Aktien

Positionierungen der Fondsmanager vor der Brexit-Entscheidung: ein Blick hinter die Streß-Kulisse

FMW-Redaktion

Wir hatten gestern über die neueste Umfrage der Bank of Amerika Merrill Lynch berichtet (befragt wurden 174 Fondsmanager zwischen dem 03. und 09. Juni), wonach die Cash-Quote der Fonds mit 5,7% so hoch ist wie seit dem November 2001 nicht mehr (damals: Sorgen vor einer Rezession als Folge der geplatzten New Economy-Blase und dem Anschlag auf das World Trade Center). Diesmal, das ist klar, ist der Grund für diese sehr hohe Positionierung in Cash die Sorgen vor dem Brexit: 30% der Befragten gab das als größte Sorge an, vor einem Scheitern der Politik der Notenbanken (“quantitative failure”) mit 18% und Sorgen über eine Abwertung des Yuan und Pleiten in China (15%).

Die Bank of Amerika berechnet aber auch einen Index, den sie „Global Financial Stress Index“ nennt: er gibt wieder, wie sich Geldströme entwickeln, wie stark das Bedürfnis nach Hedging von Risiken ist, und wie Risiken beurteilt werden, die von einem Markt auf andere Märkte überspringen können. Und das Ergebnis: der Stress ist massiv gestiegen und liegt derzeit so hoch wie seit Sommer 2011 nicht mehr, als sich die Märkte Sorgen über ein Auseinanderfallen der Eurozone gemacht hatten. Alleine in den letzten drei Handelstagen ist der Stress-Index um 90% gestiegen und liegt nun klar über Niveaus, die wir im letzten Sommer im Umfeld des Crash am chinesischen Aktienmarktes gesehen hatten.

Vor diesem Hintergrund aber fördert der Blick ins Detail Erstaunliches zutage! So zum Beispiel, dass nach wie vor 26% der Fondsmanager übergewichtet sind in Aktien der Eurozone – und damit unverändert zum Vormonat (im April waren es noch 33%). Von Panik ist da also wenig zu spüren. Ähnliches gilt auch für die Positionierungen in britischen Aktien: zwar sind 23% der Fondsmanager dort untergewichtet, aber im Vormonat waren es noch 36% – also ein Rückgang der Untergewichtung, auch hier also nicht wirklich Zeichen von Panik.

Untergewichtet werden auch US-Aktien mit 15% – im Vormonat waren es noch 18%, im April 10%. Man sieht also keinerlei Flucht in US-Aktien angesichts der Brexit-Befürchtungen. Japanische Aktien sind dagegen wie im Vormonat mit 6% untergewichtet – im März waren noch 15% übergewichtet bei Nippons Aktien. Gesucht sind dagegen Aktien der Emerging Markets mit einer Übergwichtung von 6% – so viel wie seit 21 Monaten nicht mehr (im Mai 2% übergewichtet, im April waren noch 8% untergewichtet).

Es ist also viel Streß im System, viele Profi-Investoren halten die Füße still, aber so richtig Panik ist bei einem Blick hinter die Kulissen dann doch nicht auszumachen. Es gibt keine generelle Flucht aus Aktien, schon gar nicht aus Aktien der Eurozone, die ja eigentlich stark betroffen sein müßten im Falle eines Brexit..



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