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Putin: „Genozid“ im Donbas – Vorbereitung auf Großangriff?

Putin Donbas Ukraine

Der russische Präsident Putin hat vor wenigen Minuten erneut von einem „Genozid“ im Donbas gesprochen, den man nicht mehr länger habe tolerieren können – und damit die Invasion der Ukraine erneut „gerechtfertigt“. Die Worte Putins dürften auf den kurz bevorstehenden Großangriff Russlands in der Ostukraine hindeuten.

Putin und der angebliche „Genozid“ im Donbas

Ein Genozid ist laut Wikipedia die Absicht „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“. Kann davon im Donbas wirklich die Rede sein? Diese Frage ist klar zu verneinen. Allerdings ist im Westen kaum berichtet worden, was im Donbas in den letzten Jahren, vor allem im Jahr 2014, wirklich passiert ist. Alfred Almeder, der im Donbas Mitglied von humanitären Missionen war, hat es so formuliert:

„Das brutale Vorgehen offen rechtsradikaler Gruppen und organisiert angereister Hooligangruppen fand mit dem Niederbrennen und dem Erschlagen von Dutzenden Menschen im Gewerkschaftshaus von Odessa am 2.Mai 2014 ihren Höhepunkt. Das war der Auslöser, der vor allem im Donbass den Auftakt zur bewaffneten Revolte endgültig fixierte. Die schlecht organisierte und schwach motivierte ukrainische Armee, welche dort zur Wiederherstellung der staatlichen Ordnung hingeschickt wurde, verweigerte oftmals ihren bewaffneten Einsatz gegen massiv auftretende Proteste der Zivilbevölkerung des Donbass. Es waren wieder die nunmehr mit schweren Waffen ausgestatteten ultra-nationalistischen Freiwilligenverbände, die mit der gleichen Brutalität wie deren geistigen Vorväter vor 80 Jahren gegen die von ihnen so verhassten Moskowiter gnadenlos vorging.“

Nur aufgrund der Taten dieser ultranationalistischen Gruppen der Ukraine (Asow Regiment) kann man nachvollziehen, warum Putin mit seiner Propaganada einer vermeintlich notwendigen „Entnazifizierung“ der Ukraine und dem angeblichen „Genozid“ im Donbas bei der russischen Bevölkerung offenkundig durchdringen kann.

Osteuropa-Expertin über die systemische Gewalt der russischen Armee

Putin hatte in einem Grundsatzartikel im Sommer 2021 „über eine historische Einheit von Russen und Ukrainern“ klar gemacht, dass Ukrainer und Russen „ein Volk“ seien. Der Staat Ukraine werde vom Westen gesteuert, so Putin: „Wir werden niemals zulassen, dass unsere historischen Territorien und dort lebende uns nahe stehende Menschen gegen Russland benutzt werden„.

Faktisch war das eine im Westen kaum verstandene Ankündigung der Ukraine-Invasion. Der Historiker Andreas Kappeler hat das in Reaktion auf Putins Artikel gegenüber „DW“ so beschrieben:

„In diesem Artikel droht er mehrfach mit einem Eingreifen Russlands in der Ukraine, was er dann historisch und anderweitig legitimieren will. Der imperiale Nationalismus, den er schon immer hatte, ist nun stark mit ethnischen Elementen angereichert worden. Das ist besonders gefährlich.“

Die Ereignisse im Donbas lieferte also die propagandistische Rechtfertigung für Putin, eine Invasion der angeblich nicht staatsfähigen Ukraine zu starten. Nach dem Scheitern der russischen Armee vor Kiew ist nun die Eroberung des Donbas das zentale Kriegsziel Putins (vermutlich mit der Schaffung einer Landverbindung der Krim zum Donbas).

Dabei ist das brutale Vorgehen der russischen Armee systemisch – und kein Zufall, wie die Osteuropa-Expertin Anna Vero Wendland in einem

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3 Kommentare

  1. Die verfassungswidrige Amtsenthebung von Staatspräsident Viktor Janukowitsch ist als Ursache für den Ukraine-Konflikt anzusehen. Die Krim ist auf Grundlage eines Referendums Russische Föderation. Staatspräsident Wladimir Wladimirowitsch Putin hingegen hat eine Eskalation in der Ostukraine/Volksrepubliken zu verantworten. Von daher regt Ministerpräsident Viktor Orban zu recht ein Normandie-Format-Treffen in der Ukraine an. Staatspräsident Wladimir Wladimirowitsch lehnt dies nicht generell ab. Er fordert Bedingungen. Sowohl die Ukraine, als auch Russland haben in Sachen Minsk-Abkommen ihre Hausaufgaben zu erledigen. Bundeskanzler Karl Nehammer hält nach seinem jüngsten Treffen mit Präsident Putin weitere persönliche Treffen mit ihm zu recht für erforderlich, damit es zu dem genannten Treffen in Ungarn kommt. Im Falle letzteres sind sowohl die Sanktionen der EU gegen die Innovation der russischen Ölindustrie/Rosneft, als auch die russischen Öl-Embargos von seiten der USA, Kanadas und Australiens aufzuheben.

  2. Wir haben ein Problem des Vertrauens auf Fakten, Informationen.
    Hoffen wir das wir das Richtige erkennen.
    Wir Deutsche haben grosse Verantwortung mit dem Namen Genozid.
    Vergessen, geht schnell. Mein Opa war dabei, als deutscher Soldat.
    Bis zu 28 Millionen Opfer von Ukrainern und Russen, durch geplanten
    GENOZID der Deutschen, man sagt auch Nazis, das lenkt nur ab.
    Polen wurde von uns dezimiert.
    DAMALS HIES ES UNTER MENSCHEN SLAWEN.
    Der Krieg an sich ist die Bedrohung, immer gewesen.

  3. @Albi
    Ganz so einfach war es nicht. Die Grenzen verliefen nicht zwischen Staaten, Nationen, Völkern oder Rassen.

    Sie verliefen zwischen ähnlich aufgewachsenen Menschen.

    Selbst in „Russland“ unterstützten Nichtdeutsche deutsche Soldaten. Ein Bauer konnte sich eher mit dem deutschen Konstrukt anfreunden, als im Kommunismus zu leben.
    Mein Onkel floh zweimal aus russischer Kriegsgefangenschaft mit der Hilfe von ortsansässigen Bauern. Sie erkannten in ihm den Bauernjungen.
    Meine Großmutter nahm einen jungen französisch Kriegsgefangenen wie ihren Sohn auf. Die tiefe Verbundenheit zwischen beiden Familien bestand nach dem Krieg weiter. Sie sprach stets liebevoll über ihn.

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