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Rezession – warum US-Aktienmärkte besonders leiden dürften

Die Folgeerscheinungen einer US-Rezession sind furchteinfößend. Die Marktkapitalisierung aller US-Börsen seit 2009 von 10 auf fast 40 Billionen Dollar gestiegen

Eine Rezession, also die Schrumpfung der Wirtschaft, ist Teil eines marktwirtschaftlichen Konjunkturzyklus. Sie treten im Schnitt alle zehn Jahre auf – in den USA gab es in den vergangenen 100 Jahren bereits elf mal einen solchen Schrumpfungsprozess. Und sie sind nicht zu verhindern, auch wenn man dies in Australien nach mittlerweile 27 Jahren weiterhin versucht.

Eine Rezession ist schmerzhaft für Unternehmen, für den Konsumenten sowie besonders für den Staat, der im Zusammenspiel mit der Notenbank diese immer wieder – zumeist vergeblich – hinauszuschieben versucht. Es ist die Angst vor Steuerausfällen und Wählerverlusten. Die Nation, die es in der nächsten Rezession mit am stärksten treffen könnte, ist ausgerechnet diejenige, die über Jahre hinweg das Wirtschaftsgeschehen dominiert hat – die Vereinigten Staaten von Amerika. Dazu ein paar Gründe!

Die wirtschaftliche Dominanz der USA und ihre Gefahren im Falle einer Rezession

Die USA mit ihrem Bruttoinlandsprodukt von zuletzt 20,5 Billionen Dollar haben einen überaus dominanten Aktienmarkt. Seine Marktkapitalisierung entspricht bereits inzwischen circa 50 Prozent der gesamten Weltbörsen –  und das bei einer Bevölkerung von gerade mal 327 Millionen Menschen, also nicht einmal 5 Prozent der gesamten Menschheit. Wenn es zu einer Rezession kommt, leiden darunter ganz besonders die Aktienmärkte und dies mit einem zeitlichen Vorlauf von 6-12 Monaten zu dem Ereignis. Für die USA bedeuteten diese Wirtschaftseinbrüche in der Vergangenheit Verluste am Aktienmarkt zwischen milden 20 und heftigen 57 Prozent, infolge der letzten Finanzkrise.

Bei seinem letzten Tief im März 2009 lag der S&P 500 gerade mal bei 666 Punkten, am letzen Wochenende hatte er bei 2923 Punkten geschlossen, die Performance entspricht mehr als einer Vervierfachung. Die Marktkapitalisierung aller US-Börsen ist in dieser Zeit von unter 10 auf fast 40 Billionen Dollar gestiegen. Zum Vergleich:  der numerische Wert der deutschen Aktienmärkte beträgt lediglich  2,2 Billionen Euro.

In den USA haben sehr viele Menschen Aktien und Aktienfonds in ihren Portfolios und sind in ihrer Altersvorsorge von den „pension funds“ des Staates abhängig. Man spricht von einem Anteil der Bürger mit Aktienbesitz von deutlich über 50 Prozent, während dies in Deutschland gerade mal 15 Prozent ausmacht.

 

Der gigantische Vermögensverlust bei einer Rezession

Geht man von einer moderaten Rezession mit nur 30 Prozent Aktienrückgang aus, so entspräche dies bereits einer Summe, die dem gesamten Bruttoinlandsprodukt des chinesischen Staates eines ganzen Jahres entspricht. Natürlich beträfe diese Summe nicht nur die Amerikaner, sondern auch viele ausländische Investoren, aber kann man in der nächsten Rezession tatsächlich einen so moderaten Kursrutsch erwarten, angesichts der großen Schuldenorgie der Amerikaner?

Die Folge eines auch nur moderaten Aktiencrashs wäre ein unweigerlicher Einbruch des US-Konsums, der für 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts verantwortlich ist. Bereits ohne den Verlust des Arbeitsplatzes müsste der Durchschnittsamerikaner seine Konsumgewohnheiten gewaltig einschränken. Bei einem Einbruch der Aktienmärkte um 50 % wäre bei diesen riesigen Vermögenseinbußen in den USA erst einmal „Land unter“!

Wobei wir bei der Achilles-Ferse der US Gesellschaft angekommen sind.

 

Fazit

Auch wenn eine US Rezession unbedingt notwendig wäre, um Teilbereiche der Wirtschaft wie die zahlreichen zombiefizierten Unternehmen im Sinne der Schumpeterschen Zerstörung zu bereinigen (von anderen manipulierten Märkten erst gar nicht zu reden), sind die Folgeerscheinungen doch ganz schön furchteinfößend – zumindest für die Amerikaner, die sich an diesen Wohlstand gewöhnt haben.

