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Rentenversicherung: Simulation der heilen Welt – Realität sieht anders aus

Rentnerpaar

Die Deutsche Rentenversicherung simuliert eine schöne heile Welt. Nach dem Motto „Ich bastel mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Politisch wird das wohl durchaus erwünscht sein, denn wer genau hinschaut, der sieht: Das Rentensystem ist schon lange pleite. Die Einnahmen decken nicht mal ansatzweise die Ausgaben. Selbst wenn man viele Zusatzaufgaben der Rentenversicherung ausblendet, ergibt sich immer noch eine klaffende Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben.

Für die Öffentlichkeit werden von der Rentenversicherung aber nur tolle Zahlen präsentiert. So hört man seit Jahren, dass den Ausgaben ausreichend Einnahmen gegenüber stehen. Dass ein guter Teil der Einnahmen aber gar nicht aus Beiträgen von Arbeitnehmern stammen, sondern aus einer Subventionszahlung des Steuerhaushalts, wird öffentlich nicht an die große Glocke gehängt. Man muss schon genauer hinsehen, um die Lücke zu erkennen – und damit auch die negativen Auswirkungen. Egal wie man es rechnet. Die Kosten der Rentenkasse steigen immer weiter durch immer mehr Rentner – nun wird die Lage noch verschärft durch weitere von der Politik aufgebürdete Kosten wie die Mindestrente.

Natürlich hat jeder einzelne Bezieher von Rentenzahlungen darauf ein Anspruch – gar keine Frage. Das ändert aber nichts daran, dass das System schon heute längst kaputt ist. In Zukunft wird die Politik noch viel größere Klimmzüge hinlegen müssen, um die kaputte Rentenkasse für die Öffentlichkeit als gut laufendes Rentensystem darzustellen. Jüngst hat die Rentenversicherung für das Jahr 2020 Finanzdaten als Pressemitteilung veröffentlicht – aber nur diejenigen Daten, die ins schöne Bild passen.

Nur tolle Nachrichten von der Rentenversicherung

Die Rentenversicherung erwähnt in ihrer jüngsten Mitteilung zu ihren Finanzdaten nichts zu den Jahresausgaben 2020, aber zu den Einnahmen. Die Einnahmen aus Pflichtbeiträgen aus Erwerbstätigkeit belaufen sich nach vorläufigen Ergebnissen im Jahr 2020 demnach auf rund 224 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 0,9 Prozent. Also, alles super? Denn selbst im Corona-Horrorjahr 2020 steigen die Einnahmen sogar noch? Dazu sagt man, dass die Corona-bedingten Auswirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung begrenzt seien. Während des Bezugs von Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld I werden nämlich weiter Beiträge zur Rentenversicherung gezahlt.

So sieht die Lage wirklich aus

Die Beitragseinnahmen wachsen zwar von 222 Milliarden Euro in 2019 (hier die Details) auf 224 Milliarden Euro in 2020. Wer die Ausgabenseite für 2020 finden will, muss auf der Webseite der Rentenversicherung abseits von offiziellen Presse-Statements schon etwas herum suchen – und wird dann auch fündig. Und auch dort wird anhand tabellarischer Übersichten auch klar, dass die Rentenversicherung die Ausgabenseite nicht so gerne zeigen möchte. Denn bei den Einnahmen werden die Monatseinnahmen darunter als Jahres-Gesamtsumme addiert, bei der Ausgabenseite komischerweise nicht. Hier zeigt man nur die Monatswerte – damit niemand auf die Idee kommt mal die 12 Monate zu addieren? Wer das macht und im Schnitt 24,9 Milliarden Euro x 12 Monate rechnet, kommt für 2020 auf Ausgaben der Rentenversicherung von 298,8 Milliarden Euro. Damit ergibt sich als ein Defizit von 74,8 Milliarden Euro in 2020. Auch die Vorjahre sahen nicht besser aus, und die kommenden Jahre werden wohl strukturell immer schlechter ausfallen.

