Gold/Silber

Preis für physisches Gold geht jetzt durch die Decke!

Barren Gold

Goldbullen haben es schon immer gesagt: Kauft physisches Gold und keine Derivate alias Papier-Gold. Denn wenn es soweit ist, wenn die große Krise da ist, dann wird sich der Wert physischen Goldes vom Papiermarkt abkoppeln und ihn problemlos übertrumpfen. Ich selbst warte seit 2006 darauf – und nun könnte dieser Moment gekommen sein. Heute zeigte sich in den USA eine erste ernsthafte Preisabweichung zugunsten physischen Goldes.

Papiergold hat Vorteile, doch das führte auch zu Markverzerrungen

Banken und auch viele Anleger lieben Papiergold, also Derivate und Wertpapiere, deren Preis vom Goldpreis abhängt. Papiergold, das können Futures und Optionen, ETFs und Zertifikate, ETC und Xetra-Gold sein. Der Vorteil des Papiergoldes ist eine beliebige Vermehrbarkeit. Im Prinzip kann es unendlich viele Gold-Futures geben, wenngleich sich die Future-Verkäufer natürlich auch oft abzusichern pflegen. Doch Fakt bleibt, dass es mehr Papiergold als echtes Gold auf der Welt gibt. Das ist auch solange kein Problem, wie genügend Anleger kein Interesse am physischen Goldbesitz haben, sondern lediglich von den Preisentwicklungen des Edelmetalls profitieren wollen.

Für viele Anleger hat Papiergold natürlich auch Vorteile. Es ist günstiger beim Handel, einfacher bei der Lagerung und liquider als physisches Gold. Viele Fonds dürfen und können auch gar kein physisches Gold kaufen und müssen auf Papiergold zurückgreifen, wenn sie an der Preisentwicklung teilhaben wollen.

Und in normalen Zeiten entspricht der Preis des Papiergoldes auch dem Preis für physisches Gold bzw. ist an ihn gekoppelt. Doch normale Zeiten hören auf normal zu sein, wenn auf einmal viele Menschen den Besitz physischen Goldes zu schätzen lernen. Also Zeiten wie diesen. Zeiten der Unsicherheit und Krise. Die Goldverkäufer in Deutschland berichten schon seit Wochen von einem steigenden Interesse an Münzen und Barren. In Berlin bildeten sich Warteschlangen, solange die Läden noch geöffnet sein durften.

Die Nachfrage nach physischem Gold ist groß, das Angebot jedoch begrenzt

Auch 2008, 2009 gab es schon einmal solch einen Run auf Edelmetalle. Er war sogar teilweise größer als heute. Doch damals gab es kein ernsthaftes Problem mit der Versorgung. Die Barrengießer und Münzpressen liefen auf Hochtouren und irgendeine Form von Edelmetall war immer vorrätig, alles andere binnen weniger Tage lieferbar. Doch nun ist das anders. In Zeiten der Quarantäne gelten Münzherstellung und Scheideanstalten nicht unbedingt als essentiell wichtige Betriebe. Das heißt, der Nachschub beginnt zu stocken, während die Nachfrage gleichzeitig durch die Decke geht. In dieser Situation fangen erste Kunden an, für die sofortige Versorgung mit physischem Gold mehr zu bezahlen, als sie an der Börse für Papiergold bezahlen müssten. Der Wunsch nach der Sicherheit, den der Besitz einer Goldmünze bietet, ist einen Aufpreis wert.

Menschen in Ländern mit schwacher Währung kennen das Phänomen längst. Solange die Versorgung mit Devisen klappt, ist der Preis auf der Straße vergleichbar mit dem offiziellen Wechselkurs. Doch wenn die Zentralbank das Land nicht mehr mit genügend Devisen versorgen kann und die Menschen in den Schlangen vor Bankschaltern und Wechselstuben vergeblich auf das begehrte ausländische Geld warten, dann beginnt der Preis auf der Straße deutliche Abweichungen zum offiziellen Wechselkurs zu zeigen. Bestes Beispiel Belarus in der vergangenen Woche. Der offizielle Wechselkurs zum Euro betrug etwa 2,70 Rubel pro Euro. Doch wer den Euro wirklich kaufen wollte, musste bei den wenigen Stellen, die noch Euro hatten, dafür schon 2,90 Rubel auf den Tisch legen.

Der Aufpreis für physisches Gold weitete sich seit gestern um 80 US-Dollar aus

Genau das gleiche geschieht derzeit beim Gold. Gestern lag der Preisabstand zwischen einem Gold-Future mit Lieferung im Juni 2020 und einer Unze Gold mit sofortiger Lieferung bei 6 US-Dollar. Heute morgen waren es bereits 20 US-Dollar. In schnellen Schritten ging es immer noch am Morgen weiter auf 40 US-Dollar. Vor vier Stunden erreichte der Preisabstand dann atemberaubende 74 US-Dollar und während ich diesen Artikel schrieb, stieg der Abstand weiter auf über 80 US-Dollar. Bereits der Preisabstand von 20 US-Dollar heute Morgen war der größte aller Zeiten.

