Die US-Notenbank hat wie erwartet beschlossen, die Zinsen in der Spanne von 4,25 % bis 4,5 % zu belassen, in der sie sich seit Dezember befinden. Fed-Chef Powell gab sich cool, nach dem Motto: Alles ist gut, wir haben alles unter Kontrolle. Doch seine Aussagen sollten hellhörig machen, denn unter der Oberfläche brodelt es. Angesichts einer vermeintlich stabilen Wirtschaft hat die Fed laut Jerome Powell keine Eile, die Zinsen anzupassen. Dies könnte sich jedoch schneller als erwartet ändern, wenn die Zölle von US-Präsident Trump ihre volle Wirkung entfalten.
Powell warnt vor Zöllen
“Wenn die angekündigten starken Zollerhöhungen beibehalten werden, dürften sie zu einem Anstieg der Inflation, einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen”, sagte der Fed-Vorsitzende auf der Pressekonferenz am Mittwoch nach der Zinsentscheidung.
“Die Auswirkungen auf die Inflation könnten nur von kurzer Dauer sein und eine einmalige Verschiebung des Preisniveaus widerspiegeln”, führte er aus. Es sei jedoch “auch möglich, dass die inflationären Effekte stattdessen länger anhalten.”
Wie Bloomberg berichtet, bechlossen die amerikanischen Währungshüter einstimmig, die Zinsen in der Spanne von 4,25% bis 4,5% zu belassen, obwohl die Risiken für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Inflation zunehmen.
“Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten hat weiter zugenommen”, erklärte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank in seinem Statement. “Die Risiken einer höheren Arbeitslosigkeit und einer höheren Inflation sind gestiegen.”

Keine Eile bei den Zinsen
“Wir glauben, dass wir uns in der richtigen Position befinden, um abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Lage entwickelt”, sagte Powell. “Wir sehen keine Notwendigkeit, uns zu beeilen. Wir halten es für angebracht, geduldig zu bleiben.”
US-Präsident Donald Trump hat wiederholt gefordert, die US-Notenbank solle doch endlich die Zinsen senken.
In den USA haben Rezessionsängste zugenommen. Einige Unternehmen haben angesichts der Unsicherheit Investitionsentscheidungen vorerst auf Eis gelegt. Der Arbeitsmarkt hingegen ist nach wie vor robust, scheint aber unter der Oberfläche erste Risse zu zeigen. Im April haben die Arbeitgeber 177.000 neue Stellen geschaffen. In ihrem Statement bezeichnete die Fed die Arbeitsmarktlage als “solide”. Mehrere große US-Unternehmen haben jedoch in letzter Zeit Stellenstreichungen angekündigt.
Die Fed betont Datenabhängigkeit. “Wir können hier nicht vorpreschen, da wir erst nach Auswertung weiterer Daten wissen, wie wir auf diese Situation reagieren sollen”, erklärte Powell am Mittwoch.
Powell widerspricht Trump
Powell wurde von Trump heftig dafür kritisiert, dass er die Zinsen nicht gesenkt hat. In seinem Gespräch mit Reportern betonte der Fed-Vorsitzende, dass das Weiße Haus besser in der Lage sei, die zunehmenden Risiken und Unsicherheiten zu lösen, und es schien tatsächlich in diese Richtung zu gehen. „Trump hat keinen Einfluss auf unsere Arbeit“, sagt Powell. Die Handelsbeauftragten der USA und Chinas werden sich Ende dieser Woche in der Schweiz treffen, um über die Zölle zu sprechen.
„Letztendlich ist dies Sache der Regierung. Das ist ihr Mandat, nicht unseres“, sagte Powell. „Es scheint, dass wir in eine neue Phase eintreten, in der die Regierung Gespräche mit einer Reihe unserer wichtigen Handelspartner aufnimmt, und das hat das Potenzial, das Bild wesentlich zu verändern.“
Die Rezessionssorgen in den USA haben zugenommen, und einige Unternehmen haben berichtet, dass sie angesichts der Unsicherheit ihre Investitionsentscheidungen zurückhalten.
Powell räumte zwar ein, dass sich die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen aufgrund der unberechenbaren Zollankündigungen eingetrübt habe, sagte aber, dass die harten Daten nach wie vor ein Bild einer gesunden Wirtschaft zeichneten. Die Risiken bleiben jedoch hoch, solange Trump kein Handelsabkommen abschließen kann und die Zölle hoch bleiben. Für heute hat Trump einen „großen“ Handelsdeal angekündigt – wahrscheinlich mit Großbritannien.
FMW/Bloomberg
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