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OPEC-Monatsbericht: Saudi-Arabien überschreitet offiziell die Maximalgrenze

Der aktuellste OPEC-Monatsbericht für Daten aus Juni wurde soeben veröffentlicht. Gestern hatten wir es schon als Gerücht berichtet. Heute nun folgt die offizielle Bestätigung: Saudi-Arabien hat alleine von Mai auf Juni seine...

FMW-Redaktion

Der aktuellste OPEC-Monatsbericht für Daten aus Juni wurde soeben veröffentlicht. Gestern hatten wir es schon als Gerücht berichtet. Heute nun folgt die offizielle Bestätigung: Saudi-Arabien hat alleine von Mai auf Juni seine Ölproduktion massiv ausgeweitet um 190.000 Barrels pro Tag. Damit geht es rauf von 9,88 auf 10,07 Millionen Barrels Förderung pro Tag, und damit leicht über die Menge, die die Saudis versprochen hatten nicht zu überschreiten (10,058).

Das ist ein verheerendes Signal, denn die Saudis waren monatelang Vorreiter beim ernsthaften Bestreben die globale Fördermenge an Öl wirklich runterzubekommen, damit es endlich steigende Preise gibt. Sie senkten lange Zeit ihre Fördermenge deutlich stärker als notwendig. Jetzt die Kehrtwende, die als verheerendes Signal an andere kleinere OPEC-Partner so interpretiert werden könnte: Na gut, wenn die Saudis die Grenze überschreiten, dann machen wir es eben auch!

Wenn so die Kürzungszusagen verwässert werden, sind sie schon bald nichts mehr wert. Nigeria hat seine Förderung binnen eines Monats um 169.000 Barrels pro Tag erhöht, was enorm viel ist bei jetzt insgesamt 1,66 Millionen Barrels pro Tag. Libyen hat auch kräftig erhöht, wie sämtliche Berichte es zeigen. Offiziell gemeldet hat man aber anscheinend gar keine Daten an die OPEC. Die beiden Länder sind zunehmend ein Problem. Denn als offizielle OPEC-Mitglieder bekamen sie schon vor Monaten die Zusage aller anderen OPEC-Mitglieder, dass sie so viel Öl fördern können wie sie wollen, trotz Fördermengenkürzung der OPEC.

Denn man weiß um die prekäre finanzielle Situation der beiden, und erlaubte daher diese Ausnahmen. Dass sie aber so kräftig auf die Pumpe drücken würden, wird jetzt zum Problem. Schon gibt es Stimmen, dass man diese Zusage nach unbegrenzter Ausweitung zurücknehmen solle. Auch Angola legte um 69.000 Barrels pro Tag zu, während Länder wie Venezuela, Iran, Irak und Kuwait kleine Mengenkürzungen vornahmen (-33, -13, -14, -10).

Die OPEC-Produktion stieg im Juni um 393.500 Barrels pro Tag auf 32,6 Millionen Barrels. Damit liegt die OPEC 0,4 Millionen Barrels über dem Wert, den man für nächstes Jahr als notwendige Angebotsmenge benötigt. Auch werde man nach gegenwärtigen Prognosen im 1. Quartal 2018 den Weltmarkt mit einem Überangebot von 900.000 Barrels pro Tag versorgen.

Wichtig: Laut heutiger OPEC-Aussage liegen die Öl-Lagerbestände der OECD-Staaten im Mai bei 3,015 Milliarden Barrels, und damit immer noch 234 Millionen Barrels über dem Fünfjahres-Durchschnitt. Die OPEC hatte klipp und klar betont, dass es das Hauptziel der Kürzungsanstrengungen sei wieder runterzukommen auf diesen Durchschnitt. Das wird wohl noch dauern.

Für 2018 soll die weltweite Öl-Nachfrage um 1,26 Millionen Barrels pro Tag steigen, leicht weniger als bisher angenommen. Die Angebotsmenge von Nicht OPEC-Staaten soll in 2017 im Schnitt um 0,80 Millionen Barrels pro Tag niedriger ausfallen als bisher gedacht. Für 2018 soll sie aber um 1,14 Millionen steigen durch Produktionsausweitungen vor allem in den USA, Brasilien, Kanada, Russland, Kasachstan, dem Kongo und Großbritannien.

Dass die Saudis ihre eigene Maximalfördermenge überschreiten, ignoriert der Ölmarkt gerade. Aktuell scheint die wöchentliche Meldung der US-Lagerbestände für Öl wichtiger zu sein. Denn gestern Abend vermeldeten die API-Daten einen kräftigen Rückgang der Lager mit -8,1 Millionen Barrels, was deutlich mehr als erwartet war. Der WTI-Ölpreis stieg gestern Abend nach den API-Daten um 80 Cents, und verblieb über Nacht bis jetzt auf diesem höheren Niveau von 45,67 Dollar. Jetzt wartet man auf 16:30 Uhr, wenn die offiziellen Daten vermeldet werden. Wir berichten dann sofort.



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