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Regierungsstudie: Automatisierung bringt mehr neue Jobs, als dadurch vernichtet werden

Siehe da. Die Automatisierung soll laut Studie mehr neue Jobs schaffen, als dadurch verloren gehen. Das macht sich natürlich richtig gut. Wenn in den nächsten Monaten und Jahren Talkshows oder Bundestagsdebatten zu dem Thema anstehen, können Mitglieder der GroKo...

FMW-Redaktion

Wer Geld in die Jukebox steckt, der bestimmt auch welche Musik gespielt wird. Und so gibt es zu dem Thema noch einige andere Sprichwörter. Bei Studien ist es nicht anders. Der Verfasser einer Studie ist (sei es auch nur unterbewusst) dazu geneigt ein Studienergebnis zu basteln, welches dem Auftraggeber gelegen kommen dürfte. Oder würde bei einer Atom-Studie mit Bezahlung durch die Atom-Lobby ein Studienergebnis herauskommen, das die Atomkraft als total schrecklich und unsicher darstellt?

Vom Staat bezahlte Studie

Nicht anders mag es sich beim Thema Automatisierung verhalten, was in Deutschland auf offiziell unter dem Titel „Industrie 4.0“ läuft. Es ist neben den Themen Rente und Einwanderung wohl eines der Schlüsselthemen für die nächsten Jahre. Die Automatisierung wird aller Voraussicht nach sehr viele Arbeitsplätze weg-rationalisieren. Nur die Frage ist, wie viele Arbeitsplätze durch die Automatisierung neu geschaffen werden, bei Programmierern, Ingenieuren etc. Wird diese Zahl neuer Jobs den Job-Verlust aufwiegen? Dazu hat das „Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“ (ZEW) gestern das Ergebnis seiner Studie veröffentlicht. Vorab heißt es vom ZEW hierzu Zitat:

Danksagung: Wir danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die finanzielle Förderung des Projektes. Weiterhin danken wir Florian Lehmer und Britta Matthes vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für die Unterstützung bei der Datenerhebung, -verknüpfung und -auswertung.

Nicht nur, dass das Geld für die Studie also von der Bundesregierung kommt. Auch bei der Datenauswertung bedient man sich bei der Bundesregierung. Denn letztlich ist das hier benannte „Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, welche wiederum dem Bundesarbeitsministerium untersteht. Ja, ist schon klar. Wir spinnen uns hier eine Verschwörung zurecht. Alle staatlichen Einrichtungen verschwören sich um den Bürger zu täuschen?

Nein, darum geht es nicht. Es geht eher um den unterbewussten Wunsch ein Studienergebnis zu kreieren, das dem Auftraggeber genehm ist. Denn man möchte ja schließlich auch in Zukunft immer wieder Aufträge dieses größten aller Studien-Auftraggeber mit quasi unbegrenztem Budget erhalten – stimmt es, oder stimmt es nicht? Und was sagt die Studie nun aus zum Thema Automatisierung?

Automatisierung ist total super

Siehe da. Die Automatisierung soll laut Studie mehr neue Jobs schaffen, als dadurch verloren gehen. Das macht sich natürlich richtig gut. Wenn in den nächsten Monaten und Jahren Talkshows oder Bundestagsdebatten zu dem Thema anstehen, können Mitglieder der GroKo stets auf diese „unabhängige externe Studie“ verweisen, dass doch mehr Jobs geschaffen werden, als verloren gehen. Zitat auszugsweise vom ZEW:

Der digitale Wandel schafft mehr Arbeitsplätze, als er zerstört, stellt dabei jedoch Arbeitskräfte und Betriebe vor große Herausforderungen. Damit die deutsche Wirtschaft auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibt, ist die Politik gefordert. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt ein Projekt zum Thema „Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit“ mit Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt, das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

Im Vergleich zum Gesamtbeschäftigungszuwachs von 8,5 Prozent zwischen 2011 und 2014 fällt der Teil des Zuwachses, der auf neue Technologien zurückzuführen ist, zwar klein aus. Simulationen des Projekts für den Zeitraum zwischen 2016 und 2021 zeigen allerdings, dass die geplanten betrieblichen Technologieinvestitionen die Gesamtbeschäftigung um 1,8 Prozent erhöhen werden. Das entspricht einem jährlichen Beschäftigungszuwachs von etwas weniger als 0,4 Prozent pro Jahr.

Aufgrund der insgesamt positiven Beschäftigungseffekte sollten neue Technologien nach Ansicht der Wissenschaftler/innen gezielt gefördert werden. Es zeichnet sich jedoch eine wachsende technologische Kluft in der deutschen Betriebslandschaft ab. „Betriebe, die in der Vergangenheit bereits stark in moderne digitale Technologien investiert haben, gehören auch weiterhin zu den Vorreitern, während Nachzügler zusehends ins Hintertreffen geraten. Dieser Spaltung gilt es gezielt zu begegnen“, erklärt Melanie Arntz.

Daneben zeigt sich, dass Investitionen in digitale Technologien eine steigende Ungleichheit mitverursachen. „In erster Linie profitieren Hochlohn-Berufe und -Sektoren in Form höherer Beschäftigungs- und Lohnzugewinne von neuen Technologien, während durchschnittlich und niedrig entlohnte Berufe und Sektoren zurückfallen“, so Melanie Arntz. Diese Entwicklung wird dem Projektbericht zufolge auch die nächsten fünf Jahre anhalten.

