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Offiziell: EU-Staaten verhängen 0 Euro Strafe gegen Spanien + Portugal

Heute ist es offiziell durch die EU-Kommission verkündet worden: Die EU-Staaten verhängen gegen Spanien und Portugal aufgrund ihrer Verfehlungen bei Defizitregeln eine sensationelle Strafe in Höhe von...

FMW-Redaktion

Heute ist es offiziell durch die EU-Kommission verkündet worden: Die EU-Staaten verhängen gegen Spanien und Portugal aufgrund ihrer Verfehlungen bei Defizitregeln eine sensationelle Strafe in Höhe von 0 Euro. Na gut, genau genommen hat die EU-Kommission verkündet, dass die Forderung einer Strafzahlung zurückgenommen wird. Aber irgendwie will man ja trotzdem deutlich machen, dass die beiden gegen Regeln verstoßen haben – also bleibt die Feststellung eines „schlimmen Fehlverhaltens“ bestehen. Letzten Donnerstag hatten wir bereits darüber berichtet. Kurz zusammengefasst: Die beiden Länder haben mehr Schulden gemacht als nach den EU-Kriterien erlaubt. Dafür sind Strafen vorgesehen, über deren Höhe die Gemeinschaft der EU-Staaten selbst entscheidet nach Vorschlag durch die EU-Kommission. Und die schlug die Rücknahme der Einforderung überhaupt irgendeiner Strafzahlung vor, was durch die Staaten abgenickt wurde.

Tja, wo ist da noch der Sinn bei so einer Strafe, mögen Sie sich fragen? Die Frage stellen wir uns auch. Der Sünder lernt verdammt schnell, was so eine Strafhöhe von 0 Euro für seine Zukunft bedeutet. Betrachtet er so eine harte Strafe als gelbe Karte, als letzte Warnung? Oder ist sie für ihn viel mehr ein Freifahrtschein für weiteres Schuldenmachen, da man ja keine Konsequenzen zu erwarten hat? Wir tippen auf Letzteres! Wie kam es nun zu dieser Entscheidung? Die EU-Kommission bestätigt, dass sie durch Spanien und Portugal selbst darum gebeten wurde aufgrund der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage in beiden Ländern. Und was hat die EU den beiden noch an „bösen und ermahnenden Worten“ mit auf den Weg zu geben? Genau dies:

„Wie von der EU-Kommission vorgeschlagen, fordern die EU-Staaten Portugal dazu auf seine exzessives Defizit bis Ende 2016 abzustellen, und Spanien bis Ende 2018.“ (Neuverschuldung unter die -3% des BIP drücken)

Das war es. Das ist alles. Man kann begeistert sein über so nachdrückliche böse Worte, die ganz sicher einen Schrecken in Lissabon und Madrid verursachen werden (Satire). Der zuständige EU-Kommissar Moscovici lässt dazu heute verkünden diese Entscheidung zeige eine intelligente Anwendung des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts. Dadurch dass man den beiden Ländern mehr Zeit gebe unter die -3% zu kommen, gebe man den beiden die Möglichkeit ihre Volkswirtschaften und auch die Eurozone zu stärken. Er habe Vertrauen in die beiden. Na dann ist ja alles in Ordnung Herr Moscovici, möchten wir betonen!

Mit welcher Drohkulisse sollen die beiden denn jetzt ganz aktuell dazu gebracht werden auch wirklich unter die -3% zu kommen? Uns ist die ganze Denkweise ein Rätsel. Jemand der gegen Regeln verstößt, soll dazu gebracht werden sich künftig an die Regeln zu halten, in dem er nicht bestraft wird? Hat noch nie funktioniert! Und diese beiden wären hier und heute die ersten in der EU gewesen, gegen die nach den Defizitkriterien so eine Strafe ausgesprochen worden wäre, mit einer richtigen finanziellen Bestrafung. Tja, aber dazu kommt es nicht. Aber was sollen andere zukünftige Sünder von so einer Regel halten, wenn beim ersten offiziell festgestellten Verstoß die Strafforderung gelöscht wird?

Hierzu die heutige Originalerklärung der EU-Kommission:


Stability and Growth Pact: Council adopts recommendations on Spain and Portugal

Brussels, 9 August 2016

The European Commission welcomes today’s Council decisions on Spain and Portugal in the context of the Stability and Growth Pact.

