Die Palantir-Aktie war bis letzte Woche ein klassisches Beispiel für eine immer weiter steigende Aktie, bei der sich viele Anleger fragten: Wann ist endlich Schluss mit der Rally? Das kann doch nicht immer so weiter gehen. Denn immerhin: Für das Gesamtjahr 2025 liegt die KGV-Erwartung bei 240, für 2026 bei 181 – eine astronomisch hohe Bewertung steckte also in der Aktie! Entsprechend gibt es bei solchen Aktien einen großen Berg an Leerverkäufen (Short Selling). Trader leihen sich Aktien und verkaufen sie. Bei einem späteren Rückkauf zu tieferen Kursen und der Rückgabe an der Verleiher hätten sie Geld verdient. Aber hier besteht ein unbegrenztes Verlustrisiko, wenn die Aktie nämlich immer weiter ansteigt.
Palantir: Große Erleichterung für Shortseller
Von daher ist es aktuell wohl eine große Erleichterung für diese Shortsteller, dass die Aktie seit Mitte letzter Woche vom Rekordhoch bei 190 Dollar auf 156,01 Dollar gestern Abend zurückgekommen ist! Aber gut: Wer vor Monaten Short einstieg, liegt immer noch kräftig im Minus. Denn vor 12 Monaten notierte die Palantir-Aktie noch bei 32 Dollar, vor sechs Monaten bei 109 Dollar.
Die sechs Tage andauernde Verlustserie von Palantir hat 73 Milliarden Dollar an Marktwert vernichtet und den Leerverkäufern, die nach ihren Wetten gegen den diesjährigen Wall-Street-Giganten unter Druck geraten sind, einen seltenen Sieg beschert, so formuliert es Bloomberg. Weiter wird berichtet: Seit dem Rekordhoch am 12. August ist die Aktie des Datenanalyse- und Softwareunternehmens um mehr als 17 % gefallen. Es ist die längste Verlustserie seit April 2024 und damit die schlechteste Woche seit den Zollstreitigkeiten Anfang April dieses Jahres.
Der Kursrückgang bescherte Leerverkäufern laut Daten von S3 Partners LLC Gewinne in Höhe von mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der 4,5 Milliarden Dollar an Buchverlusten, die Händler in diesem Jahr mit Wetten gegen Palantir gemacht haben, wie die Daten von S3 zeigen. Die Aktie ist zwar die schlechteste im S&P 500 Index in den letzten sechs Handelstagen, bleibt aber mit einem Anstieg von 106 % der größte Gewinner des Index für das Jahr 2025.
Dieser Anstieg hat die Palantir-Aktie auf ein schwindelerregendes Bewertungsniveau getrieben. Dennoch haben konträre Händler ihre Wetten gegen die Aktie im vergangenen Jahr weitgehend aufgegeben, da die Dynamik ungebrochen scheint.
Short Interest niedrig
Das Short Interest als Prozentsatz des Streubesitzes von Palantir, ein Maß dafür, wie viele Aktien zum Leihen und Wetten zur Verfügung stehen, ist von fast 5 % vor einem Jahr auf etwa 2,5 % gefallen. Dies deutet darauf hin, dass Leerverkäufer ihre Positionen bei steigenden Aktienkursen gedeckt haben, so Matthew Unterman, Geschäftsführer von S3 Partners LLC.
„Entweder wollten sie vermeiden, von einem Monster-Momentum-Trade überrollt zu werden, oder sie wurden aus dem Markt gedrängt, nachdem der Zug ins Rollen gekommen war”, sagte Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers LLC.
Der jüngste Rückgang des Aktienkurses von Palantir ist Teil eines breiteren Einbruchs bei Mega-Cap-Technologieunternehmen, der die Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 belastet, da Anleger Gewinne mitnehmen und in günstigere Bereiche des Marktes wechseln.
Ausverkauf war überfällig
„Der Ausverkauf, den wir bei Palantir beobachten, ist längst überfällig und nicht darauf zurückzuführen, dass die Leerverkäufer die Oberhand gewonnen haben“, sagt Vikram Rai, Portfoliomanager und Makro-Trader bei Fny Capital Management LP. „Wenn Unternehmen wie Google, Meta und Microsoft nachgeben, dann werden natürlich auch die hochbeta-Aktien, die hoffnungslos überbewertet sind, stärker fallen.“
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Langfristig orientierte Anleger haben in diesem Jahr den größten Teil des Kursanstiegs der Palantir-Aktie getrieben, im Gegensatz zu einem Short Squeeze, bei dem Händler, die gegen eine Aktie wetten, diese schnell kaufen und aus ihren Positionen aussteigen, bevor sie weiter steigt.
Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass Leerverkäufer allmählich ihre Wetten gegen Palantir aufstocken, da die Aktie eine gewisse Schwäche zeigt. Seit Anfang Juni sind die Leerverkaufspositionen laut S3-Daten um etwa 10 Millionen Aktien gestiegen. Das in Denver ansässige Unternehmen hat rund 2,3 Milliarden Aktien im Umlauf.
Und selbst wenn die Aktie ihre Verlustserie bald beenden sollte, könnte der konträre Handel mit Palantir laut Wall-Street-Profis zusammen mit dem Aktienkurs weiter steigen.
„Wenn Palantir auch nur ein wenig zulegt, werden die Leerverkäufer zurückkommen“, sagte Rai und fügte hinzu, dass er mit dem Eingehen einer Short-Position vorsichtig sei. „Die Aktie hat, mangels eines besseren Ausdrucks, ihre Karten auf den Tisch gelegt und einen Abwärtstrend gezeigt.“
FMW/Bloomberg
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