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Puerto Rico versucht´s wie Griechenland, Washington reagiert wie die Eurogruppe

Von Claudio Kummerfeld

Die komplette US-Politik- sowie Ökonomie-Szene drängt Europa seit Monaten doch endlich Griechenland mit frischem Geld zu überschütten, ohne diese „lächerlichen“ Reformauflagen. Doch was machen die USA, wenn sie selbst betroffen sind? Das US-Außengebiet Puerto Rico, seit gestern offiziell in der Staatspleite (mit 72 Milliarden Dollar), versucht jetzt wie Griechenland mit Europa von Washington eine Lösung seines Problems zu erhalten. Hilfeschrei oder Erpressung… am Ende wohl eine Frage der amerikanischen Staatsraison.

Überschütten die USA Puerto Rico, wie man es den Europäern bei Griechenland aufgetragen hatte? Nein. Die Republikaner, die in beiden Kongress-Kammern die Mehrheit haben, fordern von der kleinen Insel härtere Anstrengungen beim Sparen und bei Reformen. Wo habe ich das schon mal gehört? Schäuble? Eurogruppe? Nein, das fordern die Amerikaner von Puerto Rico! Geht´s ums eigene Geld, will man wie die Eurogruppe erstmal sehen, dass der Schuldner sich auch wirklich „bemüht“.

Pedro Pierluisi, Puerto Rico´s Mitglied im US-Kongress, aber nicht stimmberechtigt, fordert jetzt eindringlicher als vor der Pleite, dass der US-Kongress Puerto Rico endlich die Möglichkeit gewähren soll, dass man als staatliche US-Institution in die Insolvenz (Chapter 9) gehen kann (wie vorher schon die Stadt Detroit als Kommune). Erbost wies er darauf hin, dass man (zusammengefasst) in das Staatengebilde der USA eingebunden ist, aber nicht an die Insolvenzordnung herankommt.

Das Hauptproblem für die Insel: Man ist von Gesetztes wegen als Außengebiet an den US-Dollar gebunden. Man kann also wie Griechenland nicht seine Währung abwerten – man muss die Löhne der Bevölkerung drastisch reduzieren (innere Abwertung). Es sei denn man kommt an die Insolvenzordnung der USA heran. Aber es sieht wohl im Augenblick so aus, als würden die Republikaner als Parallele zu Schäuble und Co Puerto Rico weiter schmoren lassen. Wenn es erst mal ums eigene Geld geht, sieht man, wie viel dran ist an den warmen Worten für Schuldnerländer. Letztlich haben die USA genau wie die Eurogruppe auch nichts zu verschenken.

In diesem Fall kommt noch hinzu: US-Hedgefonds sind massiv in Staatsanleihen von Puerto Rico investiert. Sie hatten die Erwartungshaltung, dass die US-Regierung die Insel schon raushauen würde. Jetzt interveniert man mit massiver Lobbyarbeit anscheinend erfolgreich bei den Republikanern, damit die Puerto Rico bloß nicht in die Insolvenz lassen. Wenn ja, wären die Anleihen der Hedgefonds wertlos.



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2 Kommentare

  1. Mal losgelöst davon, ob Puerto Rico tatsächlich „das Griechenland der USA“ ist, ist es laut Moody’s bereits offiziell insolvent:

    http://www.welt.de/wirtschaft/article144783462/Amerikas-Griechenland-ist-pleite.html

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