob gesagt hat er nur das verloren, was er nach den API-Daten gewonnen hatte. Die beiden Charts zeigen zunächst den WTI-Ölpreis. Der erste Kreis zeigt den Beginn des 13 Wochen andauernden Anstiegs bei den Lagerbeständen. Man sieht gut, dass der Ölpreis heute unterm Strich auf dem selben Niveau liegt, nämlich um die 51 Dollar.
Die Lager aber, wie man im zweiten Chart sieht, sind seitdem sehr stark angestiegen. Also steigt das Angebotsvolumen, das im Markt nicht abgesetzt werden kann, enorm an. Das müsste gemäß Lehrbuch eigentlich für spürbar fallende Preise sorgen. Aber nun kommen wir zum zweiten Teil unseres Artikel-Titels, den Hoffnungen. Sie scheinen derzeit den Ölpreis oben zu halten – die Hoffnungen auf eine tatsächliche nachhaltige Wirkung der Fördermengen-Kürzungen.
Dass die Fördermenge durch die US-Fracker steigt, wird ignoriert. Dass Libyen hochfährt, egal. Die OPEC-Offiziellen äußern sich oft genug in den letzten Wochen über den Erfolg ihrer Maßnahmen. An diesen Strohhalm klammert man sich gerne, wenn man sich steigende Ölpreise wünscht. Die Vergangenheit der letzten 2 1/2 Jahre zeigte schon oft, dass Hoffnungen verdammt lange den Preis beeinflussen können.
Konjunkturdaten
Aktuell: Öl-Lagerbestände +4,4 Mio Barrels (jetzt 486,6 Mio)

Die wöchentlich vermeldeten Öl-Lagerbestände in den USA (Rohöl) wurden soeben mit 486,6 Mio Barrels veröffentlicht. Dies ist im Vergleich zur Vorwoche ein Plus von 4,4 Mio Barrels, wobei die Erwartungen zur Vorwoche bei -1,1 lagen.
Die Benzinbestände wurden im Vergleich zur Vorwoche mit -0,3 Millionen Barrels veröffentlicht. Die Erwartungen gegenüber der Vorwoche lagen bei +2,8 Millionen Barrels.
Die Dienstag Abend um 22:35 Uhr veröffentlichten API-Lagerbestände wurden mit +2,6 Mio Barrels beim Rohöl gemeldet (-0,3 erwartet).
Der Ölpreis (WTI) reagiert in den ersten Augenblicken nach Verkündung mit -7 Cents bei 52,43 Dollar.
source: tradingeconomics.com
Konjunkturdaten
US-Verkäufe bestehender Häuser besser

Die Verkäufe bestehender US-Häuser (Dezember) sind mit +0,7% auf eine Jahresrate von 6,76 Millionen deutlich besser ausgefallen wie erwartet (Prognose war -2,0% auf eine Jahresrate von 6,55 Millionen; Vormonat war -2,2% auf eine Jahresrate von 6,71 Millionen).
Die Daten aus dem Dezember sind Transaktionen, die in der Regel im November abgeschlossen und dann im Dezember finalisiert werden..
Die Verkäufe bestehender Häuser machen etwa 90% des amerikanischen Immobilienmarkts aus und sind daher von besonderer Bedeutung!
#UnitedStates Existing Home Sales at 6.76M https://t.co/z7yB48qZTk pic.twitter.com/UZCK3U4VPs
— Trading Economics (@tEconomics) January 22, 2021
Konjunkturdaten
US-Einkaufsmanagerindizes: zweitbester Wert seit sechs Jahren!

Soeben wurde die Einkaufsmanagerindizes für die USA (Markit PMI; Januar) veröffentlicht:
Verarbeitendes Gewerbe: 59,1 (Prognose war 56,5; Vormonat war 57,1)
Dienstleistung: 57,5 (Prognose war 53,6; Vormonat war 54,8)
Gesamtindex: 58,0 (Vormonat war 57,1)
Auffallend: die Input-Kosten steigen so stark wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr!
Dazu schreibt Markit, das die Daten erhebt:
“US businesses reported a strong start to 2021, buoyed by hopes that vaccine developments will mean the worst of the pandemic is behind us, and
that the new administration will provide a stable and supportive environment for stronger economic growth. Output growth accelerated in January to the second-fastest in almost six years, and business optimism about the year ahead surged higher. Over the past three months, business sentiment has been running at its highest since the start of 2015. “However, capacity constraints are biting amid the growth spurt. Not only have the last two months seen supply shortages develop at a pace not previously seen in the survey’s history, but prices have also risen due to the imbalance of supply and demand. Input cost inflation consequently also hit a survey high and exerted further upward pressure on average selling prices for goods and services. “There was also disappointing news on the labour market, as near-term concerns over the impact of the pandemic, notably on demand for consumer-facing services, and rising costs led to the weakest employment reading since July.”
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columbo
6. April 2017 13:19 at 13:19
Die Steigerung der Fördermenge der Fracker wird wahrscheinlich deshalb ignoriert,
weil sie nur 100.000 Barrel/Tag beträgt. Zur Opec-Kürzung von 1,8 Mill./Tag nicht viel.
Das dauert noch, bis die Fracker konkurrenzfähig sind, daher wird der Ölpreis wohl vorerst steigen, bis er irgendwann später vielleicht wieder sinkt.
Irgendjemand
6. April 2017 22:12 at 22:12
Vielleicht sind physische Long Positionen in Lagern auch einfach billiger als Kontrakte zu rollen?