Um dem zu begegnen, besteht die eigentliche Herausforderung von Digitalisierung und Industrie 4.0 den Wissenschaftlern/-innen zufolge darin, die Arbeitskräfte gezielt auf den Arbeitsmarkt der Zukunft vorzubereiten und damit die Möglichkeiten jedes einzelnen zu verbessern, durch einen Wechsel in wachsende Branchen und Berufsfelder vom digitalen Wandel zu profitieren. Dies könnte auch den Fachkräfteengpässen entgegenwirken, die sich beispielsweise in Berufen mit einer Ausrichtung auf interaktive und analytische Tätigkeiten abzeichnen.

Kleingeistiger Denkanstoß zum Schluss

Wir Kleingeister bei FMW meinen dazu lediglich (als Denkanstoß mit dem gesunden Menschenverstand): Wenn durch Automatisierung an einem Fließband 10 Arbeitsplätze wegfallen, entstehen dadurch wirklich an anderer Stelle mindestens 10 neue Arbeitsplätze für Softwareexperten und Ingenieure, die auch noch besser bezahlt werden als die entlassenen Fließbandarbeiter? Dann würde die Automatisierung schon kostentechnisch für die gesamte Volkswirtschaft keinen Sinn mehr ergeben – denn man automatisiert als Unternehmer ja, weil man Kosten sparen will. Aus Liebe zur Technik tut man dies gewiss nicht. Zwar mag die Vergrößerung der Produktionsmenge und Beschleunigung der Abläufe auch eine Rolle spielen, aber die Einsparung von Personalkosten steht bei der Automatisierung doch immer im Vordergrund.

Klicken Sie hier für die komplette Studie auf 143 Seiten.

Automatisierung
Beispielbild einer Roboterhand. Foto: Richard Greenhill and Hugo Elias/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)



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7 Kommentare

  1. Beruhigungspillen für die Bevölkerung. Die Realität sieht anders aus.

  2. Das ist totaler Schwachsinn diese Studie. Es gibt genau zwei Gründe, warum etwas automatisiert wird.

    1) Um Arbeitsplätze einzusparen
    oder
    2) Um die Arbeiten von Maschinen machen zu lassen, die Menschen nicht besser
    können oder machen wollen.

    Also wenn dadurch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, wäre der Lohnkosteneinspareffekt gleich Null. Also hätte man auch alles wie vorher lassen können. Wo steckt die Logik?

    1. „Wo steckt die Logik?“

      Darin dass Sie Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft verwechseln.

  3. mein wunsch ,als anfänger ,Die TWS für Optionen richtig bedienen zu können,wo gibt es sowas das man auch verstehen kann und die software auch erkennen kann wo mit der Maus geklikt wird.

  4. Vieles ist zu einseitig oder visionslos. Daher mal unabhängig von der Studie: Ziel sollte eine Produktivität – oder zumindest Effizienzsteigerung sein. Dazu kommt Sicherung von Nachhaltigkeit (Umwelt und Resourcenverfügbarkeit). Es gibt zwar genug standardisierbare Aufgaben, die Maschinen schneller und sicherer durchführen als der Mensch. Wenn man allerdings nur auf die Maschinen setzt, ist das Produktivitätswachstum beschränkt wie wenn man beispielsweise nur auf den Menschen setzt. Die Wahrheit für die o.g. Ziele wird in der Mitte liegen müssen: Die richtige Kombination aus Mensch und Maschine und die richtige Aufteilung der erforderlichen Aufgaben fördert am meisten zB Produktivitätswachstum. Im Ergebnis kann und sollte Automatisierung weniger nur Jobwegfall bedeuten sondern mehr Jobverschiebung in Richtung neuer Berufe. Allerdings klappt das auch nur, wenn sich die Gesellschaft das akzeptiert, sich auf die Veränderung einstellt und neue Aufgaben für sich identifiziert!

  5. naja, warum sollte es diesmal auch anders sein als bei allen anderen Produktivitätsfortschritten seit Beginn der Menschheit?

    Mal ganz abgesehen davon, dass in den Zahlen bislang kaum besondere Auswirkungen zu sehen sind. Wenn die Automatisierung viele Jobs gefährdet, müsste sich das in einer deutlich steigenden Produktivität bemerkbar machen – wir sehen aber eher das Gegenteil, nämlich sehr geringe Produktivitätszuwächse.

    1. Dem stimme ich sogar zu, denn in der Praxis ist es ziemlich aufwändig den Automatisierungsgrad sinnvoll zu erhöhen. Zum einen ist der technologische Fortschritt nicht so hoch wie viele glauben, zum anderen tut sich der Mensch sehr schwer außerhalb seiner Sphäre zu denken und die Gewohnheiten zu verlassen. Wenn zB ein Unternehmen einen Standard definiert, um effizientere Abläufe zu etablieren und ggf damit die Grundlage für technische Automatisierung zu haben, reicht das freilich nicht aus. Solche Standards werden meist zu lange etabliert und es kostet nach wie vor (zuviel?) viel Sie zu überarbeiten – auch Sie zB erstmal zu ändern und dann einer rein technischen Lösung zu übertragen!

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