Wie immer wird dieses Defizit durch Zuschüsse aus dem Steuerhaushalt gedeckt werden. Wie in den Vorjahren auch, so ist die Rentenversicherung also auch in 2020 übelst defizitär. Und dank der raschen Überalterung der Gesellschaft (viele neue Rentner, wenige neue Einzahler) und den neuen Sonderkosten der Rentenversicherung (Mindestrente usw) wird das Defizit immer weiter anwachsen. Da die Politik den Jungen wohl kaum immer weitere Beitragsanstiege zumuten will, und den Rentnern genau so wenig Rentenkürzungen (es sind ja beides Wählergruppen), vermute ich folgendes: Da die deutsche Politik offenkundig überhaupt nicht in der Lage ist große Reformen anzugehen, wird man weiter nur ein Pflaster auf die Wunde kleben. Man wird den Steuerzuschuss für die Rentenversicherung immer weiter hochschrauben müssen.

Wird es nach Corona wieder sprudelnde Steuereinnahmen geben, wird das nicht so sehr auffallen, weil man dann die Steuern nicht erhöhen muss. Wundern würde man sich nur, warum bei immer höheren Steuereinnahmen die Ausgaben des Staates auch immer weiter ansteigen (weil er halt mehr und mehr an die Rentenversicherung überweist). Richtig auffallen würde diese Renten-Praxis wohl in einer länger anhaltenden konjunkturellen Schwächephase, wo die Steuereinnahmen nicht erneut in den Himmel wachsen. Dann müsste man für die Stützung des maroden Rentensystems die Steuern erhöhen.



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6 Kommentare

  1. Das musste doch so kommen. Konrad Adenauer fragte bereits, als er die Gesetzesentwürfe für die Rentenversichung laß, wie lange das wohl funktionieren wird. Na ja, bis heute und ein paar Tage. Alles wird geschoben und geschoben. Zwischendurch wurden auch ein paar Dinge über die RV finanziert, für die diese nicht zuständig ist. So die Heimholung der Rußland-Deutschen vom grünen Herrn Fischer.
    Als ich 65 wurde, bekam ich die reguläre Altersrente. Da diese zum Leben zu gering war, suchte ich mir zusätzlich einen Halbtagsjob. Daraufhin wurde die Rente auf meinen Arbeitslohn aufgeschlagen und somit beides versteuert. Ich durfte also für meine kleine Rente 20 Prozent Steuern zahlen und extra noch 50 Euro für die Krankenkasse. Als meine Frau starb, bekam ich keine Witwenrente, weil mein Einkommen aus dem Halbtagsjob, zuzüglich der Altersrente zu hoch war. Also liebe Rentner, übt euch in Bescheidenheit. Nur das Kreuz bei der nächsten Wahl, das macht ganz fett, an genau der richtigen Stelle, oder wandert aus. Habe da interessante Berichte über Österreich und die Niederlande gelesen.

  2. Kurzfristig- Denker

    Ja die Rentensysteme sind dank der Tiefstzinsen kaputt in den meisten Ländern.In den USA müsste meines Wissens die Anlagen der Altetsvorsorge ca. 8% Rendite bringen.Wenn die Aktienkurse auf hohem Niveau anstehen ist auch dort Schluss mit lustig.Das sind die Nebenwirkungen der Tiefzinsen, darum ärgere ich mich jedesmal wenn Schuldenaufnahme des Staates mit Negativzinsen als GUTES GESCHÄFT bejubelt wird.

  3. @HansH.
    Sie scheinen zwar die grundsätzlichen Probleme und Fakten ansatzweise zu begreifen, ziehen aber wie so viele die völlig falschen Schlüsse und missachten zeitliche und statistische Kausalitäten ebenso, wie die historisch verankerten Tatsachen. Tragischerweise trotz oder gerade wegen Ihrer Erfahrung aufgrund des fortgeschrittenen Alters. So darf es auch nicht verwundern, dass es natürlich einmal wieder ein Grüner war, der die Schuld an allem trägt. Wer auch sonst.

    1.) Interessanterweise nahm jedoch tatsächlich der Zuzug von (Spät-)Aussiedlern und ihren Familienangehörigen zu Zeiten des grünen Außenministers Joschka Fischer deutlich ab. Der Höhepunkt der Zuwanderung lag weit früher, nämlich im Zeitraum einer Dekade, entsprechend fast 2,5 Regierungsperioden. Von wem?
    https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61643/spaet-aussiedler

    2.) Wer hat bis dahin als Juniorpartner immer tatkräftig mitgeholfen? Wer war zwischen 1969 und 1998 ununterbrochen an der Bundesregierung beteiligt?

