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„Paradoxes Phänomen“ – Zahlungsmoral laut Creditreform sogar besser als Anfang 2020

Geldscheine und Münzen

Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen müsste dank Dauer-Lockdown und der schlimmsten Rezession seit Jahrzehnten doch eigentlich im Keller sein. Richtig? Falsch. Als ein „Paradoxes Phänomen“ bezeichnet dies die Creditreform, nach eigener Aussage Deutschlands führender Anbieter von Wirtschaftsinformationen, Marketingdaten und Lösungen zum Forderungsmanagement. Laut heutiger Mitteilung von Creditreform hat sich die Zahlungsmoral bundesweit leicht verbessert. Die deutschen Unternehmen haben demnach im ersten Quartal 2021 wieder pünktlicher gezahlt als im ersten Quartal 2020. Trotz der größten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg würden sich die Coronakrise und die erwarteten Liquiditätsengpässe weiterhin nicht in der Zahlungsmoral widerspiegeln.

Der branchenübergreifende Zahlungsverzug beträgt laut Creditreform nur noch 10,1 Tage und verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum damit um 1,0 Tage (1. Quartal 2020: 11,1 Tage). Dies sei umso bemerkenswerter, als dass die Gesamtkonjunktur im Vergleichsquartal durchweg positiver als 2021 war (Januar und Februar 2020 waren ja noch vor Ausbruch der Coronakrise). Ähnlich wie das bisher rückläufige Insolvenzgeschehen, so ist auch die vermeintlich verbesserte Zahlungsmoral zunächst ein „paradoxes Phänomen“, so sagt es die Creditreform wortwörtlich. Zur Stabilisierung hätten vor allem die massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen beigetragen, durch die große Mengen Liquidität an die Unternehmen ausgereicht wurden. Zudem hätten sich die Unternehmen mittlerweile an die Krise gewöhnt und ihr Risiko- als auch ihr Forderungsmanagement an die dauerhafte Ausnahmesituation angepasst.

Zudem hätten sich viele Mittelständler vor der Coronakrise noch selbst mit ausreichend Liquidität versorgt, um in der heraufziehenden Krise handlungsfähig zu bleiben. Dennoch sei dies weniger ein Zeichen der Gesundung. Denn es drohe beim Auslaufen der Corona-Hilfen eine drastische Verschlechterung des Zahlungsverhaltens in besonders vom Umsatz abhängigen Bereichen. Bei den Bundesländern gebe es bei der Zahlungsmoral dennoch einige Unterschiede. Sachsen (7,3 Tage), Hamburg (8,3 Tage) und Baden-Württemberg (8,4 Tage) zahlten branchenübergreifend am schnellsten. Am anderen Ende der Skala rangiert Brandenburg (11,5 Tage) vor dem Saarland (12,8 Tage) und dem Schlusslicht Berlin (13,4 Tage). Auch bei den Wirtschaftssektoren gebe es teils große Unterschiede. Während sich die Zahlungsmoral im Baugewerbe zwar um 1,4 Tage verbesserte (2020: 16,3 Tage), so sei der Verzug bei Firmen aus diesem Sektor am weitaus längsten. Bei den Konsumgütern (7,7 Tage) und im zuletzt arg gebeutelten Einzelhandel (7,4 Tage) wurden Rechnungen mit deutlich weniger Zahlungsverzug beglichen.

Wie lange sich diese positive Entwicklung fortsetzt, hängt laut Creditreform im Superwahljahr 2021 vor allem von der Dauer und Intensität der beschlossenen Hilfsmaßnahmen ab. Für Gesamtdeutschland ist der Ausblick mäßig bis verhalten, da sich die Situation der Unternehmen unter realen Wettbewerbsbedingungen deutlich verschärfen dürfte. FMW: Heißt übersetzt? Nach der Wahl ist Schluss mit den Wohltaten?



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