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Warum der Robinhood-Aktie harte Monate bevorstehen

Börsenhandel über Laptop und Smartphone

Gestern früh berichteten wir von den Quartalszahlen des in den USA schwer angesagten Onlinebrokers Robinhood. Er und auch deutsche Neobroker haben das Merkmal, dass sie für Privatanleger die Gebühren für den Aktienhandel komplett abgeschafft haben. Man verdient stattdessen sein Geld damit, dass man von Handelsplätzen dafür entlohnt wird, dass man die Orders der Privatkunden eben genau an diesen bestimmten Handelsplatz leitet.

Auf den ersten Blick tolles Wachstum bei Robinhood

Mittwoch Abend meldete Robinhood seine Zahlen, und gestern verlor die Aktie im regulären Handel 10,2 Prozent an Wert. Im Chart sehen wir die Aktie seit ihrem Börsengang Ende Juli. In den letzten Tagen geht es stetig begab. Die gestrige Reaktion der Aktie auf die Quartalszahlen ist da nur ein weiterer Nackenschlag. Auf den ersten Blick war alles bestens. Denn der Umsatz stieg im Jahresvergleich von 244 auf 565 Millionen Dollar. Aber der Verlust stieg deutlich auf 502 Millionen Dollar nach +57 Millionen Dollar im Vorjahr. Die Einlagen bei Robinhood stiegen im Jahresvergleich on 33 auf 102 Milliarden Dollar. Die Anzahl der Konten stieg im Jahresvergleich um 151 Prozent auf 22,5 Millionen – ein beeindruckendes Wachstum!

Alleine der Dogecoin macht einen beträchtlichen Anteil des Erfolgs aus – das ist ein Problem

Jetzt kommen wir aber wirklich zum Problem für Robinhood. Mehr als die Hälfte der transaktionsbasierten Einnahmen stammten im 2. Quartal aus dem Handel mit Kryptowährungen, nämlich 233 Millionen Dollar. Und davon wiederum stammen 62 Prozent nur aus dem Handel mit dem Dogecoin! Nochmal… Dogecoin! Es ist diese kleine gammlige Spaß-Kryptowährung, die eigentlich nur bekannt wurde, weil Elon Musk sie mit mehreren Tweets bekannt und beliebt machte. Sie ist einfach zu zocken, weil sie im Cent-Bereich notiert. Wer auf den Kursverlauf des Dogecoin schaut, der sah zwar Anfang des 2. Quartals viel Action, aber zum Ende des 2. Quartals und jetzt im aktuellen 3. Quartal ist die Luft raus.

Der große Umsatzschub bei Robinhood basierte im 2. Quartal extrem auf dem Boom bei Kryptowährungen, und hier wie gesagt vor allem auf dem Dogecoin. Der Anteil der Kryptowährungen an den Einnahmen des Brokers stieg vom 1. auf das 2. Quartal von 17 Prozent auf über 51 Prozent. Für das laufende 3. Quartal erwartet Robinhood laut Mitteilung von Mittwoch Abend, dass saisonale Gegenwinde und geringere Handelsaktivitäten in der gesamten Branche zu geringeren Erträgen und deutlich weniger neuen Konten als im vorangegangenen Quartal führen werden. Der Broker warnt sogar selbst davor, dass ein Rückgang in der Handelsaktivätit beim Dogecoin ein Problem sein könnte. Wenn die Nachfrage nach Dogecoin-Transaktionen zurückgeht und nicht durch eine neue Nachfrage nach anderen Kryptowährungen, die auf unserer Plattform gehandelt werden können, ersetzt wird, könnten unser Geschäft, unsere Finanzlage und unsere Betriebsergebnisse negativ beeinflusst werden, so Robinhood in seiner Mitteilung.

Privatanleger wetten nicht gerne auf fallende Märkte

Wer länger an der Börse unterwegs ist und das Verhalten von Privatanlegern kennt, der weiß: Egal ob Deutsche oder Amerikaner, sie handeln in der Regel nur steigende Kurse. Fallen die Märkte, wartet man auf günstigere Einstiegskurse. Denn fallende Kurse werden als etwas Schlechtes empfunden, und mit schlechten Dingen beschäftigt man sich ungerne. Nur sehr wenige Privatanleger machen Leerverkäufe in Aktien oder wetten auf fallende Kurse mit Put-Optionen oder CFDs. Das bedeutet für Robinhood: Man hat ein Problem, denn zu Ende des 2. Quartals waren viele Kryptowährungen abgesackt. Auch wenn sie sich derzeit etwas erholen, so kann man erwarten, dass viele Privatanleger im aktuellen Quartal weniger handeln. Auch viele Highflyer-Aktien wie AMC, Gamestop, Wasserstoff, Cannabis etc sind Ende des 2. Quartals ausgepowert gewesen, und geben auch im aktuellen Quartal kein gutes Bild ab. Man kann also auch hier nicht von viel Zocker-Volumen ausgehen – es sei denn, vor allem die Krypto-Märkte springen in den nächsten Wochen wieder kräftig an – bis Ende September sind es ja noch ein paar Wochen.

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Gerade mal 52 Millionen Dollar der transaktionsbasierten Umsätze bei Robinhood stammten aus dem Aktienhandel, aber 165 Millionen Dollar aus dem Handel mit Optionen. Und hier kann man davon ausgehen, dass ein Großteil der Options-Zockerei stattfand bei Highflyern wie AMC, Gamestop und Co. Wenn da nicht wieder Action zurückkommt in angesagte Zockerpapiere für Privatanleger, könnte auch der Options-Umsatz bei Robinhood ein Problem im 3. Quartal darstellen.

Fazit

Abschließend kann man sagen: Der Robinhood-Aktie stehen schwere Monate bevor. Man kann erwarten, dass die Zahlen für das dritte Quartal nicht besonders rosig ausfallen. Was aber jederzeit in dieser Aktie passieren kann, ist ein Szenario wie am 4. August, als die Aktie plötzlich durch die Decke schoss, weil bekannt wurde, dass die Fondsmanagerin Cathie Wood ihre Anteil an der Aktie aufgestockt hatte. Robinhood kann ähnlich wie AMC, Gamestop und viele andere Aktien in den letzten Monaten plötzlich stark ansteigen, wenn sich zu einem bestimmen Zeitpunkt genug Privatanleger zusammenfinden, die aufgrund eines bestimmten Anlasses meinen, eine bestimmte Aktie kurzfristig hypen zu müssen. Also: Ein mauer Kursverlauf ist bis den nächsten Quartalszahlen denkbar, aber jederzeit kann ein kurzer, plötzlicher Zocker-Hype auftreten.

Chart zeigt Kursverlauf der Robinhood-Aktie seit ihrem Börsengang
TradingView Chart zeigt Robinhood-Aktie seit ihrem Börsengang Ende Juli.



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