    3.) Sie erkennen ganz richtig, dass zwischendurch auch ein paar Dinge über die RV finanziert wurden, für die diese nicht zuständig ist. Könnte es vielleicht sein, dass die RV seit Ende der 80er Jahre plötzlich für Aber-Millionen von rein-deutschen Neu-Rentnern zuständig ist, die nie einen Cent in die Solidargemeinschaft einbezahlt haben, weil sie natürlich gar nicht die Möglichkeit dafür hatten?
    https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/zahlen-und-fakten-zur-deutschen-einheit/212659/die-frage-nach-den-kosten-der-wiedervereinigung
    https://www.stern.de/politik/deutschland/rentenkasse–politiker-bedienen-sich-und-lassen-andere-die-zeche-zahlen-7348362.html

    4.) Wenn sich der große und altehrwürdige Konrad Adenauer bereits anno dazumal in den Gründerjahren etwas fragte, war es sicher nicht, wie lange etwas funktionieren würde oder könnte. Im Gegenteil war es sein eigener fataler Denkfehler, zu glauben, dass „die Leute immer genügend Kinder kriegen werden“. Umfragen hatten ergeben, dass das Ansehen Adenauers und der CDU in der Wählergunst gesunken war und dass die Oppositionsparteien über mehr als die Hälfte der Stimmen verfügten. Es war Adenauer selbst, der die Umsetzung der von ihm ungeliebten Reform vorantrieb, um sie noch vor der Bundestagswahl abzuschließen. Er machte die weit verbreitete Altersarmut zum zentralen Wahlkampfthema. Die Rentenreform wurde aufgrund ihrer Popularität zum Wahlkampfinstrument.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenreform_1957

    5.) Am Ende war es der ordoliberale, katholisch-konservative CSU-Politiker Ludwig Erhard, der einen Hauch sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit in das amerikanisch angehauchte, „freie“ System wild wuchernder Wirtschaft verankerte. Während gleichzeitig der BDI (Bund der Deutschen Industrie) zunehmend Absprachen direkt mit Adenauer pflegte und Erhard einfach überging.
    Zum Glück war der Alte aus Rhöndorf von Anfang an eine wirtschaftlich-sozial-innenpolitische Niete und lieber weiterhin Selbstdarsteller, Kaiser, König, Kanzler und Außenminister in einer Person. Somit nicht fähig, nicht willens und nicht mit der nötigen Macht und Kompetenz ausgestattet, sich der anderen, perfiden, hinterfotzigen, zugleich so smarten, sanften und verführerischen, wie verlogenen und knallharten Besatzungsmacht aus dem fernen Westen vollends zu unterwerfen.

    Trotz all des neuen Wissensstandes in der Retrospektive scheut man sich wider allen besseren Wissens dennoch nicht im Geringsten, selbst die erzkatholische Konservendose Erhard aus der CSU als Begründer eines linksgrünen Sozialismus zu bezeichnen, während man Adenauer und BDI zusehends verblendet und Fakten vergessend und verdrängend als Symbol für Freiheit und Zukunft steht.

    Also üben Sie sich in Bescheidenheit und denken Sie erst einmal nach, bevor Sie für fette Kreuze an der richtigen Stelle plädieren. Dies gilt für Österreich umso mehr.

  4. Die Renten in Deutschland sind wesentlich niedriger als in Österreich, Italien, Spanien, Schweiz usw.. Wessen Schuld das ist, hinterfragt der Michel nicht. Er wählt Politiker die das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster werfen. Es ist einfach unerklärlich, wenn Rentner, Politiker wählen die ihnen 50% der Rente gestohlen haben und sie noch mit mehr Steuern und mehr Beiträgen belegen!
    Die Rentenkassen wurden einfach durch kriminelle Vereinigungen, genannt Parteien geplündert.

  5. Alles klar, allein nur bei den Defiziten der Rentenversicherungen ist mit Gelddrucken wohl nie mehr Schluss. Es lebe das EZB-Perpetuum-Mobile-Finanzsystem.

  6. Pingback: Meldungen vom 09.02.2021 | das-bewegt-die-welt.de

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