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Paul Krugman über Deutschlands Problem mit „Angebot und Nachfrage“

FMW-Redaktion

DER US-Ökonom Paul Krugman beschwert sich in einem seiner aktuellsten NYT-Blogbeiträge über die deutsche Ignoranz des Prinzips von Angebot und Nachfrage, oder wie er es nennt „Buyer Seller“ oder „Income and Spending“. Er bezieht sich auf aktuelle Aussagen des Chefvolkswirts des deutschen Bundesfinanzministeriums Ludger Schuknecht, der in einem Text für die FT fordere Europa solle Stimulus-Maßnahmen stoppen und Schulden reduzieren.

Krugman schlussfolgert daraus, dass Schuknecht erwarte, dass alle EU-Staaten wie Deutschland einen großen Außenhandelsüberschuss anstreben sollten. Da ist er wieder, der „gute alte“ Verschuldungs-Krugman, der immer nur die eine Seite der Medaille sehen will. Dass es vielleicht richtig wäre einen Mittelweg anzustreben zwischen Schuldenreduktion und Investitionen in die Volkswirtschaft, kommt ihm auch dieses Mal nicht in den Sinn. Schulden, Schulden, Schulden, scheint das Rezept zu sein. Krugman beschreibt es anshaulich mit den Worten:

„My spending is your income, your spending is my income“.

Er beschreibt damit die richtige Tatsache, dass ohne einen Nachfrager auch niemand da sein kann, der auf der anderen Seite (Deutschland) ein Einkommen erzielen kann. Krugman schreibt falls alle EU-Staaten gleichzeitig anfangen würden ihre Ausgaben zu kürzen und Schulden zurückzuzahlen, würden die Einkommen fallen und die Schuldenproblematik noch schlimmer werden. Da hat er recht. Aber wie gesagt, ein gesundes Mittelmaß ist bei Paul Krugman´s Argumenten leider nicht vorgesehen. Schulden sind für ihn die Lösung.

Deutschland´s Offizielle würden, kurz zusammengefasst, das einfach nicht begreifen, wie man die Wirtschaft ankurbelt. Also bedeutet das im Umkehrschluss Deutschland sollte endlich den anderen „geknechteten“ Eurogruppen-Partnern lange Leine lassen, Staatsschulden rauf, am besten Deutschland selbst auch noch, dann wird schon alles wieder laufen in der Wirtschaft. Sind die USA hier das Vorbild? Aber halt, da hat dieses Extrem ja gar nicht funktioniert…



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5 Kommentare

  1. Jetzt kommt man der Wahrheit schon näher, Deutschland nimmt den Partnern die Entwicklungsmöglichkeit. Das weiss man schon lange.

    Deshalb will Deutschland seinen Binnenmarkt stärken ohne gleichzeitig die Löhne erhöhen zu müssen. Was man braucht ist ein Heer von Nachfragern im Land. Bitte, da sind sie, die Flüchtlinge.

    Dank der Flüchtlinge wird es einen gewaltigen Nachfrageschub im Bereich des Grundkonsums, also Wohnung, Nahrung, Bekleidung etc geben. Natürlich nicht ohne Auswirkung auf die Preise. Die Leidtragenden werden diejenigen sein, die aufgrund der niedrigen Löhne / Renten auf niedrige Preise in diesen Bereichen angewiesen sind.

    Finanziert wird das ganze zum großen Teil aus den Sozialkassen. Die Prämien werden steigen und die Leistungen werden fallen.

    Gewinner werden die üblichen Gewinner, Verlierer die üblichen Verlierer sein.

    Wer glaubt, dass Angela Merkel dort ihr Herz entdeckt hat, wo sich nur ein neoliberaler Stein befindet, hat zu kurz gedacht.

  2. Ich kann aus meiner Sicht Siggi50 in allen Belangen nur zustimmen. Was ich aber eher denke, ist, daß man hier mit mutwillig falscher Wirtschaftslogik versucht, ein Land und effektiv die damit verbundenen Umländer durch die Währungsunion zusätzlich auf den falschen Pfad zu führen: dazu werden ein paar richtige Argumente mit jeder menge falscher Argumente gespickt, was dann der invertierten Manipulationslogik 95:5 [1] entspricht. Enden würde dies mit noch härteren Konsequenzen, als ohnehin schon. Ich denke hier spielt jemand gewaltig falsch und das mit sehr lauter Stimme (will unbedingt gehört werden).

    [1] 95:5 Manipulation = 95% Wahrheit und 5% Lüge, sodass man die unverständige Masse mit den 5% Lügen wieder des wahren Anteils entfremden kann, sprich: sie glauben es dann doch nicht mehr (Verstärkung hierbei durch Presseorgane etc. pp.)

    1. um das näher auszuführen: die USA wissen, daß sie mit ihrer derzeitigen Wirtschaft (vollständig kreditbasiert) in der zukünftigen Ordung vor die Hunde gehen werden und versuchen deshalb noch so viele wie möglich mit herunter zu reißen.

    2. à propos: da fällt mir doch glatt wieder ein passender Artikel dazu ein.
      „Confession Of An Economist: Writing To Impress Rather Than Inform“
      http://www.zerohedge.com/news/2015-09-23/confession-economist-writing-impress-rather-inform

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