Die Bundesagentur für Arbeit rechnet in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Neben saisonalen Effekten ist nun auch die Rezession der deutschen Industrie am Arbeitsmarkt spürbar.
Rezession und saisonale Effekte
Zwar dürften die am kommenden Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen nochmals einen Rückgang der Arbeitslosigkeit anzeigen, spätestens ab November rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) jedoch bedingt durch jahreszeitliche Effekte mit einem beginnenden Abschwung am deutschen Arbeitsmarkt.
Ein weiterer Grund für die von der Bundesagentur (BA) erwartete Eintrübung rührt aus der konjunkturellen Entwicklung: Das für Oktober ermittelte Arbeitsmarktbarometer der IAB, eine Tochter der BA, zeigt einen sich nach kurzer Erholung wieder fortsetzenden Abwärtstrend bei der Einstellungsneigung in Deutschland:
Auch die Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland bestätigen eine heraufziehende Rezession. Gemäß IHS Markit waren zuletzt neben dem Auftragseingang und der Produktion auch die Beschäftigung rückläufig. Der Gesamtindex für das deutsche verarbeitende Gewerbe stürzte auf den tiefsten Stand seit 2009:
Die Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist zwar in Deutschland noch gering ausgeprägt, dennoch leiden die Erwartungen für das zukünftige Einkommen bereits spürbar (siehe Tabelle unten). Der Grund dafür liegt darin, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter, vor allem die Hochqualifizierten, halten möchten, aber gleichzeitig wegen des massiven Kostendrucks die Kurzarbeit hochfahren. Für die betroffenen Arbeitnehmer bedeutet dies signifikante Einkommenseinbußen.
Dass die Stimmung beim Konsum langsam kippt, kann man an dem Abwärtstrend beim Konsumklima in Deutschland erkennen, das monatlich von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK) gemessen wird und am vergangenen Freitag erneut veröffentlicht wurde:
In den Zahlen sieht man deutlich, wie das Thema Rezession analog zu den Konjunkturerwartungen eine immer größere Rolle spielt. Herrschte im Oktober 2018 noch ausgeprägter Optimismus in Sachen Konjunkturerwartung vor, so ist dieser Wert Ende Oktober auf -13,8 regelrecht abgestürzt.
Zwar wird für Oktober nochmals mit einer rekordniedrigen Arbeitslosenzahl gerechnet, doch das liegt hauptsächlich an dem starken Anstieg der Kurzarbeit, die die Freisetzung von Arbeitskräften noch verhindert. Der Abbau der Arbeitslosigkeit hat sich im Verlauf dieses Jahres bereits spürbar verlangsamt: Der Rückgang schwächte sich im Vergleich zum Vorjahr von Monat zu Monat weiter ab. Im September gab es ca. 22.500 Arbeitslose weniger als ein Jahr davor. Im Vergleich dazu hatte der Abstand im Februar 2019 zum Vorjahresmonat noch 173.200 Stellen betragen.
Fazit und Ausblick
Die bislang als Stütze des deutschen Konsums gefeierte Robustheit des Arbeitsmarktes gerät allmählich in den Strudel des industriellen Abschwungs. Die Stimmung der Arbeitnehmer ist bereits gekippt. Dazu kommt in den nächsten Monaten noch die witterungsbedingt geringere Nachfrage nach Arbeitskräften in saisonabhängigen Branchen. Berücksichtigt man die weiterhin rückläufige Auftragslage in der Industrie, dann sind für die nächsten Monaten weitere Freisetzungen von Arbeitskräften vorprogrammiert.
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…und die Börsen steigen weiter
Seit wann haben „Börsen“ etwas mit Wirtschaft zutun?
Die Börsenkurse steigen deshalb weiter, weil alles nachgedruckte Geld (Fiatmoney) der EZB wegen Anlagenotstand dorthindrückt. Mit Wirtschaft hat das freilich nichts mehr zu tun.