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6 Quartale nacheinander Reallohn-Verlust! Löhne wohl Stütze für die Inflation

Die Verbraucher erleiden massive Reallohn-Verluste. Gleichzeitig verursachen die Lohnsteigerungen wohl eine Unterstützung der Inflation.

Einkaufswagen und Kassenzettel

Die Verbraucher erleiden immer noch deutliche Reallohn-Verluste. Die Lohnsteigerungen abzüglich der Höhe der Inflation ergeben die Reallöhne. Und die lagen in Deutschland im ersten Quartal 2023 um 2,3 % unter den Reallöhnen von vor einem Jahr, so die heutigen Daten vom Statistischen Bundesamt. Die Inflation frisst den Normalverdienern sozusagen die Kaufkraft aus der Brieftasche, und das bereits das sechste Quartal in Folge. In der Grafik sehen wir die negative Reallöhne in der roten Linie.

Reallöhne im Vergleich zu Nominallöhnen und Inflation seit 2008

Stark steigende Löhne als möglicherweise unterstützender Faktor für die Inflation

Die Daten zeigen aber auch: Die Nominallöhne, also die tatsächlich in Euro ausgezahlten Löhne (ohne Abzug der Inflation) sind im ersten Quartal im Jahresvergleich um 5,6 % gestiegen. Das ist ein kräftiges Plus, auch wenn es noch lange nicht ausreicht um 8,3 % Inflation auszugleichen. Aber das Gespenst der Lohn-Preis-Spirale schwebt inzwischen über den Arbeitskosten. Je kräftiger die Lohnerhöhungen, desto stärker müssen Unternehmen die Produktpreise für ihre Endkunden anheben. Und damit diese Kunden sich die Produkte der Unternehmen überhaupt leisten können, müssen sie wiederum bei ihren Arbeitgebern in der nächsten Lohnrunde noch viel höhere Löhne einfordern. Die Lohn-Preis-Spirale könnte also die Inflation weiter anheizen.

Dr. Jörg Krämer von der Commerzbank erwähnt heute die kräftig steigenden Tariflöhne in der Eurozone. Er schreibt: „INFLATION: Die Tariflöhne im Euroraum sind im ersten Quartal um 4,3 % gestiegen – der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro. Für das gesamte Jahr zeichnet sich ein Plus von mehr als 5 %. Der derzeitige Rückgang der Inflation ist nur vorübergehend.“

Werden die kräftigen Lohnsteigerungen also ein Faktor sein, der die Inflation in Europa am Leben erhält, während die Energiepreise als treibender Faktor inzwischen weggefallen sind? Dieses Szenario ist durchaus möglich – die Inflation sinkt nicht auf das EZB-Ziel von 2 %, sondern wird durch hohe Lebensmittelpreise und kräftige Lohnsteigerungen und deren Folgeeffekte vielleicht bei 4 oder 5 % liegen?

Lohndetails aus Deutschland

Das Statistische Bundesamt hat heute noch folgende Details zu der Lohnentwicklung im ersten Quartal veröffentlicht: Die überproportionale Steigerung der Nominallohnentwicklung im 1. Quartal 2023 hat den Reallohnverlust für die Beschäftigten zum Jahresbeginn im Vergleich zu den letzten drei Berichtsquartalen insgesamt etwas abgeschwächt. Zu dieser Abfederung des Kaufkraftverlustes der Beschäftigten haben auch die Auszahlungen der Inflationsausgleichsprämie beigetragen. Diese kann bis zu 3 000 Euro betragen (steuer- und abgabefrei) und ist eine freiwillige Leistung der Arbeitgeber.

Betrachtet man die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach ihrer Beschäftigungsart, weisen geringfügig Beschäftigte mit 8,9 % den stärksten Nominallohnanstieg im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf. Dies ist vor allem auf die seit dem 1. Oktober 2022 gültige Erhöhung der Minijob-Verdienstgrenze von 450 Euro auf 520 Euro zurückzuführen. Die Nominallöhne von Beschäftigten in Vollzeit stiegen ebenfalls leicht überdurchschnittlich um 5,9 %. Für Teilzeitkräfte und Auszubildende ist ein Lohnanstieg von 4,7 % im 1. Quartal 2023 zu verzeichnen.



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4 Kommentare

  1. Die Löhne sind kein Treiber der Inflation sondern die ungezügelte Währungsvermehrung und Spekulation durch überschüssiges Kapital.

    Um von diesem fundamentalen Zusammenhang abzulenken und dem einfachen Volk die damit einhergehenden realen Einkommenseinbußen zu „rechtfertigen“ dient das Märchen von der sog. Lohn-Preis-Spirale. Der Bürger soll sich zurückhalten, den Gürtel enger schnallen und darauf hoffen, daß sein Verzicht das Problem lösen kann.

  2. Nee, nee bloß nicht, denk ich an die Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst mit den 10% dann frag ich mich wer die bezahlen soll. Die, die draußen weniger verdienen. Die Gemeinden die das bezahlen müssen denken an Gebührenerhöhungen und Reduktion von Leistungen, wie den öfft. Nahverkehr.

    1. Ja, 10% hört sich erstmal toll an, bis man realisiert daß die tatsächliche Inflation (nicht die offizielle, geschönte) im Betrachtungszeitraum deutlich darüber liegt.

      Noch nicht berücksichtigt die zahlreichen Gebühren und Steuererhöhungen im selben Zeitraum. Es bleibt also trotz der schönen Nachricht in der Boulevardpresse ein Reallohnverlust. Und die Leute sollen sich dafür auch noch schämen?

  3. Genau, wir zahlen den Oeff. Bedienstetten einfach weniger. Hat ja in der bei den Pflegeberufen auch so gut geklappt. Und die Lehrer, dieses faule Pack, schmeissen wir waehrend der Sommerferien raus. Und dann wundern wir uns, wenn wir lauter @ottonorma’s und @cuibonos gezuechtet haben, die von Nichts ne Ahnung haben, davon aber viel und sich nicht entbloeden, ihr Nicht-Wissen bei jeder Gelegenheit ostentativ zur Schau stellen.

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