Die Inflation wird die Verbraucher in Europa in nächster Zeit als wichtiges Thema begleiten, auch unabhängig vom Basiseffekt, also den niedrigen Preisen im Vorjahr, die jetzt zu höheren Preisen führen. Unabhängig davon treiben aktuelle Entwicklungen die Preise für Verbraucher weiter in die Höhe, vor allem auch beim Gas. Der Futurespreis für britisches Erdgas hat gestern bei 189,65 Pence geschlossen, dem höchsten jemals erzielten Schlusskurs. Der renommierte Rohstoff-Experte Javier Blas vergleicht das mit einem Ölpreis-Niveau von gut 150 Dollar pro Barrel (aktueller Preis 74 Dollar). Im Chart am Ende dieses sehen wir den Gaspreis im Verlauf der letzten 22 Jahre. Man sieht den jüngst exorbitanten Anstieg, der alle bisherigen Hochpunkte weit hinter sich lässt. Im April noch bei 50 Pence, sieht man bis jetzt einen Anstieg um 279 Prozent in nur 5 Monaten!
Stark steigende Preise für Erdgas machen Druck auf die Inflation
Die Inflation in Deutschland liegt derzeit bereits bei 3,9 Prozent. Und ein wichtiger Faktor wie Gas könnte ein wichtiger Preistreiber sein in den nächsten Monaten. Gestern bereits zeigten die deutschen Erzeugerpreise mit +12 Prozent Anstieg im Jahresvergleich den höchsten Zuwachs seit dem Jahr 1974. Der Commerzbank-Chefvolkswirt Dr. Jörg Krämer spricht davon, dass die Inflation hierzulande bald 5 Prozent erreichen könnte.
Inflation wie 74: Die Erzeugerpreise in D’land sind im August im Vergleich zum Vorjahr um 12 % gestiegen – ein solches Plus gab es zuletzt Ende 1974. Die Unternehmen geben das zunehmend an die Verbraucher weiter. Die Inflation könnte in der Spitze bald 5 % erreichen. #EconTwitter pic.twitter.com/vvwHQblwDz
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) September 20, 2021
Ein stark steigender Endverbraucherpreis für Erdgas wäre dafür ein Baustein. Denn Energiepreise sind stets ein zentraler Baustein bei stark steigenden oder fallenden Verbraucherpreisen. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben 32 regionale Gasanbieter in Deutschland für September und Oktober Preiserhöhungen von durchschnittlich 12,6 Prozent angekündigt. Auf der einen Seite zieht die globale Nachfrage nach Energie nach dem Ende der größten Restriktionen der Corona-Pandemie wieder stark an. Und auf der anderen Seite steht der vergleichsweise kalte Winter vom Jahr 2020 auf 2021, und noch nicht wieder in vollem Umfang aufgefüllte Gasspeicher.
Warum sind die Gasspeicher relativ leer?
Warum die Gasspeicher nicht so voll sind, wie sie sein sollten? In einem Bericht der Tagesschau werden diverse mögliche Erklärungen besprochen. Da erwähnt man zum Beispiel Ausfälle und Wartungsarbeiten an der Gas-Infrastruktur in Europa. Auch könne das Auslaufen der Erdgasproduktion in den Niederlanden eine Rolle spielen. Oder auch aufgrund der hohen Preise könnten Unternehmen sich scheuen, zu viel teures Gas vorrätig zu halten. Laut Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, dürfte zum Beispiel die Situation bei den leeren Gazprom-Speichern in Deutschland und Europa bewusst herbeigeführt worden sein.
Achtung Inflation
Wie auch immer. Der steigende Preis für Gas könnte für die Verbraucher in ganz Europa die Inflation weiter anheizen. Nicht nur der Erdgas-Preis für die Verbraucher dürfte dabei ansteigen, sondern auch indirekt über höhere Gaspreise für die Industrie könnten die Erzeugerpreise für zahlreiche Produkte beeinflusst werden.
TradingView Chart zeigt Futures-Preis (Continuous) für britisches Erdgas seit dem Jahr 1999 .
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