Sofern die Knappheit physischen Goldes nicht umgehend beseitigt wird, könnte sich dieser enorme Preisabstand zu einer Spirale immer höherer Preise für physisches Gold entwickeln. Goldknappheit, billionenschwere Konjunkturprogramme, in der Höhe unbegrenzte Liquiditätsmaßnahmen der Fed, Krise… das ist genau die Mischung, die den Goldpreis explodieren lassen könnte. Wahrscheinlich ist, dass bei einem sich weiter verbreiternden Spread zwischen Papier- und physischem Gold Raffinerien und Prägestätten zu essentiell wichtigen Wirtschaftsakteuren erklärt werden und die Produktion physischen Goldes umgehend wieder aufgenommen wird, was dann den Preisabstand wieder reduzieren würde.

Wer als Goldbesitzer jetzt ins Risiko gehen möchte, könnte einige der physischen Goldbestände verkaufen und sich durch den Kauf von Papiergold absichern. Sinnvoll ist das natürlich nur für diejenigen Goldbesitzer, die davon ausgehen, dass die Knappheit an physischem Gold nur an der Produktionseinstellung bedingt durch das Coronavirus liegt – und nicht an einer generellen, andauernden Goldknappheit.

Direkte Auswirkungen hat der Preisabstand auch auf Trader, die ausschließlich Papiergold traden. Denn bedingt durch die heutige Volatilität haben bereits einige Banken das Pricing für Gold-Spotgeschäfte (= sofortige Lieferung) eingestellt. Broker, die diese Banken als Kurslieferant nutzen, stehen nun ohne Quelle für das eigene Pricing dar. Direkte Folge dürfte sein, dass die Spreads ausgeweitet werden, um das derzeit höhere Hedging-Risiko abzudecken.



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14 Kommentare

  1. Sie haben XETRA-Gold und damit auch EUWAX Gold nicht verstenden! Für jedes Gramm, das der Anleger mit dem Zertifikat erwirbt, muß auch ein Gramm Gold physisch hinterlegt werden.
    Es ist ja sogar so, das der Anleger sich, ab 100g, das Gold kostenfrei nach Hause ausliefern kann.

    1. Aus der Produktbeschreibung von Xetra-Gold: „ Xetra-Gold ist für den Anleger mit einem Insolvenzrisiko (Bonitäts- oder auch Emittentenrisiko) der Deutsche Börse Commodities GmbH behaftet. Hierunter versteht man allgemein die Gefahr der Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit, d. h. eine mögliche, vorübergehende oder endgültige Unfähigkeit zur termingerechten Erfüllung von Liefer- und/oder Tilgungsverpflichtungen. Xetra-Gold unterliegt als Inhaberschuldverschreibung weder der gesetzlichen noch der freiwilligen Einlagensicherung.„

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  4. Nur Physisches Gold ist wahres Gold alles andere ist einen Mogelpackung.

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  6. Vielen Dank für diesen äußerst informativen Beitrag.

  7. Kann es sein das der Goldpreis seit der Corona Krist extrem gestiegen ist?

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  9. Macht es Sinn jetzt in der Krise in Gold zu investieren? Oder sollte man noch etwas warten. Im Moment geht der Goldpreis ja runter. Wann ist der richtige Zeitpunkt?

  10. Viele Privatanleger trauen Gold jetzt offenbar keine solchen Preis-Höhenflüge wie im vorigen Jahr mehr zu.

  11. Irgend wie geht es doch nicht so richtig Hoch mit den Goldpreis woran kann das wohl liegen. Es sollte eigentlich schon längst die 2000 Dollar Marek erreicht sein.

    1. Schotter, wenn Sie schon einen Beitrag vom 24.03.2020 kommentieren, sollten Sie auch den historischen Chart betrachten. Von 1670$ zu jenem Zeitpunkt, stieg der Preis auf 2150$. Das Gap wurde geschlossen. Dergleichen bei Silber, dass ich damals zum Preis von 12$ kaufte ( nicht physisch, sondern spekulativ, mit Erwartung auf Schließung des Gaps – Dank dabei übrigens auch Hannes Zipfel, dessen Artikel mir das Phänomen damals erschlossen! ).

      Als der Goldpreis dann zu bröckeln begann, haussierten Tech-Aktien munter weiter. Deren Zukunftspotential scheint einfach unbegrenzt zu sein, etwa so wie das der US-amerikanischen Zivilisation, die nur noch von einer Übermacht aus Taliban und Ziegenhirten gestoppt werden kann.

  12. Schöner Beitrag aber seit dem hat sich ehrlich gesagt nicht viel geändert.

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