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Westliche Restriktion wäre erstmal ohne Wirkung Ölpreisdeckel 70 Dollar? Russland-Öl kostet derzeit nur 52 Dollar

Setzen G7 und EU einen Preisdeckel für Öl aus Russland bei 70 Dollar an? Damit läge man gut 18 Dollar über dem aktuellen Verkaufsniveau.

Diese Woche war konkret im Gespräch, dass EU und G7 einen Preisdeckel für Öl aus Russland in Höhe von 65-70 Dollar einführen wollen. Aber offenbar hat man sich bis jetzt nicht einigen können. Aber sollte es doch dazu kommen, dass dieses Preisniveau herangezogen wird, bis zu dem man bereit ist Öl aus Russland zu kaufen – wird das Wladimir Putin überhaupt ängstigen?

Erstens sei anzumerken: Wenn der Preis für Öl aus Russland über 70 Dollar liegen sollte, und Europa kauft nicht mehr, wird Russland sicherlich in Asien genug andere willige Käufer finden. Aber wo stehen russische Ölpreis denn aktuell überhaupt? Würde der Preisdeckel aktuell überhaupt greifen? Aktuell sehen wir einen Spread von gut 18 Dollar, also einen russischen Verkaufspreis, der 18 Dollar unter dieser angepeilten Grenze von 70 Dollar liegt. Bloomberg berichtet aktuell wie folgt: Wenn die Diplomaten der Europäischen Union über eine Preisobergrenze für russisches Öl feilschen, sollte man sich vor Augen halten, dass das Niveau, über das sie diskutieren, mit ziemlicher Sicherheit über dem Preis liegen wird, zu dem die Flaggschiff-Ölsorte Russlands derzeit gehandelt wird.

Die Obergrenze könnte irgendwo zwischen 65 und 70 Dollar pro Barrel liegen. Es wird erwartet, dass die Obergrenze von allen Ländern der Gruppe der Sieben im Rahmen eines von den USA geleiteten Prozesses angenommen wird, wenn sie eingeführt wird. Alles, was in diesem Bereich liegt, würde jedoch weit über dem derzeitigen Preis für die russische Vorzeigequalität Urals liegen, wie aus den Daten von Argus Media Ltd. hervorgeht, einem Herausgeber von physischen Rohstoffpreisen. Den Daten des Unternehmens zufolge fiel der Preis für Urals am Donnerstag an zwei der wichtigsten westlichen Exportterminals des Landes auf rund 52 Dollar pro Barrel.

Ölpreise aus Russland im Vergleich zu Brent

Jeder Käufer, der mehr als die Obergrenze zahlt, hat keinen Zugang zu europäischen – insbesondere griechischen – Öltankern oder zu den branchenüblichen Versicherungen gegen Risiken wie Ölverschmutzungen. Je höher die Obergrenze ist, desto besser ist sie für die Ausfuhren. Würde die Obergrenze im Bereich von 65 bis 70 US-Dollar liegen, könnten Russland und seine Kunden auch noch zu höheren Preisen als aktuell handeln, und sicher sein, dass sie Zugang zu den erforderlichen Schiffen haben.

Derzeit ist dies nicht der Fall, was zu Unsicherheiten bei der Beförderung von Gütern führt und einige Käufer abschrecken könnte. Die EU selbst wird ab dem 5. Dezember fast alle Einfuhren auf dem Seeweg verbieten. Europa befindet sich noch in ausführlichen Gesprächen über die Obergrenze. Einige Mitglieder, wie z. B. Polen, sind der Ansicht, dass 65 Dollar als Grenze zu hoch angesetzt ist, während Mitglieder wie Griechenland, das weltweit größte Land, das Öltanker besitzt, nicht unter 70 Dollar gehen will.

Eine Obergrenze wäre für Moskau nicht unbedingt ein Gewinn. Die Ölpreise können sowohl steigen als auch fallen, und wenn die Obergrenze ein fester Bestandteil des Marktes wird, könnte Russland künftige Erholungen verpassen. Die Unsicherheit über die russischen Ölpreise ist groß, da der Handel mit den Ladungen des Landes seit dem Krieg weniger transparent ist. Platts, ein Preislieferant der zu S&P Global Inc. gehört, schätzte den Preis für Urals im russischen Hafen von Primorsk am Donnerstag jedoch ebenfalls auf rund 52 Dollar, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Der Argus-Preis wird vom russischen Finanzministerium zur Berechnung der Ausfuhrzölle herangezogen. Das Beratungsunternehmen FGE erklärte in einem Vermerk, dass die Obergrenze nur geringe Auswirkungen auf die derzeit erzielten Preise hat und sogar einen Aufschlag von 3 bis 4 Dollar für Urals bedeuten könnte.

FMW/Bloomberg

Eine Öl-Pumpe in Russland
An oil pumping jack, also known as „nodding donkey“, stands in an oilfield near Almetyevsk, Tatarstan, Russia, on Wednesday, March 11, 2020. Saudi Aramco plans to boost its oil-output capacity for the first time in a decade as the world’s biggest exporter raises the stakes in a price and supply war with Russia and U.S. shale producers.


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2 Kommentare

  1. Anstatt sich um die Sicherheit der Ölversorgung Gedanken zu machen, werden jetzt wieder diese nicht durchsetzungsfägigen Maßnahmen durchgedacht. Und noch schlimmer: Man wird auch wohl versuchen sie durchzusetzen.
    Und genau so auf die Nase fallen wie beim Gas.
    Aber, wenn die Menschen weiter so viel Solidarität aufbringen wollen, wie frieren gegen Putin, dann eben auch teuren Diesel gegen Putin.
    Nur, der Bäcker, der seinen Backofen von Öl auf Gas umgestellt hatte, nun wieder zurück auf Öl geggangen ist, wird dann auch am Ende sein.
    Aber, das ist dann wieder ein Lacher für Scholz.
    Oder ein weiterer „Doppelwums“ für die ölverbrauchende Industrie, finanziert in der Zukunft.
    Der Rubel wird aber auf jeden Fall rollen, und wenn er aus Asien angerollt kommt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Unabhängig vom aktuellen russischen Ölpreis erwägt das OPEC+-Mitgliedsland Russische Föderation/Rosneft(,)potentielle Kunden nicht zu beliefern, für den Fall, daß sie einen möglichen Ölpreisdeckel akzeptieren. Dies könnte sich auf den Ölpreis im Allgemeinen auswirken.

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