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Rettungsanker Nord Stream 2? „Sanktionen ohne ernste Folgen für Export“

Gas auf Herd

Was wird aus Nord Stream 2 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine? EU-Sanktionen gegen Russland werden wahrscheinlich nicht zu einer sofortigen Reduzierung von Gaseinkäufen führen, machte Maria Belowa, Forschungsdirektorin Vygon Consulting, gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti deutlich. Vygon Consulting berät russische Öl- und Gasunternehmen.

Angst vor Problemen bei der Versorgung mit Gas unbegründet?

„Ein schmerzhaftes Szenario wäre der physische Wegfall oder die Beschädigung von Gastransportkapazitäten. Aber auch hier gibt es die gute Nachricht: Nord Stream 2 ist mit Gas gefüllt und vollständig bereit für die Inbetriebnahme. Bei anderen Szenarien müssen wir abwarten“, so Belowa. Sie rechnet nicht damit, dass die nächste Sanktionsreaktion der EU-Länder eine sofortige Reduzierung der Käufe von russischem Gas nach sich zieht.

Dazu merkte die Analystin an, dass der Markt unter den derzeitigen Bedingungen der begrenzten Gasversorgung in der Welt und der geringen Reserven in europäischen Gasspeichern eine Änderung des Exportvolumens bei jedem Lieferanten feststellen werde, auch wenn dies nur geringfügig sei. Der Brüsseler Think Tank Breugel beobachtet anhand von Zahlen vom europäischen Verband der Fernleitunsgnetzbetreiber Entsog, wie sich die aktuelle Gasimportlage für Europa darstellt. Darunter sind die aktuellen Gasimportlieferungen aus Russland.

Deutschland ringt um Unabhängigkeit vom russischen Gas

Wie Deutschland aus der Energieabhängigkeit von Russland aussteigen kann, ist bei galoppierenden Energiepreisen eine Frage. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock signalisierte im ZDF in Was nun?, dass Kohlekraftwerke länger laufen könnten. Die Frage zu einer längeren Laufzeit der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland überhörte sie offenbar. Diese heilige Kuh der Energiewende scheint unantastbar zu sein. Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung könnte sonst vom Wagen zum Wagnis werden.

Auf Seite 5 steht der Schlüsselsatz, um den die Ampel bis zum Schluss gerungen hat. „Schritt für Schritt beenden wir das fossile Zeitalter, auch, indem wir den Kohleausstieg idealerweise auf 2030 vorziehen und die Technologie des Verbrennungsmotors hinter uns lassen.“ Idealerweise ist der Kompromiss, der zum Einvernehmen verhalf. Die Kernkraft ist jedoch ein ganz anderes Kaliber. „Am deutschen Atomausstieg halten wir fest“, postulieren die Ampelkoalitionärinnen und Ampelkoalitionäre auf Seite 55.

Nord Stream 2 politisch nicht erwünscht

Deutschland sei zu 50 Prozent auf Kohle aus Russland angewiesen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Medien zufolge am 24. Februar in Berlin. Diversifizierung und Reserven wie beim Gas seien nötig. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern einschließlich Kohle, Gas und Öl, müsse „so schnell wie möglich überwunden werden.“ Dazu sei es notwendig, „den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen.“ Die »Bräsigkeit und Bequemlichkeit“ beim Aufbau einer klimafreundlichen Energieversorgung in Deutschland sollen nun einem »hartem Wirklichkeitstest« unterzogen werden, erklärte Habeck. Der Kohleausstieg bis 2030 ist für ihn weiterhin Programm. Zugleich ist die Diskussion, ob und wann Nord Stream 2 kommt, nicht abgeschlossen. Dass die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 nicht in den nächsten Monaten und Jahren erfolgen werde, erklärte CDU-Parteichef Friedrich Merz im Deutschlandfunk. Sie sei so nicht genehmigungsfähig. Alles inklusive die Energiepolitik stehe bei diesem Realitätsschock durch Putins Militäroffensive in der Ukraine auf dem Prüfstand.



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