Der Großhandelspreis für europäisches Gas am Terminmarkt (Lieferung im Januar beim Terminkontrakt Dutch TTF) notiert aktuell bei 144,45 Euro. Damit kennt der Anstieg im Gaspreis seit Tagen kein Halten mehr. Was das letztlich für die Endverbraucherpreise in den nächsten Monaten bedeutet, dürfte klar sein. Im folgenden TradingView Chart sieht man den Kursverlauf seit August. Seitdem hat sich der Preis für Dutch TTF Gas verdreifacht – in den letzten Tagen war es ein ziemlich beschleunigter Anstieg.
Nachdem letzte Woche in Frankreich Atomreaktoren wegen Defekten abgeschaltet wurden und somit Alternativen wie Gas und Kohle in den Fokus rückten, und nachdem vorher die neue deutsche Bundesregierung ihre Ablehnung zur Genehmigung der Pipeline Nord Stream 2 mehr als klar machte, wurde der Aufwärtstrend bei Gas immer eindeutiger. Politische Kaltwetterlage mit Russland, hohe Gas-Nachfrage in Europa, das treibt den Gaspreis immer weiter nach oben.
Aktuelle Nachrichten verschärfen das Aufwärts-Szenario noch weiter. Laut dem Experten Javier Blas sind die russischen Zuflüsse von Gas über die Jamal-Europa-Pipeline am frühen Sonntagmorgen noch weiter gesunken, so dass sie nur noch ein Rinnsal seien – es sei ein enormer Rückgang im Vergleich zum Dezember 2020. Wenn die russischen Gasexporte auf dem derzeitigen Niveau bleiben, werden die europäischen Speicher für Gas Ende März laut dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie zu weniger als 15 Prozent gefüllt sein, was den niedrigsten Stand aller Zeiten darstellen würde.
Laut dem Experten Stephen Stapczynski werde der Rest des Monats Dezember wohl kälter sein als üblich. Dies werde sich bis in den Januar hinein fortsetzen, mit verbreitet unterdurchschnittlichen Temperaturen in den ersten beiden Wochen. Eiskaltes Wetter bedeute, dass Stromausfälle bevorstehen könnten. In diesem Zusammenhang empfehle ich die gestrige ausführlichere Analyse zum Thema Gas von meinem Kollegen Hannes Zipfel mit dem Titel „Rechnungen explodieren, Lieferungen eingestellt, Lagerbestände schwinden“ (hier nachzulesen).
UPDATE: Russian natural gas flows via the Yamal-Europe pipeline have dropped even further early on Sunday to just a a trickle (a huge drop compared to December 2020). The chart is flows at the Mallnow metering station on the Polish German border #EuropeanEnergyCrisis #Russia 🇷🇺 https://t.co/tBjYUj6JTj pic.twitter.com/vFDOBLfLdd
— Javier Blas (@JavierBlas) December 19, 2021
At the current pace, European nat gas inventories may drop below 50% of total capacity around New Year Day (they are currently just above 60%). That’s an extremely low level with the bulk of the European winter ahead of us in January and February. The market will ration demand.
— Javier Blas (@JavierBlas) December 19, 2021
Russian natural gas flows remain weak, exacerbating the supply crunch 🇷🇺
If Russian gas exports remain at current levels, Europe’s storage sites will be less than 15% full at the end of March, the lowest on record, according to consultant consultant Wood Mackenzie https://t.co/mcbOkbsFys
— Stephen Stapczynski (@SStapczynski) December 19, 2021
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