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Prognosen zum weiteren Verlauf des Handelskriegs

Wie sich China strategisch gegen die USA positionieren dürfte!

Von „Bullennörgler“

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“. Dieses schöne Zitat wird entweder dem Kabarettisten Karl Valentin, dem Schriftsteller Mark Twain oder dem Naturwissenschaftler Niels Bohr zugeschrieben.

Unabhängig vom Urheber mahnt es aber jeden nicht zu tief in die Glaskugel zu schauen, um sich nicht lächerlich zu machen. Ich werde mich aber im folgendem trotzdem aufs Glatteis begeben und versuchen, eine Prognose zum weiteren Verlauf des Handelskriegs abzugeben!

 

Trump überschreitet die rote Linie Chinas

Trotz großer Fortschritte, hat China immer noch mit einigen sehr gravierenden Problemen zu kämpfen, weshalb es bis zu dem Angriff auf Huawei ein durchgehend passives und deeskalierendes Verhalten an den Tag gelegt hat. Mit dem willkürlichen Angriff auf Huawei durch die US-Notstandsgesetze hat Trump aber eine entscheidende rote Linie Chinas überschritten.

Bemerkenswert daran ist, welch große Angst die USA vor diesem Unternehmen haben muss, wenn sie glaubt es nur noch mit solchen Geschützen bekämpfen zu können. Es ist schon fast unglaublich, dass Huawei erst vor 28 Jahren mit umgerechnet 5000 Euro Startkapital in einer südchinesischen Kleinstadt gegründet wurde und jetzt der mächtigste Telekommunikationskonzern der Welt ist. Schon jetzt hat Huawei mehr als 53 Milliarden Euro Jahresumsatz und 170 000 Mitarbeiter in 170 Ländern.

Wirklich interessant an Huawei ist auch, dass erstmals aus China ein Unternehmen kommt, dass ein ernsthaftes Gegenmodell zu dem Shareholder-Value getriebenen Unternehmensaktienansatz darstellt, da es nicht börsennotiert ist und überwiegend in Mitarbeiterbesitz von mehr als 80 000 Anteilseignern ist. Selbst der Gründer Ren Zhengfei hält nur noch ein Prozent.

Hier aber nun meine Prognosen zum weiteren Verlauf des Handelskriegs:

China wird bei Huawei keine Zugeständnisse machen und Schritt für Schritt Maßnahmen ergreifen, um den Handelskrieg weiter eskalieren zu lassen (z.B. Behinderung von Apple und anderen US-Unternehmen, Exportbeschränkungen von seltenen Erden, Verkauf von US-Staatsanleihen, Unterstützung von Venezuela, Ignorieren des Iran-Embargo durch massiven Import iranischen Öls, von China „genehmigte“ Raketenstarts von Nordkorea in Richtung USA, usw.).

China wird so lange mit solchen und ähnlichen Maßnahmen fortfahren, bis die US-Börsen verstanden haben, dass der Handelskrieg alles andere als einfach zu gewinnen ist und es zu einem panikartigen US-Abverkauf kommt mit ca. 10% und mehr Kursverlusten in wenigen Tagen.

Kurz danach wird Steven Mnuchin ganz schnell nach China reisen, um nach seiner Rückkehr in Washington zu „verkünden“, dass China große Schritte auf die USA zugegangen ist und man ganz kurz vor einer Einigung steht und deshalb die Maßnahmen gegen Huawei aufhebt.

 

 

Der angeblich „größte Deal aller Zeiten“

Nach wenigen Wochen weiterer Verhandlungen wird Trump den „größten Deal aller Zeiten verkünden“, in dem China sich im Wesentlichen zu Folgendem verpflichtet: Import von Agraprodukten, Gas, Erdöl und Boeings, um das Handelsdefizit drastisch zu reduzieren. Ansonsten wird sich strukturell nichts Gravierendes ändern. Die USA zementieren damit eine Position, die eigentlich sonst nur Entwicklungsländer einnehmen, da sie im Wesentlichen nur noch Agraprodukte und Rohstoffe nach China exportieren werden.

Trump wird aber trotzdem mit seiner unvergleichlichen Art über den „größten Deal aller Zeiten“ jubeln, um damit in den US-Wahlkampf zu ziehen und vielleicht auch gegen einen der extrem schwachen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gewinnen. Für den weiteren Handelskrieg spielt es aber auch keine Rolle wer gewinnt!

 

Chinas Strategie: unabhängig machen von den USA

China legt währenddessen das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Chipindustrie auf und reduziert auch in allen anderen Bereichen das Risiko, in denen noch eine Abhängigkeit von den USA besteht.
Mit oder ohne Trump gehen jetzt die Monate bzw. Jahre einher ohne einen größeren offensichtlichen Handelskonflikt.