Aus den oben genannten Zusammenhängen wird deutlich, warum sich US-Regierung und Federal Reserve vermutlich mit aller Macht gegen eine kommende Rezession stemmen werden. Aber ganz besonders US Präsident Trump, der in den letzten Monaten nicht müde wurde, von der besten US-Wirtschaft seit Menschengedenken zu sprechen. Ein Aktieneinbruch in der Phase des Wahlkampfes würde nicht nur seinen bisherigen Slogan „Make America great again“ konterkarieren, sondern gleichzeitig seinen nächsten „Keep America great“ ins Lächerliche hieven.

Womit wir wieder beim Wechselspiel Handelskrieg und Aktienmärkte wären..

 

Eine Rezession würden den Amerikanern einen gigantischen Vermögensverlust bescheren



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10 Kommentare

    1. @Columbo, was an Max Otte merkwürdig ist: er spricht die ganze Zeit von Crash, ist aber in seinen Depots long only – tut also nicht, was er sagt..

      1. @Markus
        aber 40% Cash sind nicht besonders bullisch, oder?

        1. @Columbo. Hallo. Ja, es gehört für mich zu den rätselhaften Phänomenen, warum es aktiven Fondsmanagern immer noch gelingt für ihre Produkte so erfolgreich zu werben. Immer wieder wird veröffentlicht, wie wenigen es gelingt, die großen Indizes zu schlagen. Auf Jahresfrist 20 zu 80 %, vielleicht Pi mal Daumen, auf Sicht von fünf oder zehn Jahren sind es nur noch eine Handvoll. Man braucht sich nur die Musterdepots in Zeitschriften wie Euro am Sonntag oder sogar dem Handelsblatt anzusehen. In der Werbung erscheinen immer nur die Gewinnerfonds des Vorjahres, die 80 % Verlierer bleiben ein Geheimnis. Wie lange noch? Der Siegeszug der ETFs (in großen Indizes, nicht in allen Splitterkategorien) ist vermutlich unaufhaltsam, aus Performance- und Kostengründen. Aber es gibt in jedem Jahr die Glückstreffer, manchmal auch über mehrere Jahre hinweg, wenn es einem gelingt, einen „Tenbagger“ abzufischen. Wer im letzten Jahrzehnt in seinem Fonds eine FAAG-Aktie übergewichtet hatte (zum Beispiel Amazon), der konnte auch mehrere Krücken dazugepackt haben, ohne dass er groß abfiel? Aber was bedeutet das für die Zukunft? Kurzum: Fondsmanager müssen in den Medien wie entrückt für Ihre Produkte werben. Der beste und vielleicht zugleich dümmste Spruch ist der, dass man in der Baisse einfach die richtigen Aktien im Depot haben muss. Wenn es kracht, fällt am Ende alles: „Geht Butter, geht Käse“, oder „mitgefangen, mitgehangen“, um noch ein paar Platte Sprüche zum Besten zu geben. Außer Gold (in gewissen Phasen).
          Viele Grüße nach Südtirol

          1. Der Spruch ist schon richtig, Sie möchten doch sicher nicht die -90% im Depot haben sondern lieber den -20% oder sogar trotz Baisse ein plus bei so mancher Aktie. Gabs in den letzten Krisen, wird s also wahrscheinlich wieder geben.
            Dass diese Herren, die am lautesten schreien, das auch können, d.h. es noch lange nicht.

            Bei dem Punkt mit den Mustrdepots habe ich nicht ganz verstanden, was Sie sagen möchten.
            Interessant ist der ein oder andere Fonds durchaus schon, wie z.B. der in der Euro am Sonntag vorgestellte Comgest Monde, klare Überrendite über mehrere Jahre, allerdings wird die mit der Zeit niedriger. Für mich interessant, sich dann einmal das Portfolio und die Anlagestrategie anzugucken

          2. Bei Otte schätze ich nicht seine Fondsmanagerfähigkeit. In dieser Hinsicht sind in meinen Augen mehr oder weniger alle gleich schlecht, weil das Geschäftsmodell als solches überholt ist.
            Bei Otte schätze ich aber seine Analyse-und Prognosefähigkeit bezüglich der Systemrisiken an den Finanzmärkten. Er hat das schon einmal bewiesen, im Gegensatz zu den uns allen bekannten dauerschreienden Crashpropheten.

      2. Ja, diesen Spagat bekommt Max Otte nicht hin. Wie auch? :-)

  1. „Land unter“ wird auch wegen Klimawandel bald ein Thema an der Wall Street sein. Zum Glück haben die dort so viele Hochhäuser.

  2. Vielen Dank für diesen Artikel, Herr Müller. Die von Ihnen genannten Fakten verdeutlichen die Lage und machen so anschaulich, worauf wir zusteuern.

  3. Ja nun wenn der Herr Otte 40% in Bargeld ist u.den Rest abgesichert hat , ist er bereit für eine Baisse, die er auch andeutet.

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