Gas

Jahrelange Energieknappheit Pakistan zahlt den Preis für unseren Hunger nach LNG

Länder wie Pakistan stehen wir jahrelanger Energieknappheit. Europas Hunger nach Flüssiggas (LNG) lässt das Land bei Auktionen leer ausgehen.

Pakistan, ein Land mit immerhin 220 Millionen Einwohnern, ist einer der Verlierer im globalen Rennen nach Brennstoffen, seitdem Europa Russland „aus dem Spiel“ genommen hat, und auf dem Weltmarkt nach alternativen Anbietern sucht. Nicht nur, dass das Land eh schon auf wackligen finanziellen Beinen stand. Oben drauf kam diesen Sommer noch die große Flutkatastrophe, die weite Teile Pakistans überflutet hat. Verwüstungen, Tod, Elend. Man kann sich denken, dass das Land derzeit nicht gerade in der besten finanziellen Verfassung ist, um bei den Geboten für LNG (Flüssiggas) teuer mit bieten zu können. Wie knapp das Land bei Kasse ist, zeigt folgender Umstand: Erst Ende August sicherte sich Pakistan ein Darlehen des Internationalen Währungsfonds in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar, um einen drohenden Zahlungsausfall abzuwenden.

Keine gute Gesamtlage für Pakistan

Die Aufkäufer aus Europa sind deutlich solventer, und raffen derzeit alle Tankerladungen an LNG zusammen, die sie nur kriegen können. Das sieht man auch daran, dass aktuell die Frachtraten für Tanker auf der Atlantikroute von den USA nach Europa für den Transport von LNG neue Rekorde erreicht haben. Nur für 1 Tag Transport zahlt man 400.000 Dollar. Aber das ist noch nicht alles. Wenn Pakistan auf dem Weltmarkt Rohstoffe wie die meisten anderen Länder in US-Dollar einkauft, ist es fatal, wenn die eigene Währung gegen den US-Dollar abwertet. Im Chart sehen wir, wie die pakistanische Rupie gegen den US-Dollar seit Anfang 2020 gut 31 Prozent an Wert verloren hat. Gleichzeitig konnte der US-Dollar gegenüber dem Euro 13,4 Prozent aufwerten. Nun muss Pakistan für seine Einfuhren auch noch zunehmend mehr Geld aufwenden, da man mehr Dollars einkaufen muss. Die Gesamtlage ist also alles andere als rosig.

Pakistan-Rupie im Vergleich zum US-Dollar

Pakistan bekam keine Angebot für LNG-Nachfrage

Aktuelle Berichte zeigen, wie sehr Pakistan in der Klemme ist. Das Land steht vor einer Phase des jahrelangen Energie-Mangels. Beispielhaft kann man eine gestern stattgefundene Ausschreibung für einen langfristigen LNG-Liefervertrag betrachten. Das Land als Nachfrager ging komplett leer aus, so zeigen es aktuelle Bloomberg-Informationen. Die pakistanische Regierung war nicht in der Lage eine langfristige Versorgung mit Flüssiggas zu sichern.

Auf die Ausschreibung der Pakistan LNG Ltd. zum Kauf des Kraftwerksbrennstoffs für vier bis sechs Jahre ab Januar hat sich kein einziger Anbieter gemeldet, so Händler, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Die Ausschreibung, die am Montag endete, sah die Beschaffung einer Ladung LNG pro Monat vor. Pakistan wurde in diesem Jahr von weit verbreiteten Stromausfällen heimgesucht, nachdem mehrere Versuche gescheitert waren, Gas auf dem teuren Spotmarkt zu kaufen. Man versuchte einen langfristigen Vertrag zu schließen, um günstigere Preise zu erzielen, aber das hat nicht funktioniert.

Händlern zufolge ist das LNG-Angebot bis zum Jahr 2026, wenn umfangreiche neue Exportprojekte anlaufen, gering. Viele Spot-Ladungen gehen derzeit nach Europa, wo die Käufer bereit sind hohe Preise zu zahlen, um sich das Gas zu sichern, das die schwindenden russischen Pipelineströme ersetzen soll. Dies führt laut dem Energieexperten Stephen Stapczynski dazu, dass Entwicklungsländer (wie Pakistan) über Jahre hinweg mit Energieengpässen und wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert sein werden.

Dieser jüngste Schlag kommt für Pakistan, das bereits mit einer hohen Inflation und sinkenden Währungsreserven zu kämpfen hat, zu einem schwierigen Zeitpunkt. Einige LNG-Lieferanten zögern Treibstoff an das Land zu verkaufen, weil sie befürchten, dass das Land nicht in der Lage sein könnte zukünftige Zahlungen zu leisten, so Händler.

Der pakistanische Gasversorger Sui Northern Gas Pipelines Ltd. plant die Lieferung von 100.000 LPG-Zylindern an die Verbraucher, um einen möglichen Gasmangel in diesem Winter auszugleichen, so das Unternehmen in einer Mitteilung. Das Unternehmen, das die Kunden in der nördlichen Hälfte des Landes über Pipelines versorgt, wurde von der Regierung aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den Energiebedarf zu decken.