 

Bei der kommenden großen Krise wird China nicht mehr mit dem Westen in einem Boot sitzen!

Irgendwann kommt es aber aufgrund der unhaltbar gewordenen weltweiten Schuldensituation zu einer Systemkrise des Weltfinanzsystems, die schlimmer ist als die Krise von 2008 (siehe z.B. meine kleine Artikelserie zu „Manipulationsskandale als Kurstreiber der Aktienmärkte“, https://finanzmarktwelt.de/manipulationsskandale-als-kurstreiber-der-aktienmaerkte-teil-5-was-wird-passieren-und-was-soll-man-tun-125520/ ).

Im Unterschied zu 2008 sitzen dann China und der Westen nicht mehr im selben Boot, um in dieselbe Richtung zu steuern und das Finanzsystem zu stabilisieren. China rettet nicht noch einmal das System, in dem es ein riesiges Infrastrukturprogramm aufsetzt und die Welt mit chinesischer Liquidität flutet.

China wird sogar ganz im Gegenteil so viel Öl wie möglich in das in Flammen stehende Weltfinanzsystem kippen. Z.B. werden von heute auf morgen nur noch die allerwichtigsten Dinge von China importiert, US-Staatsanleihen werden im großen Stil verkauft und starke Allianzen mit Russland sowie mit asiatischen und afrikanischen Ländern gegen den Westen geschmiedet.

 

Die große Wohlstandvernichtung

Die Folge wird die vielleicht größte Wohlstandsvernichtung der Weltgeschichte sein, die zu sehr ernsthaften sozialen Unruhen im Westen führt, in denen der Euro aber auch der Dollar als Weltleitwährung in Frage stehen.
Auch in China gibt es eine riesige Wohlstandsvernichtung, die aber im Gegensatz zum Westen nicht zu sozialen Unruhen führt, da die Chinesen eine ganz andere Leidensfähigkeit haben (siehe dazu meinen Artikel „Über die fast endlose Leidensfähigkeit Chinas im Handelskrieg“).

China wird jetzt mit aller Kraft versuchen, seine Währung als Weltleitwährung zu etablieren und damit die Wachablösung als führende Wirtschaftsmacht der Welt einleiten …

Ich hoffe, es wird nicht so kommen, wie ich es hier skizziert habe – aber es ist eben auch nicht völlig ausgeschlossen. In jedem Fall wäre es wichtig für Deutschland, sich auf den Systemwettkampf mit China vorzubereiten, um Schaden und Leid einer solchen Krise zu minimieren. In meiner persönlichen Planung gehe ich aber nicht davon aus, dass wir in Deutschland so viel Weitsicht aufbringen.

 

Hinweis: der Autor („Bullennörgler“) ist Gast beim heutigen Live-Webinar „Handelskrieg, Weltwirtschaft – und die Finanzmärkte (morgen, 20.00Uhr)“, das Sie unter folgendem Link live mitverfolgen können:

https://www.youtube.com/watch?v=32PTnyLHCyY

 

 

Trump mit Liu He

 

 



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9 Kommentare

  1. So wird es geschehen…denn das ist der Plan.

  2. Es fehlt noch der Hinweis auf GOLD als nötige Absicherung.
    GOLD wird eines Tages steigen. Ganz gewiss. Wer dann kein GOLD hat schaut in die Röhre.
    GOLD ist die einzige Waffe gegen den MEGA-CRASH.
    Der MEGA-CRASH wird kommen. Und er wird schlimmer als der Crash 2008.
    Ja, @Denker: das ist der Plan!
    Drum kauft alle GOLD jetzt.
    Denn die KRISE kommt.
    Irgendwann bestimmt.

  3. @ Macwoiferl , jetzt haben wir wieder einen Pseudobullen ertappt.
    Um 11:40 Uhr Fugmann-kritisches Bullengeheul,
    Um 14: 26 Uhr Crashprophet.
    Ich habe schon oft gedacht, dass sie gewisse Aussagen „ ironisch“ meinen. Sonst würde Ihnen @ Colombo
    sicher eine Therapie in den Dolomiten anbieten. ( Wie schon @ Marko)

  4. „China wird jetzt mit aller Kraft versuchen, seine Währung als Weltleitwährung zu etablieren und damit die Wachablösung als führende Wirtschaftsmacht der Welt einleiten …“

    Warum sieht man davon so wenig? China müsste nur die Kopplung an den USD (bzw. an den Korb) aufgeben und der CNY wäre international stark nachgefragt. Von den Beständen an US-Staatsanleihen hätte sich China auch schon längst problemlos trennen können, einfach indem keine neuen Anleihen mehr nachgekauft werden.

    Hinzu kommt noch, dass China stärker verschuldet ist als die USA, insofern bin ich skeptisch, dass China bzw. die kommunistische Partei solch eine skizzierte Wohlstandsvernichtung so einfach überstehen könnte.

