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Opel hat keine Chance

Auch wenn Opel-Chef Karl-Thomas Neumann zu der angedachten europäischen Übernahme sagt er sähe die Chance, dass ein europäischer Champion geschaffen werden könne, kann das nur als oberflächliche Floskel...

FMW-Redaktion

Da nützt alles Herumreden und auch der schönes Wunschtraum nichts. Opel steht keine rosige Zukunft bevor, seien wir da mal ehrlich. „PSA Peugeot Citroën“ (PSA) will und wird wohl Opel schlucken. Auch wenn Opel-Chef Karl-Thomas Neumann zu der angedachten europäischen Übernahme sagt er sähe die Chance, dass ein europäischer Champion geschaffen werden könne, kann das nur als oberflächliche Floskel kurzzeitig über das hinwegtäuschen, was ansteht. Opel´s Problem war schon unter GM-Führung, dass man nicht als eigenständiger Autobauer auftreten konnte. Irgendwie fehlte gegenüber der Öffentlichkeit das Image einer tollen interessanten Automarke.


Das Opel-Logo, bald wohl eine Marke von PSA. Foto: Opel

Man war immer nur die nervige schlecht laufende Tochter von GM, mit der nie jemand so richtig glücklich war. Warum GM Opel jetzt loswerden will? Ganz bestimmt nicht, weil die Geschäfte bei Opel so gut laufen. Und PSA aus Fankreich? Dort hat man gerade erst eine harte Sanierung hinter sich. 22.000 Mitarbeiter wurden in den letzten 10 Jahren „abgebaut“, und der Rest muss deutlich mehr arbeiten als vorher. Man ist jetzt gerade eben so profitabel. Dort dürfte es den Gewerkschaften kaum schmecken, wenn nun durch Job-Konkurrenz aus Deutschland in PSA-Werken noch mehr rationalisiert wird.

Es dürfte wohl genau andersrum laufen. Was könnte das Ziel von PSA sein? Am Naheliegendsten ist, dass PSA mit dem Volumen der Opel-Verkäufe langfristig seine eigenen bestehenden Werke besser auslasten möchte. Verlagert man Produktion von Opel-Werken in PSA-Werke, und baut man gleichzeitig Opel-Belegschaft ab, erhöht das die Auslastung und senkt die Kosten. Das ist aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht logisch.

Aber wie man aktuellen Gerüchten entnehmen kann, wird PSA wahrscheinlich eine Jobgarantie für Opel-Standorte bis 2018 aussprechen, und Garantien für Investitionen bis 2020. Jobs bis 2018 sicher? Ähhhh…. das ist ja schon nächstes Jahr? Also ist das eigentlich gar keine wirkliche Garantie. Bis nächstes Jahr braucht man ja alleine schon um organisatorisch die Integration dieser neuen Automarke in den PSA-Konzern abzuschließen. Ist das erledigt, und die Jobgarantie läuft aus, kann man sich ab 2019 daran machen Jobs in Opel-Werken abzubauen. Neben drei Standorten in Deutschland hat Opel jeweils zwei Werke in UK und Polen, dazu eins in Spanien und Ungarn.

Es gibt ja bei Autobauern immer die sogenannte nationale Karte. Autokäufer kaufen oft unterbewusst gerne heimisch hergestellte Autos. Das wird wohl auch der Grund sein, warum VW jenseits der niedrigeren Produktionskosten immer noch Seat in Spanien und Skoda in Tschechien fertigen lässt. Der Käufer merkt sich das, wenn „seine“ Automarke nicht mehr zuhause hergestellt wird. Daher dürfte PSA womöglich die ausländischen Opel-Standorte eher platt machen als die deutschen. Und vielleicht bleiben in Deutschland von den 3 Standorten noch zwei oder mindestens einer erhalten, damit man immer noch sagen kann Opel kommt aus Deutschland?

Aber so oder so, der massive Job-Abbau bei Opel wird wohl nicht aufzuhalten sein. Seit Jahren fragen sich Branchenbeobachter eh, wo gefühlt Opel´s Platz in der Branche sein soll. Von der alten Mutter GM nie wirklich gemocht, wird man nun der neuen Mutter PSA wohl nur als Volumen-Lieferant für eine bessere Auslastung der Gesamtproduktion dienen. PSA hat zwar eine harte Sanierung hinter sich, aber die aktuellsten Daten für das 1. Halbjahr 2016 zeigen (2. HJ 2016 wird erst übermorgen veröffentlicht), dass der PSA-Umsatz im Jahresvergleich zu 2015 sogar rückläufig war von 28,03 auf 27,77 Milliarden Euro. Da möchte man wohl dringend aufholen und mehr Absatzvolumen in den Konzern holen.

