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OPEC-Monatsbericht: Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage?

Nur das interessiert die Öl-Trader: Wie sieht es aus mit der tatsächlichen Ausbalancierung von Öl-Produktion und Öl-Nachfrage? Welche Zahl steigt stärker? Heute hat die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht vorgestellt. Basierend darauf wird...

FMW-Redaktion

Nur das interessiert die Öl-Trader: Wie sieht es aus mit der tatsächlichen Ausbalancierung von Öl-Produktion und Öl-Nachfrage? Welche Zahl steigt stärker? Heute hat die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht vorgestellt. Basierend darauf wird die weltweite Öl-Nachfrage in 2017 bei 95,42 Millionen Barrels pro Tag liegen. In August lag die Nachfrage bei 95,65 Millionen Barrels pro Tag. Die OPEC selbst gibt keine Prognosen heraus, wie sie ihre eigene Produktionsmenge für die nächsten Monat sieht. Aber zur Nachfrageseite macht sie Angaben. In 2017 soll die Nachfrage (inkludiert in den obigen 95 Mio) bei 32,5 Millionen Barrels pro Tag liegen, nach im Schnitt 31,7 Millionen in 2016.

Auf der Angebotsseite lag das Nicht OPEC-Volumen im August irgendwo um die 56 Millionen Barrels + 33,24 Millionen Barrels von der OPEC +6,3 Mio Sonstiges, womit man auf ein aktuelles Volumen von gut 95,54 Millionen Barrels Angebot pro Tag kommt. Da die Volumen ja täglich schwanken, kann man den August-Wert der Nachfrage-Seite von 95,65 Mio Barrels so deuten, dass wir möglicherweise derzeit schon eine Ausbalancierung erreicht haben. Für das 3. Quartal rechnet die OPEC mit einer Netto-Nachfragedifferenz von 32,7 Millionen Barrels, die noch durch das OPEC-Angebot abgedeckt werden müsste. Im 4. Quartal soll sie bei 32,25 Millionen Barrels pro Tag liegen.

Niemand weiß wirklich genau, wie viel die OPEC-Staaten derzeit real produzieren. Denn selbst die von den einzelnen Staaten an die OPEC gemeldeten Summen müssen nicht dem entsprechen, was auf dem Förderfeld wirklich aus dem Boden geholt wird. Klar ist nur: Zuletzt vermeldeten Russland, Iran, Saudi-Arabien und Co stetige Anstiege und neue Rekord-Niveaus bei der Fördermenge. Der Irak holt ebenfalls gerade massiv auf. Die Frage, die jetzt alle bewegt: Wird es nach dem Doha-Desaster aus April dieses Mal am 26. September in Algerien wirklich eine Einfrierung der Fördermenge geben? Wenn die OPEC derzeit sagen wir mal 33 oder 33,5 Millionen Barrels pro Tag fördert, würde das Angebot immer noch leicht über der Nachfrage liegen.

Aber auch dann hängen wir vermutlich derzeit kurz vor einer Ausbalancierung zwischen Angebot und Nachfrage. Vergessen darf man in diesem Zusammenhang aber nie die weltweiten Öl-Lagerbestände. Sie lagen von 2011-2015 im Schnitt immer um die 2,7 Milliarden Barrels. 2015 ging es von 2,8 über die 3 Milliarden Barrels-Grenze. Nach weiteren Anstiegen sollen sie Stand Juli 2016 bei 3,09 Milliarden Barrels liegen – das sind 341 Millionen Barrels über dem 5 Jahres-Durchschnitt. Der Berg ist noch verdammt groß. Und wenn es wirklich zu einer Einfrierung der Fördermenge kommen sollte (eher unwahrscheinlich), müsste man sich dann erstmal daran machen die Lagerbestände abzubauen, damit der Abwärtsdruck auf den Ölpreis wirklich nachlassen kann.

Die reale Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage ist vielleicht schon jetzt erreicht, oder wird in Kürze erreicht. Wie gesagt, definitiv wird man das nie genau wissen, weil die Datenbasis aus vielen Förderländern nicht wirklich zuverlässig ist. Aber diese Ausbalancierung könnte den Ölpreis-Bullen Auftrieb geben. Negativ dagegen stehen die immer noch extrem hohen Lagerbestände (auch in den USA). Und natürlich sind da immer noch die Golfstaaten, die zuletzt immer weiter ihre Produktion raufgeschraubt haben – eigentlich genau das Gegenteil was man tun sollte, wenn man in Kürze seine Produktion einfrieren will. Soll der Ölpreis nachhaltig steigen, braucht es erstens diese Einfrierung, und danach in harten Zahlen den Nachweis, dass sich auch wirklich alle daran halten. Da wären wir schon beim nächsten Problem.

Diese Einfrierung wird von Staaten beschlossen, die ihre Öl-Fördermenge staatlich regulieren können. Die USA können das nicht, da die Ölförderung von hunderten Ölunternehmen und vor allem kleinen Fracking-Buden geleistet wird. Die scheren sich nicht um irgendwelche Agreements irgendwo im Ausland. Sobald die Einfrierung da ist und die Preise steigen, werden die Fracker deutlich mehr Öl fördern – das wiederum drückt den Preis. Da ist es wieder, das Paradoxon…



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