    Bis zum Abschnitt über Chinas Strategie aber volle Zustimmung – genauso stelle ich mir das Handeln der Trump-Regierung vor. Wir alle können daher nur hoffen, dass dieser Spuk so schnell wie möglich ein Ende hat.

    1. In einem so kurzen Artikel ist es sehr schwierig die Betrachtungen der verschiedenen Zeitebenen darzustellen, weshalb ich glaube, dass du wie auch Wolfgang mich zum Teil falsch verstanden habt. Einen Versuch Chinas seine eigene Währung als Weltleitwährung zu etablieren wird erst in einigen Jahren/Monaten erfolgen, wenn meine spekulative Annahme, dass durch historisch einmalige Schräglagen (siehe z.B. meine Artikelserie „Manipulationsskandale als Kurstreiber der Aktienmärkte“) sich eine Weltwirtschaftskriese schlimmer als 2008 ereignet. Den konkreten Zeitpunkt und Auslöser kann dabei niemand vorhersehen.
      Meine These ist, dass China in einer in der Zukunft liegenden schweren Weltwirtschaftskrise es sehr stark eskalieren lässt, auch wenn es sich damit massiv selbst schädigt, um seinen Vorteil der größeren Leidensfähigkeit ausspielen zu können und als Sieger aus dieser Krise hervorgehen. Ob die skizzierte Wohlstandsvernichtung im Westen wie auch in China dann die kommunistische Partei überstehen wird ist natürlich alles andere als sicher. Meiner Einschätzung nach hat China aber bei so einer Wohlstandsvernichtung die besseren Karten, da die „Wohlstandsfallhöhe“ viel geringer und die Leidensfähigkeit viel höher ist als im Westen. Alles sehr spekulativ und hoffentlich wird es so auch nicht kommen, aber eben nicht ausgeschlossen. In verhältnismäßig normalen Zeiten wie jetzt, wird sich natürlich China nicht selbst den Stecker ziehen, sondern alles tun, um die Probleme am Immobilenmarkt, bei China 2025, der Seidenstraße oder bei den eigenen Zombiefirmen nicht eskalieren zu lassen.

  5. @ tm , Bei einem Wirtschaftsrückgang wird nicht die Staatsverschuldung das Problem sein,
    sondern die Unternehmensverschuldung wird viele US- Firmen als Nacktbader enttarnen wenn der Wasserstand fällt.

  6. @tm: Und was dann? Ist der Handelskrieg der einzige Spuk? Und dann ist alles wieder gut? Woher kommt der nächste Mega-Impuls, der die überschuldete Weltwirtschaft noch ein halbes Jahr weiterbringt im jetzt schon längsten und künstlichsten aller Konjunkturzyklen? Ein schuldenfinanziertes 2 Bio. USD-Infrastrukturprogramm der USA, das die amerikanische Neuverschuldung vs. GDP dann endgültig in den zweistelligen Bereich katapultiert? Hurra, hurra, hurra!!!

  7. @ Warnsignal, gut gebrüllt Löwe ( Bär ). Nach 10 Jahren Ponzi – System vielleicht Ponzi-Plus
    Oder Ponzi hoch 2. Die nächste Rettungsaktion wird der Kauf von BBB Anleihen durch die FED
    sein.Es darf doch nicht sein, dass eine Wunderfirma wie Tesla über 9% Zinsen bezahlen muss.
    Tesla ist ja nur die Spitze des Eisberges, es gibt noch viele wertlose Einhörner und tausende aktien-
    Rückkauf- gepushte Firmen die im Eisberg unter Wasser versteckt sind.

  8. @ Bullennörgler, ihre Argumente sind sehr gut nachvollziehbar, wie schon oft erwähnt,der sehr viel kleinere Aktienmarkt ,der übrigens schon recht korrigiert hat u.China nicht erschüttern kann.
    Zudem nehme ich an, dass in China sehr viele Firmen in Staatshänden sind u.darum weniger verletzlich.
    Es musste jedem durchschnittlich intelligenten Anleger klar sein, dass schuldengetriebenes Hochtreiben der Aktien, Anleihen u.Immobilien bei gleichzeitiger Umverteilung von unten nach oben nicht ewig dauern kann.
    Dann noch der Superturbo mit Rekordverschuldung der Unternehmen u.Aktienrückkäufe auf Rekordniveau.
    Die Chinesen müssen nur warten , der westliche Kapitalismus angeführt von den US- Finanz Generälen wird sich selber zerstören.
    Die Amis müssten wissen,dass heute nicht mehr in Kriegen die Weltherrschaft errungen wird, haben doch sie die UDSSR im Rüstungswettkampf soweit getrieben bis sie finanziell erledigt waren.

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