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Realsatire: EU lässt griechische Banken Stresstest bestehen – Durchfallen ausgeschlossen – Realität sieht katastrophal aus

Welch ein Zufall: Im Sommer will Griechenland wieder an den freien Kapitalmarkt gehen, und sich ohne Stützung durch die Euro-Partner frei mit neuen Schulden versorgen. Dazu braucht man selbstverständlich Vertrauen der Kapitalmärkte. Wie ginge das besser als durch einen Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), der positiv ausfällt? Dieses Stresstest-Ergebnis bescheinigt den vier größten Banken Griechenlands (Eurobank, National Bank of Greece, Piraeus Bank und Alpha Bank) nämlich aktuell, dass man den Stresstest bestanden habe.

Pikant dabei ist aber, dass man bei diesem „Stresstest“ gar nicht durchfallen konnte. Es gab also gar keine Möglichkeit ihn nicht zu bestehen – denn wie die Aufsicht schreibt, gab es keine Mindestvorgaben bei dem Test. Realsatire at it´s best! Laut EBA hätten sich die die Kapitalpuffer dieser vier Banken als halbwegs krisenfest erwiesen. Es gäbe zwar noch was nachzubessern, aber im Großen und Ganzen sei die Lage akzeptabel (sinngemäß ausgedrückt).

Dieser „Test“ der griechischen Banken wurde bewusst zeitlich vorgezogen – der Test für die sonstigen systemrelevanten Banken in Europa folgt erst im November. Von daher kann man es ganz bewusst als Maßnahme ansehen, die kurz vor dem Gang der Regierung Tsipras an die freien Märkte nochmal Vertrauen bringen soll. Aktuell ging es auf Basis der Daten von Ende 2017 darum, ob diese vier größten griechischen Banken bei einer mehrjährigen Schwächephase der Konjunktur in Sachen Kernkapitalquote und Notleidende Kredite durchhalten können – und wie man sieht, alles in Ordnung! Offiziell wenigstens.

Nur ein Blick reicht aus

Wir meinen: Nur ein Blick in aktuelle Zahlen der griechischen Notenbank reichen aus, um sich eine eigene Meinung zu bilden, die ein ganz anderes Bild zeigt. Denn die jüngste Veröffentlichung zum Stand der Notleidenden Kredite (NPL) der griechischen Banken offenbart die immer noch dramatische Lage. Der Höchstpunkt beim Stand der Notleidenden Kredite (Schuldner können Kreditraten nicht an ihre Bank zahlen) wurde erst im März 2016 erreicht – das ist also gar nicht mal so lange her!

Von dem Hoch aus gesehen hat sich die NPL-Halde bis jetzt nur um 12% oder 13 Milliarden Euro abgebaut. Ende 2017 lag der Stand der NPL in Griechenland bei einem Volumen von 95,7 Milliarden Euro, was 43,1% aller ausstehenden Kredite betrifft. Das ist nicht nur eine Katastrophe – damit ist auch offensichtlich, dass der Bankensektor immer noch völlig marode ist! Die folgende Grafik zeigt: Mit Abstand am Schlimmsten ist die Lage bei den notleidenden Krediten für Unternehmen mit einer aktuellen Ausfallquote von 56%. Das soll ein stabiles Bankensystem sein, das bei einer neuen Konjunkturkrise überleben kann?

Griechenland

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4 Kommentare

  1. Wo genau sieht die FMW nun eine Realsatire? Es gab einen Test, über den in verschiedenen Szanerien gechaut wurde, wie gut die jeweilige Bank eine Rezession übersteht. Aus den Ergebnissen heraus werden den Banken individuelle Vorgaben gemacht. Zudem liegt der NPE-Anteil geringer als zuvor erwartet worden war – wieso unterschlagt ihr die entsprechende Info und nehmt nur die Diagramme, die dramatisch aussehen? Wenn man gehässig wäre, könnte man das glatt als Lückenpresse bezeichnen.

  2. Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel! Ich denke da leider auch an eine Realsatire. Einerseits ist die Lage extrem schwierig und anderseits ist ein Durchfallen beim Stresstest ausgeschlossen… Na ja…

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