FMW-Redaktion
O wie ist das schön, sowas hat man lange nicht gesehen! Der Nikkei steigt fast 7,2% – und er hat dafür eine überragend logische Begründung: ganz schwache Konjunkturdaten aus Japan! Das BIP mit -1,4% noch schwächer als erwartet (Prognose -1,2%), die Industrieproduktion -1,7%. Sehr fein – daher versetzen sich die Japaner in eine Art Kaufduselei. Man hofft, dass die Notenbank nun noch mehr macht und die Dosis eines Medikaments noch weiter erhöht, dessen Erstverabreichung (Negativzinsen) dem Patienten ehebliche Magenprobleme verschafft hatte.
Und dann China: die schwächsten Daten zum Export seit August letzten Jahres mit einem Minus von 11,2% (Prognose -2,4%) zum Vorjahresmonat. Das deutet klar auf ein BIP-Wachstum von +7% hin, logisch. Die Importe noch katastrophaler mit -18,8% (Prognose war -4,6%). Das letzte Mal, als die Daten zum Export und Import so stark negativ abwichen von der Erwartung, ließ die Notenbank Chinas drei Tage später den Yuan massiv abwerten. Das hat Chinas Notenbankchef Zhou Xiaochuan in einem Interview mit Caixin am Samstag diesmal jedoch kategorisch ausgeschlossen. Aus seinen Aussagen geht hervor: wir killen erst einmal die Spekulanten, die auf eine Abwertung des Yuan wetten – und dann sehen wir weiter. So wird es wohl auch kommen – der Referenzkurs des Yuan durch die Notenbank heute deutlich tiefer (Dollar-Yuan). Ein stärkerer Yuan aber hilft den Märkten auch im Westen. Und so sieht das Bild in Asien aus:
Shanghai Composite -0,66%
CSI300 -0,55%
ChiNext +0,95%
Nikkei +7,16%
Heute Feiertag in den USA, der Dax kann also unbeobachtet vom großen Bruder versuchen, die Steilvorlage aus Tokio zu nutzen. Und auf X-Dax-Basis passiert das bereits, der Index über dem Widerstandsniveau der Zone 9100/9125. Nun also dürfte der Anlauf auf den nächsten Widerstandsbereich zunächst bei 9250 Punkten, noch viel wichtiger aber bei 9300 Punkten eingeläutet sein: dieses Niveau war schon im August und September 2015 von großer Bedeutung, auch in 2016 hat sich dies Zone als neuralgisch erwiesen. Wir gehen nicht davon aus, dass der Sprung über diese Zone schon heute gelingt.
Abschließend noch ein Wort zu dieser Erholung: sie basiert faktisch auf schlechten Konjunkturdaten in Asien und auf Stimulushoffnungen. Das ist, on the long run, nicht tragfähig. Kurzfristig aber müssen die Shorties vorsichtig sein – und sich erst dann positionieren, wenn wieder Schwäche erkennbar wird. Erst einmal sind jetzt die Bullen am Drücker – und das sollte man ihnen auch gönnen, sie mußten viel leiden zuletzt (schluchz!). Wie lange die Party andauern wird, muß sich noch zeigen. Zu achten ist wieder auf den Yen – und das Öl, das die Erholung bislang nicht mitmacht..
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