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Ölpreis zu tief? OPEC sieht Schuld bei Spekulanten

Die OPEC sieht Spekulanten am Terminmarkt als Hauptschuldige für einen zu niedrigen Ölpreis. Hier dazu aktuelle Aussagen.

OPEC Logo

Der Ölpreis hat in den letzten Wochen Schwäche gezeigt, und notiert jetzt mit unter 78 Dollar im WTI-Öl 5 Dollar tiefer als vor dem Ausbruch des Israel-Hamas-Kriegs (siehe TradingView Chart). Aber das Preisniveau ist immer noch gut 8 Dollar höher als zum Start der Fördermengenkürzungen von Saudi-Arabien und Russland Anfang Juli, die weiter fortgesetzt werden. Die Kursschwäche bei Öl basiert auf der Annahme, dass die Konjunktur und damit die Ölnachfrage in den großen Volkswirtschaften wie China, USA und Europa abkühlt. Oder steckt doch mehr dahinter? Die OPEC sieht die Schuld bei Spekulanten.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis

Ölpreis schwach – OPEC sieht Schuld bei Spekulanten

Warum haben die großen Ölproduzenten ihre Fördermengen gekürzt? Weil sie einen deutlich höheren Ölpreis sehen möchten. Aber nur 8 Dollar Anstieg unterm Strich binnen 4 1/2 Monaten, das ist zu wenig? Die OPEC hat heute Mittag ihren Monatsbericht veröffentlicht. Dort schreibt das Kartell, dass trotz der gesunden und unterstützenden Marktfundamentaldaten der Ölpreis in den letzten Wochen tendenziell gesunken ist. Dies liege hauptsächlich an „Finanzmarktspekulanten, die ihre Netto-Long-Positionen im Oktober im Vergleich zu Ende September drastisch reduziert haben, insbesondere bei den NYMEX WTI-Futures und Optionskontrakten“.

Die Daten zeigen laut OPEC-Aussage, dass Hedgefonds und andere Geldmanager ihre Long-Positionen im Oktober stark reduziert haben, im Äquivalent von 161 Millionen Barrels Öl und 43 Millionen Barrels an NYMEX-WTI und ICE-Brent-Futures und -Optionskontrakten. Insgesamt haben sie ein Äquivalent von mehr als 200 Millionen Barrels Öl seit Ende September verkauft, was etwa 37 % der gesamten Long-Positionen ausmacht. Dies habe die Marktvolatilität im Ölpreis angeheizt und den Preisverfall beschleunigt, so die Aussage der OPEC. Der Ausverkauf sei auch zu beobachten gewesen bei spekulativen Positionen bei Erdölprodukten im Oktober, insbesondere bei ICE-Gasöl in Europa.

Vor diesem Hintergrund und trotz der übertrieben negativen Stimmung auf dem Markt in Bezug auf die Entwicklung der chinesischen Ölnachfrage und den globalen Ölmarkt im Allgemeinen zeigen die jüngsten Daten laut OPEC-Aussage, dass die chinesischen Rohölimporte im Oktober auf 11,4 Millionen Barrels pro Tag im Oktober gestiegen sind, und dass sie auf dem besten Weg sind in diesem Jahr einen neuen Rekordwert zu erreichen. Tatsächlich seien die chinesischen Rohölimporte sehr gesund geblieben, auf einem Rekordniveau, das weit über dem Fünfjahresdurchschnitt liegt. Auch die indischen Rohölimporte dürften im 4. Quartal des Jahres anziehen und in diesem Jahr ein Rekordniveau erreichen, so die Aussage der OPEC. Die weltweite Ölnachfrage zeige weiterhin Stärke und Widerstandsfähigkeit, mit einem besser als erwarteten Wachstum im aktuellen vierten Quartal 2023, vor allem in den Nicht-OECD-Ländern. So hat das Sekretariat der OPEC seine jüngste Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage für 2023 auf 2,5 Millionen Barrels pro Tag nach oben korrigiert.

Kommentar

FMW: Glaubt man der Meinung der OPEC, dann sahen wir in den letzten Wochen eine Übertreibung auf der Abwärtsseite. Wer seit Jahren den Ölmarkt beobachtet, der merkt: Gerne wechseln sich verschiedene Sichtweisen schnell ab. Wochenlang stieg der Ölpreis wegen der Fokussierung auf die Fördermengenkürzungen. Und nun zuletzt gab es die Angst vor zu wenig Ölnachfrage, und dazu noch die Spekulanten, die den Ölpreis runterdrücken. Kann es sein, dass Faktoren wie gekürzte Angebotsmenge oder der Israel-Hamas-Krieg bald wieder bestimmende Faktoren werden, was die Preise hochtreibt? Möglich wäre es. Man kann auch vermuten: Tut sich die nächsten Wochen nichts, steigt der Ölpreis nicht deutlich genug, dann könnte vor allem Saudi-Arabien nochmal nachlegen mit einer Ausweitung der gekürzten Fördermenge.



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1 Kommentar

  1. Mit den Hedgefonds ist es eben so eine Sache. Einerseits sind sie für Rohstoffsicherungsgeschäfte unverzichtbar, und auf der anderen Seite machen sie eben auch wieder mittels Zockerei ohne realwirtschaftlichen Bezug auf sich aufmerksam.

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