Devisen

Peinlich: Japans Notenbankchef zieht den Schwanz ein

Von Markus Fugmann

Im asiatischen Kulturkreis nennt man so etwas eine „Gesichtsverlust“: Japans Notenbankchef Kuroda hat seine Aussagen, wonach der Yen kaum mehr Luft habe weiter zu fallen, komplett relativiert. Kuroda hatte vor einer Woche dem Yen zu einem Höhenflug verholfen mit seiner Bemerkung, dass die japanische Währung so weit gesunken sei, dass eine weitere Abschwächung des Yen unwahrscheinlich sei. Vor dem japanischen Parlament reagierte Kuroda heute Morgen nun auf die Angriffe der Opposition mit der Bemerkung:

„Mit diesen Bemerkungen habe ich weder versucht, den nominalen Wechselkurs zu bewerten“. Angesichts der zahlreichen Einflußfaktoren sei es schwierig, Wechselkursentwicklungen zu prognostizieren, so Kuroda weiter. Unterschiede bei den Inflations- und Handelsbedingungen von Volkswirtschaften spiegelten sich zudem nicht immer in Wechelkursen wider.

Genau das aber hatte Kuroda in der letzten Woche behauptet und auf die geringe Inflationsentwicklung in Nippon verwiesen, die eine weitere Abwertung des Yen unwahrscheinlich mache. Faktisch jedoch ist für die Schwäche des Yen aber nicht die Inflation, sondern die Handlungsweise der japanischen Notenbank verwantwortlich, die in großem Maßstab QE betreibt.

Der heutige Rückzieher Kurodas dürfte die Autorität des Notenbankchefs nachhaltig untergraben, zumal ein der Regierung Abe nahestehender Insider gegenüber dem Wall Street Journal bemerkte, dass Kurodas Anmerkungen in der letzten Woche „unbedacht“ gewesen seien.

Japans Notenbank untersteht dem Finanzministerium und ist daher, anders als in vielen Ländern, nicht unabhängig. Dennoch dürfte die Aussage Kurodas in der letzten Woche unmittelbar nach dem G7-Treffen kein Zufall gewesen sein: zu vermuten ist, dass Obama gegenüber Abe auf dem G7-Treffen sein Unbehagen an der starken Abwertung des Yen deutlich gemacht hatte. Da nun Ministerpräsident Abe vermutlich seinerseits einen „Gesichtsverlust“ fürchtet, wenn er zu stark nach der Pfeife der Amerikaner tanzt, dürfte er den Notenbankchef zum Zurückrudern aufgefordert haben – unter Inkaufnahme eines wahrscheinlich irreparablen Autoritätsverlustes Kurodas.



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