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Rohöl: Das globale Überangebot bringt die OPEC in die Bredouille

Doch selbst wenn die Mitglieder der OPEC ihre Produktion tatsächlich drosseln, wird in den kommenden Monaten mit mehr Rohöl aus Nicht-OPEC Staaten wie den USA, Kanada, Brasilien und Norwegen für den Weltmarkt gerechnet, was einen Produktionsrückgang des Kartells überkompensieren würde.

Auch Russland, das am Freitag zu den Verhandlungen in Wien dazustößt, hat in den letzten Jahren mitgeholfen, die Förderkürzungen effektiv werden zu lassen, wünscht aber jetzt eine Neuberechnung seiner Förderlimite im Einklang mit den OPEC-Staaten. Russland möchte wieder mehr Rohöl exportieren.

Preise für Rohöl leiden unter Überangebot

Der Preis für Rohöl der Marke Brent lag am Mittwochnachmittag bei knapp 64 US-Dollar pro Barrel, ein Plus von gut 3,8 Prozent im Vergleich zum Vortag. Pünktlich zur OPEC-Konferenz sind die Lagerbestände in den USA signifikant um fast fünf Millionen Barrel gesunken, was dem Preis heute kräftig Auftrieb gab. Dies war der erste Rückgang seit Mitte Oktober. Die Preise für Rohöl erreichten im April noch fast 75 US-Dollar pro Barrel, nachdem die USA Exportsanktionen gegen den Iran und Venezuela verhängt hatten. Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und China belasten neben anderen Faktoren jedoch die Weltwirtschaft und ließen die Preise wieder abrutschen.

Rohöl Brent Preisverlauf

West Texas Intermediate, das US-amerikanische Rohöl, notierte am Mittwochnachmittag bei rund 58,40 US-Dollar pro Barrel. Sollte die OPEC weitere Förderkürzungen beschließen, könnte der Preis für Rohöl wieder in Richtung der Niveaus vom April dieses Jahres ansteigen – abhängig von der Höhe der Kürzungen und natürlich der Umsetzungsdisziplin.

Wenn, wie zuletzt zu beobachten war, andere OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten die Kürzungen Saudi-Arabiens erneut als Einladung betrachten, selbst mehr zu fördern, dann werden auch von dem kommenden Kartell-Meeting keine nachhaltig positiven Impulse für den Ölpreis ausgehen.

Fazit und Ausblick

Der Anteil der OPEC an der weltweiten Fördermenge liegt nur noch bei knapp 40 Prozent. Länder wie die USA und Russland, die dem Kartell nicht angehören, gewinnen auf dem Weltmarkt immer mehr an Einfluss. Dies schmälert die Macht des Kartells, was in Bezug auf die Preisentwicklung positiv für die Abnehmerstaaten ist.

Anderseits sind Länder wie Saudi-Arabien weiterhin auf Gedeih und Verderb auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft angewiesen. Da dies jedoch auch für Russland gilt und auch die US-Fracking Industrie mit Preisen unter 50 US-Dollar pro Barrel WTI-Rohöl schlecht leben kann, ist eine Förderkürzung bis weit ins zweite Quartal 2020 hinein sehr wahrscheinlich.
Ob diese dann ausreicht, um die wegbrechende Nachfrage auf dem Weltmarkt zu kompensieren und den Ölpreis zu stabilisieren, hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Weltwirtschaft sich auch im ersten Halbjahr 2020 weiter abkühlt oder dank massiver geldpolitischer Stimuli doch noch die Kurve kriegt.

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