FMW-Kommentar: Die Verbraucher in Europa werden sich freuen, wenn man den Winter warm überstehen kann dank genug vorhandenem Gas, das per LNG aus Übersee angeliefert wird. Dies geht dann aber zu Lasten von Ländern wie Pakistan, wo man keine oder viel weniger LNG-Lieferungen als eigentlich benötigt abbekommt. Diese Tanker werden dann nach Europa umgeleitet – wo mehr bezahlt wird. Strukturelle Schwächen in einer Wirtschaft wie der von Pakistan dürften zunehmen, wenn zum Beispiel für Industriebetriebe nicht genug Brennstoff vorhanden ist, und jahrelang keine planbare Energiesicherheit gewährleistet werden kann.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView

Arbeiter bei einer Ship to Ship-Operation für LNG in Pakistan.


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8 Kommentare

  1. Mal sehen, wie lange der Euro noch so stark ist, dass wir den Ärmsten der Armen auch die Lebensmittel wegkaufen können.
    Das heißt, wenn es noch genug Bäckereien oder Industrieanlagen in Deutschland gibt, die noch Energie haben, um damit Brot zu backen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. ich hatt es ja einpaasr mal geschrieben. wir dürfen uns nicht wundern, wenn Extremisten aus Pakistan bei uns Randale machen. Durch unsere Unverforenheit stärken wir eh die aktuellen Konflikte, indem wir uns sehr unbeliebt machen .
    Es wird auch die USA treffen…

  3. Jetzt zeigen sich die wahren Gesichter der menschenfreundlichen Demokratien. Jeder ist sich selbst der Nächste. Die altte Regel aller Lebewesen.
    Die Lage in Pakistan ist schon seit etlichen Wochen bekannt. Dort haben wir, die EU sich „gute Freunde“ gemacht indem wir denen das Gas und Öl weggekauft haben und den Abstandssumme für Nichtlieferung an den Händler obendrauf bezahlt haben. Pakistan konnte eben dann die für den Händler verlockenden Preise nicht bezahlen. Aber gut, so ist die menschenfreundliche Demokratie eben.
    Ebenso wie in Afghanistan. Die Kinderweltorganisation hatte schon vor einem Jahr berichtet, daß 14.000 Neugeborene dem Hungertod ausgeliefert sind. Die Situation hat sich bis jetzt eher verschlimmert. Der Hunger ist überall. Und wer ist Schuld ? Logo natürlich die Taliban, die die Rechte der Frauen einschränken. Ich denke mal ganz schwer die Afghanen haben verdammt andere Sorgen. Die Lage ist schlimm weil das Land mit Sanktionen belegt ist – ein beliebtes „demokratisches“ Mittel Staaten an die Leine zu legen wenn die nicht das machen was die USA will. Und weiterhin hat der Westen 9 Mrd. Dollar der afghanischen Zentralbank eingefroren. Das meiste die USA. Die Hälfte davon wollen sie den Hinterbliebenen der 9/11 Anschläge geben. Reine Willkür. Was haben die Afghanen damit zu tun ?? Die würden ihr Geld jetzt dringend brauchen. Aber lieber lässt man die Menschen verhungern und fördert im zweiten Zug einen Krieg in der Ukraine. Der Westen hat ein kaputtes Land hinterlassen – das war die Botschaft an alle anderen.

    1. Sie haben die Wahrheit gesagt.
      Amnesty, die moralische Keule, sagt nicht über die unmenschlich USA Sanktionen und die Hunger die daraus resultiert sondern über Mädchen die
      Die Oberschule nicht besuchen dürfen.
      Solche Maßnahmen zeigen dikatorisch und nicht demokratisch oder menschlich Verhalten

  4. Nach dem dritten Tag Blackout in Deutschland, wird das eintreten, was der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages schon 2011 ausgearbeitet hat.

  5. „…seitdem Europa Russland „aus dem Spiel“ genommen hat…“ Genau mein Humor!

    Europa, also die EU – das ist NICHT Europa – hat sich SELBST „aus dem Spiel“ genommen und den Ast abgesägt, auf dem es saß. Damit hat die EU für die explodierenden Einnahmen Russlands gesorgt, die schon bis Mitte des Jahres die höchsten waren, die jemals erzielt wurden. Ja, SOOO geht Sanktionieren, gell?!
    Wie kann man nur in einem einzigen Satz soviel Blödsinn schreiben? Ich lach‘ mich kaputt!

  6. Das ist doch die Chance und der Anreiz für Pakistan, sich endlich von ausländischen Energielieferung frei zu machen und intensiv in erneuerbarer Energien zu investieren. Das Land hat doch reichlich genug Sonne.

  7. Die sind doch nicht blöde in Pakistan, die sehen doch was dabei in Deutschland rauskommt.
    Nicht umsonst baut Afrika hunderte von Kohlekraftwerke.

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