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Platzt die nächste Immobilienblase in Kanada?

Platzt die nächste Immobilienblase in Kanada?

Nach dem Crash am Immobilienmarkt im Jahr 2017 in Kanada steigen die Hauspreise wieder himmelhoch – bahnt sich die nächste Immobilienblase an? Im Jahr 2007 begann in den USA die Kreditblase, auf der der US-Immobilienmarkt stand, wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Der anschließende Crash stürzte die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise. Um den totalen Kollaps des Finanzsystems zu verhindern, wurden Banken mit Hunderten Milliarden an Steuergeld gerettet. Während die Immobilienpreise fast weltweit nachgaben, stiegen die Häuserpreise in Kanada fröhlich weiter. Hier hat es bis ins Jahr 2017 gedauert, bis die Immobilienblase schließlich geplatzt ist. Beispielsweise fielen in Toronto die Verkäufe von Wohnprojekten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 40 Prozent. Dabei handelte es sich um einen der schnellsten Markteinbrüche in der Geschichte.

Jetzt droht schon wieder Ungemach am kanadischen Immobilienmarkt. Ökonomen haben bereits im Herbst 2019 ein Ende der Preisspirale vorausgesagt. So wie sich die Situation aktuell zeigt, lagen sie allerdings mit ihrer Einschätzung völlig daneben. Inmitten anziehender Renditen, Zinserhöhungen der Bank of Canada und einer Bilanzreduzierung haben die Immobilienpreise aktuell neue Höchststände erreicht. Droht nun die nächste Immobilienblase zu platzen?

Neue Immobilienblase in Kanada?

Nach dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2017 hat sich der Sektor langsam erholt. Die jährlichen Steigerungsraten auf dem Immobilienmarkt haben zwar stetig zugenommen, bewegten sich aber in einem normalen Maße. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie begann dann aber wieder eine Phase der Übertreibung. Die Zinssenkungen der Bank of Canada sowie die Anleihekaufprogramme (QE) während der Pandemie haben Kanadas Immobilienpreise erneut rasant wachsen lassen. Damit hat die BoC exzellente Arbeit geleistet, den immer noch sehr teuren Immobilienmarkt anschwellen zu lassen. Verrücktes Gelddrucken löst halt alle Probleme – das Mantra hat sich auch bis Kanada rumgesprochen.

Da die Bank of Canada jedoch zunehmend nervös wurde angesichts des von ihr angefachten Wahnsinns, begann sie Anfang 2021, einige ihrer Gelddruckprogramme einzustellen. Dazu gehörten zum Beispiel ihre Repo-Geschäfte und die kurzfristigen kanadischen Schatzwechsel (Treasury Bills). Zudem begann man die Käufe von kanadischen Staatsanleihen zu drosseln (GoC). Damit wollte man der wachsenden Immobilienblase entgegenwirken.

Seit dem Höchststand der Bilanz im März 2021 sind die Vermögenswerte um 16 Prozent auf 484 Mrd. CAD gesunken. Darüber hinaus hob die Bank of Canada vor zwei Wochen am 2. März ihren Leitzins um 25 Basispunkte an. Der Leitzins notiert nun bei 0,5 Prozent. Hier sehen wir also eine Straffung der Geldpolitik. Infolgedessen springen die Renditen nach oben.

Bank of Kanada assets and liabilities - Straffung der Geldpolitik

Quelle: www.bankofcanada.ca – Bank of Canada assets and liabilities

Immobilienblase: Das Risiko steigender Renditen

Die Rendite 10-jähriger kanadischer Staatsanleihen stieg zuletzt auf über 2,20 %, damit fast einen Prozentpunkt höher als im letzten Herbst. Die Rendite der 1-jährigen kanadischen Staatsanleihen stieg sogar noch rasanter, diese kletterte von 0,25 % im letzten Herbst auf aktuell 1,60 %. Kurzfristige Renditen sind wegen des hohen Anteils variabel verzinster Hypotheken in Kanada von Bedeutung.

Anstatt sich von den steigenden Zinsen abschrecken zu lassen, hat es den Anschein, als ob sich die Menschen noch beeilen, etwas zu kaufen. Der Preis scheint dabei keine Rolle zu spielen, lieber jetzt noch zugreifen, bevor die Hypothekenzinsen weiter steigen lautet das Motto. Folglich setzt sich die Preisspirale fort. Steigen die Zinsen jedoch weiter, dann steigen natürlich auch die Finanzierungskosten, bei gleichzeitig steigenden Hauspreisen. In der Folge können sich immer weniger Menschen ein Eigenheim leisten, was wiederum die Nachfrage belastet. Dennoch gab es Forderungen von Ökonomen nach höheren Zinsen, um den Markt abzukühlen, aber genau das könnte letztlich zu einem Crash führen. Wenn die Zinsen steigen, können sich diejenigen, die überteuerte Häuser gekauft haben und ihre Hypotheken erneuern müssen, diese möglicherweise nicht mehr leisten. Am Ende verkaufen sie ihre Immobilien wahrscheinlich für viel weniger, als sie zuvor bezahlt haben. Dadurch könnte das Ende der Immobilienblase eingeleitet werden.

´Treasury 10-Year Yield % - Renditen ziehen an - Gegenwind am Immobilienmarkt?  Kanada Treasury 1-Year Yield % - steigende Renditen belasten Hauspreise am Immobilienmarkt

Quelle: www.investing.com

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Anstieg der Hauspreise in luftige Höhen

Laut dem Teranet-National Bank House Price Index sind die Hauspreise in zwei der elf größten kanadischen Städte im Februar gesunken. In zwei anderen sind sie stabil geblieben und dann gab es noch sieben weitere Städte, in denen die Preise wie im Rausch in die Höhe schossen. Allem voran in Hamilton. Die Großstadt Hamilton in der Provinz Ontario gilt als das Paradebeispiel für die Immobilienblase in Kanada. Sie übertrifft sogar noch Vancouver und Toronto. Die beiden kanadischen Großstädte gehören indessen zu den Top 5 der teuersten Städte der Welt.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Preise in Hamilton um 27,91 % gestiegen. Seit 2002 haben die Hauspreise dort um enorme 375 % zugelegt – also sich fast vervierfacht. Ähnlich ist die Situation in Vancouver und Toronto, hier haben sich die Preise zum Vorjahr um 16,39 % beziehungsweise um 20,85 % erhöht. In der beigefügten Grafik kann man erkennen, dass die sich Hauspreise mittlerweile über dem Niveau vor dem Platzen der Blase in 2017 befinden und deutlich über dem der Immobilienkrise in 2008.

Hauspreise Hamilton Kanada - Paradebeispiel für eine Immobilienblase

Quelle: www.housepriceindex.ca – Teranet-National Bank House Price Index

Nach dem Platzen der kanadischen Immobilienblase haben sich die Immobilienpreise zwischen September 2017 und Mai 2020 langsam aber stetig erhöht. Das Schlamassel begann erst, als das rücksichtslose Gelddrucken und die Zinssenkungen der BoC einsetzten und die Preise wie nie zuvor in die Höhe trieben. Manch einer nennt sie auch die Wunder, die von rücksichtslosen Zentralbanken vollbracht werden. Jetzt ist das Gelddrucken aber erstmal beendet, die Zinssätze steigen, und die Immobilienpreise sind himmelhoch. Keine guten Voraussetzungen für einen völlig überhitzten Immobilienmarkt.



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