Opel hatte nach einem operativen Verlust von 813 Millionen Dollar in 2015 wie erst vor wenigen Tagen verkündet wurde in 2016 einen Verlust von 257 Millionen Dollar erwirtschaftet. Dies habe man dem Absturz des britischen Pfund nach dem Brexit-Votum zu verdanken. Sonst hätte man Gewinn gemacht, so die Unternehmensaussage vor Kurzem. Aber das schwächere Pfund ist nun mal Realität. Opel war und ist schwach auf der Brust, was man möglicherweise der Mutter GM anlasten kann, die Opel nie wirklich den Rücken gestärkt hat. PSA wird auch die Verluste von Opel wohl kaum tolerieren, nachdem man der eigenen Stammbelegschaft schon so immense Einschnitte abgerungen hatte.

Und wie sähe es eventuell mit der Solidarität zwischen französischen und deutschen Kollegen in der Fabrikation aus? Auf die sollte man lieber nicht zählen. Da erinnere man sich beispielsweise an die jahrelangen Auseinandersetzungen bei den massiven Problemen rund um den A380 bei Airbus. Da ging es zwischen den Standorten in beiden Ländern auch nur um die Werke im jeweils eigenen Land – von „Gewerkschaften aller Länder vereinigt euch“ wird wohl kaum was zu hören sein von der anderen Seite. Da kann Kanzleramtsminister Altmaier noch so nette Worte nach Paris richten, und der Opel-Chef noch so schön vom europäischen Player „PSA Opel“ träumen – Opel hat keine Chance und wird wohl als Manövriermasse untergehen – oder zumindest zusammenschrumpfen, bis man nur noch als eine kleine Teil-Marke des PSA-Konzerns übrig bleibt, mit vielleicht noch einem oder zwei Standorten in Deutschland?

Vielleicht wäre es sinnvoller seitens der deutschen Politik den gewiss hochqualifizierten Opel-Mitarbeitern zu sagen sie sollten sich doch besser jetzt auf die Suche nach Jobs bei VW, Daimler, BMW oder großen Zulieferern hierzulande machen? Denn wenn es stimmt was man fast täglich hört, nämlich dass unsere Industrie überall händeringend nach Facharbeitern sucht, dann sollte man doch lieber sagen: Leute, seht der Realität entgegen. Sucht euch lieber jetzt aktiv was schönes Neues bei der Konkurrenz, als hastig und übereilt ab Anfang 2019, wenn PSA euch vor die Tür setzt!



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5 Kommentare

  1. Die Kernkompetenz von Opel war es, bezahlbare und haltbare Kleinwagen bauen zu können. Jetzt, wo sich die Möglichkeit bietet, den ungeliebten Mutterkonzern los zu werden und befreit los zu legen, wird man zu PSA verschachert. Schade drum. Vom Regen in die Traufe. Mit ein paar guten Designern aus Italien und ein paar frischen Ideen hätte echt was draus werden können.

    1. Opel gehts wie Griechenland.30 Jahre nur Scheiss gebaut,jetzt technisch&optisch auf einem „guten“ Weg,da kommt der Grexit,bzw.Blitzit!Die Welt wird immer unverständlicher,zumindest ich empfinde das so.

  2. Vielleicht hat ja der Grossaktionär bei PSA aus China (Autobauer Dongfeng) noch ein anderen Plan, wie man Opel (be)nutzen kann für den Absatz Zuhause oder für die Standorte und den Vertrieb in Deutschland..

    Die Handelszeitung CH hat hier noch eine Idee aufgegriffen
    http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/gm-will-opel-verkaufen-ein-sieg-fuer-die-chinesen-1346045

    Vielleicht für die Opel-Belegschaft eine weitere kleine Chance?

    1. Das wär ja geil.Ich setz mich in meinen Retro-Kadett B(von 77-81 hatte ich einen),spreche Ente süss-sauer Nr.59 in mein Navi & der autonom-fahrende Dongfengopel kutschiert mich zum nächsten Chinesen!I’am lovin it!What a wonderful,wonderful World!

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