These decisions follow entirely the Commission’s recommendations of 27 July. Following its decision on 12 July that Spain and Portugal did not take effective action to correct their excessive deficits, the Council has now cancelled the fines for both countries and has set new fiscal paths to each of them, as recommended by the Commission.

The decision of the Council of 12 July on the absence of effective action legally obliged the Commission to propose a fine, the amount of which could be up to 0.2% of GDP. However, making use of a possibility provided for in the Pact, the Commission recommended to the Council on 27 July to cancel the fine, acknowledging requests by both Member States, the challenging economic environment, both countries‘ reform efforts and their commitments to comply with the Pact. The Council was not bound by this recommendation, but chose to follow it.
Following the Council’s decision on non-effective action, the Commission also has to propose to the Council a suspension of part of the commitments of European Structural and Investment (ESI) Funds for 2017.

Vice-President Valdis Dombrovskis, responsible for the Euro and Social Dialogue, said: „Today, following the Commission’s recommendations, the EU finance ministers decided to cancel financial fines for Spain and Portugal. They also confirmed the new budgetary adjustment paths for both countries. Effective action by Spain and Portugal will be a necessary condition to lift the suspension of commitments under the European Structural and Investment Funds.“

Pierre Moscovici, Commissioner for Economic and Financial Affairs, Taxation and Customs, said: „Today’s decisions reflect an intelligent application of the Stability and Growth Pact. By giving more time to Spain and Portugal to bring their public deficits below 3%, the Council sets new credible fiscal trajectories, which will contribute to strengthening both their economies and the euro area. Stability and Growth require a strong determination to put public finances in order. I trust that Spain and Portugal will respond accordingly to the collective decisions by the Commission and the Council.
The Commission will assess the action taken by Spain and Portugal in the coming months in the context of both the Excessive Deficit Procedure and the analysis of the Draft Budgetary Plans for 2017″.
As the Commission recommended, the Council calls on Portugal to put an end to its excessive deficit by 2016, and that Spain does so by 2018 at the latest.

The Commission will make its proposal on the suspension of part of the commitments of ESI Funds for 2017 after a dialogue with the European Parliament, which is set to take place shortly after the Parliament’s summer recess. To lift a suspension of ESI Funds, both Spain and Portugal will need to demonstrate full compliance with the Pact, as expressed in the recommendations adopted today by the Council. Both Member States are expected to take effective action and report on it by 15 October 2016, at the same time as presenting their Draft Budgetary Plans this autumn.

Background

The Council calls on Spain to reduce its headline deficit to 4.6% of GDP in 2016, to 3.1% of GDP in 2017 and to 2.2% of GDP in 2018, consistent with a deterioration of the structural balance by 0.4% of GDP in 2016 and a 0.5% of GDP improvement in both 2017 and 2018. The adjustment also requires that Spain adopts and fully implements consolidation measures for the amount of 0.5% of GDP in both 2017 and 2018.
The Council calls on Portugal to reduce its headline deficit to 2.5% of GDP in 2016. To this end, Portugal shall adopt and fully implement consolidation measures for the amount of 0.25% of GDP in 2016. In particular, Portugal shall implement fully the consolidation measures incorporated in the 2016 Budget, including the additional expenditure control in the procurement of goods and services highlighted in the Stability Programme.

The Council also requires Spain and Portugal to stand ready to adopt further measures if necessary.



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2 Kommentare

  1. Wenn ich den Bock(Moscovici)zum Gärtner mache,brauche ich mich über mangelnde Schuldendisziplin nicht mokieren.Es ist wie in der Kindererziehung.Die Androhung irgendwelcher Strafen verliert ihre Wirkung bei mehrfacher Nichtanwendung.Antiautoritäre Erziehung der chronisch aggressiven Fibnanzmärkte!Die Psychopaten,die daraus entstehen,werden uns in Zukunft noch viel Freude bereiten.Mir zum Glück nicht mehr,da ich bereits 58 bin.

  2. Wie wollten die EU-Clowns denn die Strafen gegen Portugal und Spanien begründen? Wenn Frankreich und Italien ohne Strafen für das gleiche Vergehen davon kommen? Bis zum heutigen Tag hat sich doch noch kein EU Land an irgendeinen Vertrag gehalten! Woran sich alle halten ist das Handaufhalten wenn die Gelder aus Deutschland verteilt werden. Wenn Flüchtlinge verteilt werden sollen macht keiner mehr mit bei diesem blöden Spiel!

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