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Private und gewerbliche Insolvenzen in Deutschland: So wenig bekommen die Gläubiger am Ende zurück

Bei Insolvenzen, egal ob von Verbrauchern oder Unternehmen, stellt sich für die Gläubiger immer die selbe Frage. Wie viel bekomme ich noch zurück von meiner Forderung? Bei Verbrauchern ist die Lage durch das zeitlich befristete Insolvenzverfahren ja noch schwieriger für die Gläubiger, weil die Konsumenten ja „nur“ ein paar Jahre überstehen müssen, bevor es einen Neustart geben kann. Beim Unternehmen oder Unternehmer wird wirklich alles verwertet, was noch irgendwie rauszuholen ist. Beim Verbraucher (Privatperson) gibt es Dinge wie Fernseher, Möbel etc, die nicht pfändbar, also nicht verwertbar sind.

Erschreckend gering „Deckungsquote“ bei Insolvenzen

Und jetzt raten Sie mal. Alle gewerblichen und privaten Insolvenzen zusammengerechnet, wie hoch ist die prozentuale Quote der Forderungen, welche noch an den Gläubiger zurückgezahlt werden, durch Resteverwertung bei Unternehmen und durch Insolvenzpläne bei Verbrauchern? Es waren bei Insolvenzen, die im Jahr 2010 eröffnet und bis Ende 2017 beendet wurden, gerade mal 3,9%. Somit verloren die Gläubiger 96,1% ihrer Forderungen! 610 Millionen Euro flossen an die Gläubiger zurück, und 15,1 Milliarden Euro gingen letztlich verloren. Puhhhh, mit so einer eindeutigen Quote hätten wir auch nicht gerechnet. Wie das Statistische Bundesamt dazu heute ausführt, war bei Privatinsolvenzen für die Gläubiger noch viel weniger zu holen als 3,9%. Zitat:

Bei Insolvenzverfahren von Unternehmen lag die Deckungsquote bei 6,2 %. Bei Verbraucherinsolvenzverfahren war sie mit 2,0 % deutlich geringer. Insgesamt hatten die Gläubiger bei Unternehmensinsolvenzen Verluste in Höhe von knapp 7 Milliarden Euro. Bei Verbraucherinsolvenzen summierten sich die Verluste auf rund 4,1 Milliarden Euro und bei den übrigen Insolvenzverfahren (zum Beispiel von ehemals selbstständig Tätigen) auf rund 4 Milliarden Euro.

Interessant sind auch folgende Aussagen zu Insolvenzen bei Unternehmen:

Von den 23 530 im Jahr 2010 eröffneten Unternehmensinsolvenzverfahren in Deutschland wurden 19 352 Verfahren (82,2 %) bis zum Jahresende 2017 beendet. Bei 941 dieser Unternehmensinsolvenzverfahren erfolgte eine Sanierung. Dabei wurden 11 827 Arbeitsplätze gesichert. Besonders häufig gab es einen Sanierungserfolg bei Insolvenzverfahren mit hohen Forderungssummen. So konnten beispielsweise bei Verfahren mit Forderungen ab 5 Millionen Euro 23,8 % der Unternehmen saniert werden. Sehr geringen Sanierungserfolg hatten dagegen Verfahren mit niedrigen Forderungen: Nur bei 1,5 % der Unternehmen mit Forderungen unter 50 000 Euro erfolgte eine Sanierung.

Insolvenzen



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